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Ein Held unserer Zeit
Buch

Ein Held unserer Zeit

St. Petersburg, 1840
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1982 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Realismus

Worum es geht

Wenn Fiktion Wirklichkeit wird

Es war, als hätte Michail Lermontow mit Ein Held unserer Zeit die Vorlage für seinen eigenen Tod geliefert: Im Juli 1841 duellierte er sich wegen einer Nichtigkeit. Er schoss in die Luft und sein Gegner knallte ihn kaltblütig ab. Ironie des Schicksals oder zynisches Mordkomplott? Innerhalb von vier Jahren verlor Russland mit Puschkin und Lermontow zwei seiner größten Dichter. Beide starben wie zuvor in ihren Büchern beschrieben, und beide waren dem erzkonservativen Zaren Nikolaus I. ein Dorn im Auge. Ob da wohl jemand zwei Freidenker loswerden wollte? Das ist natürlich Spekulation, aber nicht ganz aus der Luft gegriffen. Wie auch immer, der Roman ist weit mehr als die mögliche Vorlage für einen perfiden Mord. Lermontow seziert die russische Seele wie niemand vor ihm. Er entblößt ihre Hässlichkeit und Widersprüchlichkeit und bringt seine Verzweiflung über die reaktionäre und grausame Oberschicht mit unverhohlenem Sarkasmus zum Ausdruck. Sein trauriges Fazit: Jede Zeit hat die Helden, die sie verdient.

Zusammenfassung

In der kaukasischen Einöde

Der Erzähler trifft während einer beschwerlichen Reise durch den Kaukasus den Stabskapitän Maxim Maximowitsch. Ein Schneesturm zieht auf und zwingt die Reisenden zur Übernachtung in einer primitiven Hütte. Abends beim Tee erzählt Maximowitsch von seiner Stationierung in Tschetschenien. Fünf Jahre zuvor sei unvermutet ein junger Offizier aus St. Petersburg in der russischen Festung aufgetaucht. Ein seltsamer Kerl namens Petschorin. Mal mutig wie ein Löwe, dann wieder empfindlich wie ein verwöhntes Kind. Maximowitsch erzählt dessen tragische Geschichte.

Petschorin und Bela

Auf einer Hochzeitsfeier verguckt Petschorin sich in Bela, eine bildhübsche Fürstentochter. Doch auch der tscherkessische Räuber Kasbitsch hat ein Auge auf sie geworfen. Ihm bietet Belas Bruder Asamat an, seine Schwester gegen ein rassiges Reitpferd zu tauschen. Der Räuber lehnt ab. Maximowitsch hat die beiden bei ihrem Gespräch belauscht und erzählt Petschorin davon. Dieser stiehlt daraufhin Kasbitschs Pferd und bietet es Asamat im Tausch gegen Bela an – mit Erfolg...

Über den Autor

Michail Lermontow wird am 15. Oktober 1814 in Moskau in eine angesehene Familie hineingeboren. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wächst er bei seiner dominanten Großmutter in der Provinz auf. Sie sorgt dafür, dass sich das schwierige und launische Kind von seinem Vater entfremdet. Als 14-Jähriger schreibt Lermontow erste Gedichte. Mit 16 besucht er die Moskauer Universität, wo er sich als Dramatiker versucht. Obwohl er als sehr talentiert gilt, verlässt er nach Streitigkeiten mit den Professoren die Uni. Er besucht eine Militärschule in St. Petersburg und wird Gardeoffizier. 1837 beklagt er in dem Gedicht Tod eines Dichters den Duelltod Alexander Puschkins und macht die intriganten, geldgierigen Hofschranzen um Zar Nikolaus I. für die Tragödie verantwortlich. Das Gedicht wird zehntausendfach abgeschrieben und im literarischen Untergrund verbreitet, worauf der Zar Lermontow in den umkämpften Kaukasus strafversetzen lässt. Was für viele den sicheren Tod bedeutet, ist für ihn eine glückliche Fügung: Die Kultur der aufständischen Bergvölker und die atemberaubende Gebirgslandschaft inspirieren ihn zu neuem literarischen Schaffen. 1838 kehrt er nach St. Petersburg zurück. Die Gesellschaft der mondänen Aristokratie ödet ihn an, obwohl oder vielleicht gerade weil die feinen Damen ihm zu Füßen liegen. Gewissenlos verschleißt er eine nach der anderen. Nach einem unerlaubten Duell mit dem Sohn des französischen Gesandten wird er erneut in den Kaukasus geschickt, wo er sich als tapferer Kämpfer erweist. 1840 erscheint mit Ein Held unserer Zeit sein einziger vollendeter Roman. Im Juli 1841 duelliert er sich wegen einer Bagatelle im kaukasischen Kurort Pjatigorsk. Die Duellanten einigen sich darauf, in die Luft zu schießen. Lermontow hält sich daran. Sein Gegner aber zielt lange und trifft ihn mit dem ersten Schuss. Der erst 26-jährige Dichter erliegt wenig später seinen Verletzungen und stirbt am 27. Juli 1841.


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