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Ein eigenes Zimmer
Buch

Ein eigenes Zimmer

London, 1929
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Essay
  • Moderne

Worum es geht

Frauen und Literatur

Warum haben Frauen so wenig gute Literatur verfasst? Die Frage beantwortet Virginia Woolf so profan wie einleuchtend: Sie haben nie ein eigenes Zimmer gehabt. Anlässlich zweier Vorträge im Jahr 1928 in den ersten und einzigen Frauencolleges Großbritanniens ging die Autorin dem Problemfeld „Frauen und Literatur“ nach. Die Männer, so ihr Befund, hätten den Frauen stets den Zugang zu Bildung verwehrt, sie absichtlich dumm gehalten, auf Hausarbeit und Kindererziehung reduziert und ihnen keinen Freiraum gelassen, geschweige denn die Möglichkeit gegeben, selbst Geld zu verdienen. Um als Schriftstellerinnen kreativ und erfolgreich zu sein, bräuchten Frauen a) eigenes Geld und b) ein eigenes Zimmer. Das sind Woolfs Minimalforderungen. Ihr brillant geschriebener Essay lotet das Phänomen der weiblichen Unterdrückung aus, spürt Literatinnen nach und stellt schließlich die Androgynitätsthese in den Raum: Der perfekte Dichter müsste männlich und weiblich zugleich sein. Ohne militant feministisch zu sein, ist der Essay der Anker- und Startpunkt der Frauenforschung und der feministischen Literaturkritik.

Zusammenfassung

Rasen betreten für Frauen verboten

Eine Frau namens Mary sitzt an einem sonnigen Oktobertag am Ufer eines Flusses und hängt ihren Gedanken nach. Das Gelände gehört zu einem Männercollege namens Oxbridge. Als ein zunächst kleiner Gedanke immer größer wird, gerät sie in Erregung und springt auf. Sie läuft über eine Rasenfläche, ohne zu bemerken, was sie tut – und wird unversehens von einem entrüsteten Hauswart des Rasens verwiesen. Frauen dürfen ihn nicht betreten, dieses Privileg ist den männlichen Studenten vorbehalten. Mary soll auf dem Kies gehen, was ungleich beschwerlicher ist. Zu allem Unglück hat sie durch das Auftreten des Hauswarts auch noch ihren Gedanken verloren. Doch schon bald kommen ihr neue Ideen und sie möchte etwas in einer alten Schrift nachlesen, die in der Bibliothek des Colleges aufbewahrt wird. Als sie geistesabwesend die Tür zur Bibliothek öffnet, wird ihr sogleich mitgeteilt, dass Frauen keinen Zutritt haben. Um die Zeit bis zum Mittagessen zu überbrücken, macht sie einen Spaziergang zur Kirche auf dem Collegegelände und überlegt dabei, dass jahrhundertelang viel Geld an die Kirche geflossen ist: zunächst von Adligen...

Über die Autorin

Virginia Woolf wird am 25. Januar 1882 in London als Adeline Virginia Stephen geboren. Die junge Virginia besucht keine Schule, sondern wird zu Hause von ihrem Vater unterrichtet und hat Zugang zu dessen umfangreicher Bibliothek. In dieser Zeit reift in ihr der Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Doch zunächst führen einige Todesfälle in ihrer Familie dazu, dass Virginia mehrere Nervenzusammenbrüche erleidet: Als sie 13 ist, stirbt die Mutter, zwei Jahre darauf die Halbschwester und neun Jahre später der Vater. 1906 stirbt ihr ältester Bruder Thoby an Typhus. Virginia bleibt im von Thoby gegründeten Bloomsbury-Zirkel aktiv und beginnt, Kritiken für Zeitschriften und Zeitungen zu schreiben. Nachdem der Schriftsteller Leonard Woolf ihr Anfang 1912 einen Heiratsantrag gemacht hat, erkrankt sie erneut psychisch. Vier Monate später nimmt sie den Antrag an, versucht aber schon kurz nach der Heirat, sich das Leben zu nehmen. Ihre Ehe beschreibt sie dennoch als glücklich. Leonard erweist sich als intellektuell ebenbürtiger, rücksichtsvoller Ehemann, der für ihre gelegentlichen Affären mit Frauen Verständnis aufbringt. 1915 erscheint Woolfs erster Roman Die Fahrt hinaus (The Voyage Out). Zwei Jahre später gründet das Ehepaar einen eigenen Verlag, Hogarth Press. Woolf verabschiedet sich ganz von konventionellen literarischen Formen und experimentiert in Jacobs Zimmer (Jacob’s Room, 1922) und Mrs Dalloway (1925) mit der Technik des inneren Monologs. Den humorvollen Roman Orlando von 1928 widmet sie ihrer Geliebten Vita Sackville-West. Der 1929 erschienene Aufsatz Ein eigenes Zimmer (A Room of One’s Own), in dem sie sich mit den Arbeitsverhältnissen von Schriftstellerinnen beschäftigt, wird später zu einem Klassiker der Frauenbewegung. Trotz immer wiederkehrender schwerer Depressionen arbeitet sie weiter an ihrem umfangreichen Werk. Am 28. März 1941 ertränkt sie sich im Fluss Ouse in Sussex. In ihrem Abschiedsbrief an Leonard schreibt sie: „Alles, außer der Gewissheit deiner Güte, hat mich verlassen. Ich kann dein Leben nicht länger ruinieren. Ich glaube nicht, dass zwei Menschen glücklicher hätten sein können, als wir gewesen sind.“


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