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Emile oder Von der Erziehung
Buch

Emile oder Von der Erziehung

Paris/Amsterdam, 1762
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 1997 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Pädagogik
  • Naturalismus

Worum es geht

Die natürliche Erziehung

Emile oder Von der Erziehung ist eine Mischung aus Roman und pädagogischer Abhandlung. Rousseau stellt die vernunftzentrierte Pädagogik seiner Zeit an den Pranger und entwirft das Vorbild einer an der Natur des Menschen orientierten Erziehung. Denn nur diese könne die moralisch verwahrloste Gesellschaft vor dem Verderben retten. Die am Beispiel des jungen Emile vorgeführte Naturpädagogik, die fern der Gesellschaft stattfindet, ist jedoch mehr Vision als praktikable Anleitung. Rousseau selbst war den Anforderungen der Vaterschaft nicht gewachsen und brachte alle seine fünf Kinder ins Findelhaus. Trotzdem war sein Buch sehr wirkmächtig: Während seine für die damalige Zeit kühnen und revolutionären Ideen bei den Zeitgenossen noch Wellen der Empörung auslösten, leiteten sie in der Pädagogik eine Revolution ein. Rousseau selbst bezeichnete den Emile als sein wichtigstes Werk. Als Erziehungsroman erfasst es alle Bereiche des menschlichen Daseins und stellt somit eine Verdichtung von Rousseaus Lebenswerk dar. Die wiederholten Gefühlsausbrüche des Erziehers sowie seine bissigen Seitenhiebe gegen die Vertreter der Vernunfterziehung erheitern bei der ansonsten bisweilen etwas langatmigen Lektüre.

Zusammenfassung

Emiles Geburt und früheste Kindheit

Zu einem guten Menschen kann man sich nur entwickeln, wenn sich die Erziehung an der Natur orientiert. Die Erziehung gemäß der Vernunft dagegen verdirbt das Kind, das gut aus Gottes Händen gekommen ist. Das Streben nach Wissen mithilfe der Intelligenz macht aus dem Kind einen schlechten Menschen. Nur die Erziehung gemäß der Natur kann einen guten Menschen schaffen, dies zeigt das Beispiel von Emile. Dessen Erzieher will ihn von der Geburt bis zur Reife ununterbrochen begleiten und die praktische Anwendung seiner proklamierten Naturerziehung aufzeigen.

Eine gute Erziehung beginnt bereits mit der Geburt. So nimmt auch die Erziehung Emiles, abgeschottet von der Gesellschaft und ihren schlechten Einflüssen, mit seiner Geburt ihren Anfang. Der Junge wird nur durch Übung, niemals durch Vorschriften erzogen. Allein sein Erzieher, der alle Rechte und Pflichten von Emiles Eltern übernommen hat, darf sich um den Kleinen kümmern. Er ist das einzige Vorbild, an dem sich Emile orientieren soll. Da er das Kind nicht selbst stillen kann, muss er sich eine Amme suchen. Diese darf nur pflanzliche Kost zu sich nehmen und muss über ein gutes Gemüt ...

Über den Autor

Jean-Jacques Rousseau wird am 28. Juni 1712 als Sohn einer protestantischen Familie französischer Herkunft in Genf geboren. Die Mutter stirbt kurz nach der Geburt; der in Fantastereien befangene Vater, ein Uhrmacher, kümmert sich wenig um seinen Sohn und vertraut ihn schließlich einem Pfarrer an. Obwohl Jean-Jacques nicht zur Schule geht, lernt er sehr früh lesen und wird zunächst Lehrling bei einem Graveur, später bei einem Gerichtsschreiber. Mit 16 Jahren geht er auf Wanderschaft, wobei er in Savoyen bei der frommen Madame de Warens unterkommt, die einen prägenden Einfluss auf ihn ausübt und ihn zum Katholizismus bekehrt. Rousseau beginnt Ausbildungen in einem Priesterseminar und bei einem Musiklehrer, bricht jedoch beide ab. Später geht er nach Paris, wo er ein karges Leben als Hauslehrer und Kopist von Partituren fristet. Er verkehrt in Intellektuellenkreisen und liiert sich mit der Dienstmagd Thérèse Levasseur, die er allerdings erst 23 Jahre später heiratet. Die fünf gemeinsamen Kinder gibt das Paar in einem Waisenhaus ab. Während eines kurzen Aufenthalts in Genf nimmt Rousseau die zuvor verlorene Bürgerschaft der Stadt wieder an. Gleichzeitig schwört er dem Katholizismus ab. Rousseau macht sich durch seine gesellschaftstheoretischen Schriften einen Namen und schreibt zwischen 1756 und 1762 seine erfolgreichsten und wirkmächtigsten Werke, darunter Julie oder Die neue Héloïse (Julie ou la Nouvelle Héloïse, 1761), Emile oder über die Erziehung (Émile ou De l’éducation, 1762) und das staatsphilosophische Werk Vom Gesellschaftsvertrag (Du Contract Social, 1762). Das Pariser Parlament verbietet Emile wegen ketzerischer Ansichten, in Genf wird das Buch gemeinsam mit Vom Gesellschaftsvertrag öffentlich verbrannt. Rousseau, der mit der Pariser Intellektuellenszene endgültig gebrochen hat und zunehmend an Verfolgungswahn leidet, geht wieder auf Wanderschaft. Er hält sich in der Schweiz, in Preußen und auf Einladung von David Hume in London auf, um schließlich unter dem Decknamen Renou nach Paris zurückzukehren. 1778 ist er Gast des Marquis de Girardin auf Schloss Ermenonville, wo er am 2. Juli stirbt. 1794 werden seine Gebeine ins Pariser Panthéon übergeführt.


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