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Eichmann in Jerusalem
Buch

Eichmann in Jerusalem

Ein Bericht von der Banalität des Bösen

New York, 1963
Diese Ausgabe: Piper, 2011 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Geschichte
  • Moderne

Worum es geht

Die Normalität des Massenmörders

Vor dem Erscheinen von Hannah Arendts Eichmann in Jerusalem galten Nazitäter gemeinhin als grausame Sadisten, getrieben von blindem Judenhass. Mit ihrem Bericht über den Prozess Adolf Eichmanns lieferte Arendt eine grundlegende Neuinterpretation: Eichmann sei weder ein fanatischer Antisemit noch ein Sadist, sondern ein ganz normaler Deutscher, der seine Pflicht erfüllt habe. Dafür prägte sie die Formel von der „Banalität des Bösen“, die unter Zeitgenossen große Empörung auslöste. Insbesondere in Israel und in jüdisch-amerikanischen Kreisen wurde Arendt vorgeworfen, sie verteidige Eichmann und die Deutschen. Davon allerdings war die Autorin, die gerade von der Normalität der unmenschlichen Verbrechen erschreckt war, weit entfernt. Spätere Forschungen revidierten ihr Bild von Eichmann als einem Durchschnittscharakter, dem jeder Antisemitismus fernlag. Auch ihre historische Darstellung des Genozids gilt als lückenhaft. Dennoch: Arendts Fragen nach den Bedingungen des völligen moralischen Zusammenbruchs in der Diktatur haben auch nach Jahrzehnten nichts an Relevanz eingebüßt.

Zusammenfassung

Der Prozess als Demonstration

Von dem Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem verspricht sich die israelische Öffentlichkeit die Klärung vieler Fragen, die über die Feststellung der Schuld Eichmanns hinausgehen. Wie konnte die Vernichtung der Juden unter den Nazis geschehen? Welche anderen Staaten waren daran beteiligt? Warum ließen Millionen von Juden sich bereitwillig erschießen oder vergasen? Der Staatsanwalt Gideon Hausner nutzt den Prozess als Plattform, um der ganzen Welt zu zeigen, wohin der allgegenwärtige Antisemitismus letztlich führt. Aus diesem Grund besteht Israel auch darauf, den Prozess im eigenen Land und nicht vor einem internationalen Gerichtshof führen zu lassen. Den drei Richtern – allesamt deutsche Juden – ist es zu verdanken, dass der Prozess in der aufgeheizten Stimmung nicht zu einem reinen Schauprozess wird. Ihre Haltung gegenüber dem Angeklagten ist stets korrekt und menschlich.

Der israelische Staat unter Ben Gurion verbindet mit diesem Prozess handfeste politische Absichten. Er soll zeigen, dass Juden nur in Israel sicher leben können, und er soll militärische...

Über die Autorin

Hannah Arendt wird am 14. Oktober 1906 in Linden bei Hannover geboren. Ihre Eltern sind assimilierte Juden. Nach dem Abitur studiert sie 1924 in Marburg Philosophie bei Martin Heidegger, mit dem sie eine Liebesbeziehung eingeht. Die Affäre zwischen dem 35-jährigen, verheirateten Professor und seiner 18-jährigen Studentin endet mit Arendts Umzug nach Heidelberg, wo sie 1928 bei Karl Jaspers mit einer Arbeit über den Liebesbegriff bei Augustinus promoviert wird. Ein Jahr später zieht sie nach Berlin und heiratet den Philosophen Günter Anders. Nach kurzer Inhaftierung 1933 flieht Hannah Arendt aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Paris. Dort arbeitet sie bei zionistischen Organisationen als Sozialarbeiterin. Sie entkommt nach mehrwöchiger Internierung dem südfranzösischen Lager Gurs und emigriert 1941 mit ihrem zweiten Ehemann Heinrich Blücher – die erste Ehe wurde 1937 geschieden – und ihrer Mutter in die USA. In New York ist Arendt zunächst als Publizistin für die deutschjüdische Wochenzeitschrift Aufbau tätig. Nach einem Zwischenspiel als Lektorin im jüdischen Schocken-Verlag wird sie 1948 Direktorin der Jewish Cultural Reconstruction Corporation, einer Organisation zur Rettung jüdischen Kulturguts. Mit ihrem Werk Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (The Origins of Totalitarianism, 1951), das die strukturelle Ähnlichkeit von Faschismus und Stalinismus untersucht, festigt sie ihren Ruf als herausragende Politikwissenschaftlerin. 1953 erhält Arendt, inzwischen amerikanische Staatsbürgerin, eine Professur am Brooklyn College in New York. 1958 erscheint ihr philosophisches Hauptwerk Vita activa oder Vom tätigen Leben (The Human Condition). Als Reporterin für den New Yorker beobachtet sie 1961 in Jerusalem den Prozess gegen den Naziverbrecher Adolf Eichmann. Aus ihren Reportagen geht das Buch Eichmann in Jerusalem (1963) hervor, das kontrovers diskutiert wird. In den folgenden Jahren ist Arendt vor allem essayistisch tätig und erhält viele Preise, darunter 1967 den renommierten Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Hannah Arendt stirbt am 4. Dezember 1975 in New York an einem Herzinfarkt.


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