Dr. Samuel Johnson
Leben und Meinungen. Mit dem Tagebuch einer Reise nach den Hebriden
- Biografie
- Aufklärung
Worum es geht
Die Mutter aller Biografien
Kann man ein Menschenleben zwischen zwei Buchdeckel pressen? Biografische Versuche gibt es natürlich viele, aber kaum einer ist so gelungen wie der des schottischen Juristen und Schriftstellers James Boswell. Sein Werk über den englischen „Literaturpapst“ Dr. Samuel Johnson kann man zu Recht als Mutter aller Biografien bezeichnen. Boswell hatte ein Faible für berühmte Leute, und an Johnson erprobte er eine ganz neue Methode der biografischen Arbeit. Er lernte eine Art von Kurzschrift und protokollierte die Gespräche mit seinem Freund wörtlich, machte sich zahllose Notizen, recherchierte bei gemeinsamen Bekannten, sammelte Briefe und Tagebucheintragungen, kurz: Er erschuf ein lebensnahes Puzzle von Johnsons Leben. Für heutige Leser mag das Buch bisweilen weitschweifig oder trivial sein, gleichzeitig ist es aber auch überaus aufschlussreich. Eine Biografie, die schonungslos Klartext redet, ohne irgendetwas höflich zu verschleiern, und deren buchhalterische Exaktheit Literaturgeschichte geschrieben hat. Johnson war sicherlich ein einflussreicher und bekannter Mann – zum nach Shakespeare meistzitierten Engländer hat er es aber nur durch Boswells Biografie gebracht.
Zusammenfassung
Über den Autor
James Boswell wird am 29. Oktober 1740 in Edinburgh geboren. Schon mit 13 Jahren beginnt er sein Jurastudium an der Universität von Edinburgh, mit 19 setzt er seine Studien in Glasgow fort, wo er u. a. von Adam Smith unterrichtet wird. Hier fasst er den Entschluss, zum Katholizismus zu konvertieren. Als sein Vater davon erfährt, befiehlt er ihm die Rückkehr nach Hause. Stattdessen flieht Boswell nach London, wird jedoch drei Monate später nach Edinburgh zurückgebracht. Nach dem erfolgreichen mündlichen Examen erlaubt ihm sein Vater, für kurze Zeit in London zu wohnen, wo Boswell 1763 die entscheidende Begegnung mit dem von ihm bewunderten Essayisten und Lexikografen Samuel Johnson macht. Die beiden werden Freunde, Boswell beginnt sein London Journal (Londoner Tagebuch, 1762/63). Nach Reisen durch Europa, wo er Voltaire und Rousseau kennen lernt, geht er zunächst nach Holland, um seine Studien an der Universität von Utrecht fortzusetzen. Eine Reise durch Deutschland schließt sich an. 1766 kehrt er nach London zurück und besteht kurz darauf in Edinburgh sein Schlussexamen. Er lässt sich nieder, heiratet, zeugt vier Söhne und drei Töchter und eröffnet eine Anwaltskanzlei. Immer wieder entflieht Boswell dem öden Anwaltsleben in Schottland und besucht Samuel Johnson in London. Er wird in dessen „Literarischen Klub“ aufgenommen. Die Eindrücke einer gemeinsamen Reise mit Johnson durchs schottische Festland und auf die Hebriden im Jahr 1773 verarbeitet Boswell in seinen Tagebüchern, die er unter dem Titel Journal of a Tour to the Hebrides with Samuel Johnson, LL.D. (Tagebuch einer Reise nach den Hebriden, 1785) veröffentlicht. Weil seine Kanzlei nicht besonders gut läuft, driftet er immer mehr in Spielsucht und Alkoholismus ab. 1786 zieht er endgültig nach London. Nach dem Tod Johnsons erscheint The Life of Samuel Johnson, LL.D. (Dr. Samuel Johnson, 1791), Boswells Meisterwerk. Er stirbt am 19. Mai 1795 in London an einer Geschlechtskrankheit.
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