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Discorsi
Buch

Discorsi

Unterredungen und mathematische Beweisführungen zu zwei neuen Wissensgebieten

Leiden, 1638
Diese Ausgabe: Meiner, 2015 Mehr

Literatur­klassiker

  • Naturwissenschaften
  • Frühe Neuzeit

Worum es geht

Der Urknall der Physik

Galileo Galilei ist eine ebenso schillernde wie tragische Figur, wird er doch von manchen als Märtyrer für die Freiheit der Wissenschaften verehrt, von anderen als Urvater der Atombombe verdammt oder aber als Übersetzer der göttlichen Schöpfungslehre verklärt. Sein physikalisches Hauptwerk Discorsi zeigt von alldem eher wenig: Nüchtern und sachlich erklärt Galilei darin, warum der Riese Goliath nie gelebt haben kann, wie Kanoniere unter Zuhilfenahme der Mathematik die Reichweite ihrer Geschütze optimieren können und warum ein Hund zwar durchaus drei andere Hunde auf seinem Rücken tragen kann, ein Pferd aber nicht einmal ein einziges anderes Pferd. Isaac Newton baute auf Galileis Erkenntnissen auf, und Albert Einstein sah in dem berühmten Pisaner den „Vater der modernen Physik, ja der modernen Naturwissenschaften überhaupt“. Grund genug, sich auf die Faszination Physik 1.0 einzulassen.

Zusammenfassung

Der Widerstand fester Körper gegen ihre Zerteilung

Sagredo, Simplicio und Salviati unterhalten sich über Naturgesetze. Ihr erstes Thema ist die Frage, ob man bei mechanischen Konstruktionen wie Schiffen oder Maschinen vom Kleinen auf das Größere schließen kann. Es kursiert die Ansicht, dass ein und dieselbe Konstruktion, wenn sie in größerem Maßstab ausgeführt ist, weniger stabil ist als eine Ausführung im kleineren. Sagredo meint, hinter aller Mechanik stünden universelle geometrische Gesetze, weshalb die Größenordnung tatsächlich kein Faktor hinsichtlich der Stabilität sein dürfte. Salviati widerspricht, indem er ein bekanntes Phänomen beschreibt: Wenn ein kleines Kind aus einer bestimmten Höhe fällt, bleibt es unversehrt, während ein ausgewachsener Mensch sich alle Knochen bricht. Widerstand und Stärke eines Objekts verhalten sich folglich nicht proportional zu dessen Größe.

Salviati erwähnt das Beispiel zweier aufeinanderliegender polierter Platten, die sich zwar leicht horizontal gegeneinander verschieben lassen, aber nur schwer vertikal voneinander zu trennen sind. Der Grund ist, dass die Natur nur ungern ein...

Über den Autor

Galileo Galilei kommt am 15. Februar 1564 in Pisa zur Welt. Er wird in einem Kloster bei Florenz erzogen und erwägt, Mönch zu werden. Sein Vater, ein Musiker und Musiktheoretiker, schickt ihn stattdessen zum Medizinstudium nach Pisa. Doch Galileis wahre Leidenschaft ist die Mathematik. Er wechselt das Fach, entwickelt den Prototyp eines Thermometers und untersucht die Fallgesetze. 1592 bietet ihm die Universität von Padua, das zur reichen und liberalen Republik Venedig gehört, eine gut dotierte Stelle an. Die folgenden 18 Jahre bezeichnet er später als die glücklichsten seines Lebens: Er beginnt eine langjährige uneheliche Beziehung mit seiner Haushälterin, aus der drei Kinder hervorgehen. 1609 verbessert er das in den Niederlanden erfundene Fernrohr und beobachtet damit als einer der Ersten den Himmel. Er sieht Berge und Krater auf dem Mond, entdeckt die vier Jupitermonde und die Sonnenflecken. 1610 wechselt er nach Florenz, um dort als Hofmathematiker ohne Lehrauftrag weiterzuforschen. Kirchenvertreter legen ihm nahe, das kopernikanische Weltbild nur als Hypothese zu lehren. Doch Galileo wähnt sich in Sicherheit, weil sein langjähriger Förderer, der seit 1623 amtierende Papst Urban VIII., ihn protegiert. 1632 veröffentlicht er den Dialog von Galileo Galilei über die zwei wichtigsten Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische (Dialogo di Galileo Galilei sopra i due Massimi Sistemi del Mondo Tolemaico e Copernicano), in dem er die Verteidigung der kirchlichen Doktrin dem Dummkopf Simplicius in den Mund legt – eine Provokation. Die Inquisition verbietet das Werk, bezichtigt Galilei des Ungehorsams und zwingt ihn 1633 zum Widerruf. Mit Erfolg: Galilei schwört der „ketzerischen Lehre“ ab. Den Rest seines Lebens verbringt er unter kirchlich angeordnetem Hausarrest. Während sein Augenlicht allmählich erlischt, schreibt er mit Unterredung und mathematische Demonstration über zwei neue Wissenszweige die Mechanik und die Fallgesetze betreffend (Discorsi e Dimostrazioni Matematiche intorno a due nuove scienze) sein physikalisches Hauptwerk, das 1638 in Leiden erscheint. Galileo Galilei stirbt, vollständig erblindet, am 8. Januar 1642.


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