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Doktor Faustus
Buch

Doktor Faustus

Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde

New York/Stockholm, 1947
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2005 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Der Epochenroman der deutschen Katastrophe

Kein anderer Text Thomas Manns ist derart kontrovers diskutiert worden wie Doktor Faustus. Selbst heute, Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung, stellt Manns Neubearbeitung des alten Faust-Stoffes noch eine Herausforderung dar - sowohl für den Leser als auch für die literarische Forschung. Vor dem Hintergrund der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs und des zerfallenden Nazi-Deutschlands lässt Mann seinen Erzähler Serenus Zeitblom vom Leben des Komponisten Adrian Leverkühn berichten: von der frühen Syphilis-Erkrankung, dem Pakt mit dem Teufel, den großen kompositorischen Erfolgen, von einem Leben ohne Liebe und dem Ende in geistiger Umnachtung. Unter Verwendung einer virtuosen Montagetechnik baut Mann zahlreiche philosophische und kulturtheoretische Ansätze des frühen 20. Jahrhunderts in seinen Großroman ein, so etwa die Zwölftonmusik Schönbergs und deren Analyse durch Theodor W. Adorno. Doktor Faustus ist zugleich ein Künstler- und ein Epochenroman, eine epische Parabel von der Verstrickung des Genies in die Katastrophe des Nationalsozialismus.

Take-aways

  • Doktor Faustus ist Thomas Manns vielschichtigstes und meistdiskutiertes Werk.
  • Der umfangreiche Roman ist eine Neubearbeitung der altdeutschen Faust-Sage.
  • Hauptfigur ist der Komponist Adrian Leverkühn, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht, um sich Inspiration und Erfolg zu sichern.

Über den Autor

Thomas Mann wird am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Er ist der zweite Sohn einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie, sein älterer Bruder Heinrich wird ebenfalls Schriftsteller. Thomas hasst die Schule und verlässt das Gymnasium ohne Abitur. Nach dem Tod des Vaters zieht die Familie 1894 nach München, dort arbeitet Mann kurzfristig als Volontär bei einer Feuerversicherung. Als er mit 21 Jahren volljährig ist und aus dem Erbe des Vaters genug Geld zum Leben erhält, beschließt er, freier Schriftsteller zu werden. Er reist mit Heinrich nach Italien, arbeitet in der Redaktion der Satirezeitschrift Simplicissimus und schreibt an seinem ersten Roman Buddenbrooks, der 1901 erscheint und ihn sofort berühmt macht. Der Literaturnobelpreis, den er 1929 erhält, beruht vor allem auf diesem ersten Buch – Mann, nicht uneitel, erwartet die Auszeichnung allerdings schon 1927. Trotz seiner homoerotischen Neigungen heiratet er 1905 die reiche Jüdin Katia Pringsheim. Sie haben sechs Kinder, darunter Klaus, Erika und Golo Mann, die ebenfalls als Schriftsteller bekannt werden. Weil Thomas den Ersten Weltkrieg zunächst befürwortet, kommt es zwischen ihm und seinem Bruder Heinrich zum Bruch, der mehrere Jahre andauert. 1912 erscheint die Novelle Der Tod in Venedig, 1924 der Roman Der Zauberberg. In den 1930er Jahren gerät er ins Visier der Nationalsozialisten, gegen die er sich in öffentlichen Reden ausspricht; seine Schriften werden verboten. Nach der Machtergreifung Hitlers kehrt er von einer Vortragsreise nicht mehr nach Deutschland zurück. Zunächst leben die Manns in der Schweiz, 1938 emigrieren sie in die USA, 1944 nimmt Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1947 erscheint Doktor Faustus, eine literarische Auseinandersetzung mit der Naziherrschaft. Nach dem Krieg besucht Thomas Mann Deutschland nur noch sporadisch; die von ihm vertretene Kollektivschuldthese verschafft ihm nicht nur Anhänger. Als die Manns 1952 nach Europa zurückkehren, gehen sie wieder in die Schweiz. Thomas Mann stirbt am 12. August 1955 in Zürich.


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