Strafzölle, Abwertungswettläufe, Spekulationsblasen und der Aufstieg großmäuliger Populisten – das gab es alles schon mal und es hatte damals desaströse Folgen. Zwischen 1929 und 1939 gab es laut Charles Kindleberger keine Nation, die willens oder in der Lage war, sich der Rettung der Weltwirtschaft anzunehmen. Als er sein Buch 1971 abschloss, waren die USA gerade dabei, sich aus ihrer nach 1945 übernommenen Führungsrolle wieder zu verabschieden – auch das kommt einem bekannt vor. Nur einer der Gründe, diesen Klassiker der Wirtschaftsgeschichte heute wieder zu lesen.
Nationale Egoismen behinderten den Aufschwung nach dem Ersten Weltkrieg.
In einer Fernsehdebatte 1969 diskutierten die Ökonomen Milton Friedman und Paul Samuelson über die Ursachen der Weltwirtschaftskrise: Friedman schob die Schuld auf eine verkehrte amerikanische Geldpolitik, Samuelson auf eine Verkettung historischer Zufälle. Beides ist falsch, so wie viele andere Erklärungsversuche, die die Krise auf nur eine Ursache zurückführen. Die Wahrheit ist wie so oft komplizierter.
Es begann mit dem schwierigen Erbe des Ersten Weltkriegs: Die Konsumwünsche der Menschen waren nach Jahren der Entbehrungen groß, die Gütervorräte jedoch gering. Also schossen die Preise zuerst steil nach oben, um dann nach einem Anwachsen der Lagerbestände wieder abzusacken. In der Frage der Kriegsschulden und Reparationen hätten die Interessen der Beteiligten nicht unterschiedlicher sein können: Die Amerikaner bestanden darauf, dass die Alliierten ihre Kriegsschulden bei ihnen bezahlten, während Engländer und Franzosen den Schuldendienst von den eingetriebenen Reparationen Deutschlands abhängig machten.
In Deutschland führte die Doppelbelastung durch Schulden und Reparationen zur...
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