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Die Welträtsel
Buch

Die Welträtsel

Gemeinverständliche Studien über monistische Philosophie

Bonn, 1899
Diese Ausgabe: Kröner, 1984 Mehr

Literatur­klassiker

  • Naturwissenschaften
  • Moderne

Worum es geht

Ein Glaubensbekenntnis für das wissenschaftliche Zeitalter

Die Welträtsel war eines der einflussreichsten Bücher am Anfang des 20. Jahrhunderts. Es füllte eine Lücke, die viele Menschen nach der Darwin’schen Revolution schmerzlich empfanden: Die Entwicklung des Lebens war also auch ohne Schöpfergott erklärbar, aber was trat an dessen Stelle? Haeckels Buch ist nichts weniger als der Versuch, eine geschlossene Weltanschauung auf naturwissenschaftlicher Basis zu schaffen, sozusagen eine Religion ohne Glauben. Seine Grundannahmen: Geist und Materie sind nicht zwei verschiedene Dinge, vielmehr ist der Geist eine untrennbare Eigenschaft der organischen Materie; es gibt somit auch keine unsterbliche Seele. Die gesamte Natur ist beseelt; es besteht kein prinzipieller Unterschied zwischen niederen und höheren Lebewesen, sondern nur ein gradueller. Haeckel wollte keineswegs die Religion oder Spiritualität an sich abschaffen. Was er aber bekämpfte, war der Glaube an das Wunder, das Unerklärliche, der kirchliche Dogmatismus – und jener Anthropozentrismus, der den Menschen als Mittelpunkt der Welt und als Ziel der Evolution sah. Wer ein Gefühl dafür bekommen will, wie sehr Darwins Erkenntnisse das damalige Weltbild umwälzten, der liest das Buch auch heute noch mit Gewinn.

Take-aways

  • Haeckels Buch Die Welträtsel ist der Versuch, die uralten Fragen nach der Entstehung des Lebens und der Herkunft des Menschen zu beantworten.
  • Laut Haeckel hat Darwins Evolutionstheorie die Sicht auf die Welt revolutioniert und erstmals ein schlüssiges Konzept für die Vielfalt der Lebewesen geboten.
  • In allen Phänomenen des Lebens besteht ein Kontinuum vom Einfachen zum Komplexen.

Über den Autor

Ernst Haeckel wird am 16. Februar 1834 in Potsdam geboren. Auf Wunsch des Vaters studiert er ab 1852 Medizin, interessiert sich aber von Anfang an am meisten für Anatomie und Zoologie. Der Berliner Anatom Johannes Müller fördert seine Begeisterung und weckt sein Interesse für die Meeresbiologie. Obwohl Haeckel zwischenzeitlich Assistent bei dem berühmten Mediziner Rudolf Virchow ist und obwohl er nach der Promotion über ein physiologisch-anatomisches Thema noch sein medizinisches Staatsexamen ablegt und 1858 die Approbation als Arzt erhält, entscheidet er sich gegen die praktische Medizin und für die Wissenschaft. Auf einer Studienreise nach Sizilien entdeckt er über 100 neue Arten von Radiolarien (Einzeller), die er in einer Monografie beschreibt und zeichnet. 1861 wird er an der Universität Jena habilitiert. Auf einer Versammlung der Vereinigung Deutscher Naturforscher und Ärzte 1863 hält Haeckel eine viel beachtete Rede, in der er sich vehement für Darwins vier Jahre zuvor veröffentlichte Abstammungslehre starkmacht; dieser Einsatz macht ihn in Wissenschaftlerkreisen bekannt und setzt ihn öffentlichen Angriffen aus, die bis zu seinem Tod nicht abreißen sollen. Haeckels kämpferische, oft schroffe Art, seine starke Emotionalität bei gleichzeitig schneidendem Intellekt machen ihn zur Zentralfigur der Debatte, die weite Kreise der Gesellschaft erfasst. In zahlreichen Büchern schildert er die neue naturwissenschaftliche Weltsicht: Seine Generelle Morphologie der Organismen (1866) ist das erste Lehrbuch auf Grundlage der Evolutionstheorie und begründet u. a. die grafische Idee des Stammbaums der Lebewesen; über seine Natürliche Schöpfungsgeschichte (1868) sagt Darwin, Haeckel habe die Folgerungen aus seiner Abstammungslehre für den Menschen besser verstanden als er selbst. Endgültig berühmt wird er mit zwei Büchern, die um die Jahrhundertwende erscheinen: Die Welträtsel, das 1899 herauskommt und sofort ein Erfolg wird, und die ebenfalls ab 1899 zunächst in kleinen Heftfolgen erscheinenden Kunstformen der Natur, die auch zahlreiche Künstler des Jugendstils beeinflussen. Ernst Haeckel stirbt am 9. August 1919 in Jena.


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