Rezension
Sowjetbürger erzählten gern folgenden Witz über ihr Arbeitsleben: „Wir tun so, als ob wir arbeiten, und sie tun so, als ob sie uns bezahlen.“ Widersprüchliche Ansichten zu hegen und an beide zu glauben – für den Sowjetmenschen war Orwells Doppeldenk-Prinzip überlebenswichtig. Masha Gessen zeichnet anhand der Lebensgeschichten von vier Kindern der Perestroika nach, wie sich der doppeldenkende „Homo Sovieticus“ über die wilden 1990er-Jahre hinüberrettete und im postkommunistischen Mafiastaat Wladimir Putins wieder auferstand. Selten war eine Analyse so düster und erhellend zugleich.
Zusammenfassung
Über die Autorin
Masha Gessen ist Journalistin und Buchautorin. Sie schreibt unter anderem fest für das Magazin The New Yorker. Gessen wurde in Moskau geboren, emigrierte als Teenager in die USA und kehrte 1991 nach Russland zurück, um die postsowjetische Wendezeit journalistisch und schriftstellerisch zu begleiten. Gessen zog 2013 wegen zunehmender Repressionen gegen Homosexuelle nach New York.
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