Jane Austen
Emma
dtv, 2005
Was ist drin?
Jane Austens reifster „Matchmaker“-Roman: Emma, die sich zur Kupplerin berufen fühlt, findet erst nach einem langen Reifungsprozess ihre eigene Liebe.
- Liebesroman
- Realismus
Worum es geht
Emmas Reifeprüfung
Jane Austens Bücher sind bekannt dafür, dass sich bei ihren Frauengestalten alles immer nur um das eine dreht: sich einen Mann zu angeln. Meistens ist es nicht unbedingt die romantische Liebe, sondern der gesellschaftliche Aufstieg, der dabei die Handlungen der zukünftigen Bräute leitet. In Emma, Jane Austens reifstem Roman, verhält es sich aber ein klein wenig anders: Die Heldin hat es nämlich gar nicht nötig, zu heiraten. Viel lieber übernimmt sie die Rolle der Kupplerin, die am besten zu wissen glaubt, welche Männlein und Weiblein füreinander geschaffen sind. Doch genau das ist ihr größter Fehler: Im Laufe des mit etlichen zündenden Dialogen versehenen Romans muss Emma mit mehreren Selbsttäuschungen fertig werden und so manch verzwicktes Missverständnis enträtseln. Jane Austen verwendet viel Mühe auf die Charakterisierung ihrer Titelheldin: Dass sie am Ende tatsächlich dazu fähig ist, ihre eigenen Egozentrismen zu durchschauen, lässt sie als reife, kluge Frau erscheinen. Diese Entwicklung zu verfolgen, ist für Leser (und Kinogänger) ein echtes Vergnügen.
Take-aways
- Emma ist einer der bekanntesten Romane der großen englischen Schriftstellerin Jane Austen.
- Er schildert die Entwicklung der 21-jährigen Emma, deren größte Freude das "Matchmaking" ist: die Verkupplung von Frauen mit den passenden Ehemännern.
- Weil ihre Mutter früh verstorben ist, führt Emma den Haushalt ihres Vaters und pflegt gesellschaftlichen Umgang.
- Sie protegiert die erst 17-jährige Harriet und will sie in die gute Gesellschaft einführen.
- Obwohl Harriet von zweifelhafter Herkunft ist, bringt Emma das Mädchen dazu, den Heiratsantrag eines jungen Pächters abzulehnen, weil er Emma nicht standesgemäß erscheint.
- Stattdessen versucht sie, Harriet mit dem Vikar Elton zu verkuppeln. Der aber missversteht ihr Bemühen und hält um Emmas Hand an, was diese völlig entgeistert ablehnt.
- Das Auftauchen des gut aussehenden und kultivierten Frank Churchill führt zu noch mehr Komplikationen.
- Emma glaubt, sich in ihn verliebt zu haben, muss aber später erfahren, dass Churchill die von ihr wenig geschätzte Jane Fairfax heiraten wird.
- Nach vielen Missverständnissen und Komplikationen kommt doch noch alles ins Lot: Emma heiratet den vornehmen John Knightley und Harriet den Pächter.
- Emma durchläuft einen schwierigen Reifungsprozess, bis sie einsieht, dass ihre gut gemeinten Verkupplungsversuche desaströs verlaufen.
- Emma ist Jane Austens reifster Roman, der sich detailliert mit der charakterlichen Entwicklung der Titelheldin befasst.
- Die Nachwirkungen des Romans reichen bis in moderne Hollywood-Komödien.
Zusammenfassung
Die junge Dame des Hauses
Die 21-jährige Emma Woodhouse ist eine lebenslustige, selbstbewusste Frau, die selten an sich und ihren Handlungen zweifelt. Sie ist die jüngste Tochter des etwas altmodischen, verschrobenen, kränklichen Henry Woodhouse. Ihre Mutter starb sehr früh, und so wurde Emma von Miss Taylor erzogen, die aber weniger strenge Gouvernante als vielmehr liebevolle Freundin für sie war. Da ihre ältere Schwester bereits verheiratet ist, führt Emma ihrem Vater den Haushalt. Abends spielt sie mit ihm Backgammon und lädt Bekannte auf ihr Anwesen Hartfield in der Ortschaft Highbury ein. Der engere Bekanntenkreis erstreckt sich auf Mrs und Miss Bates, eine alte Pfarrerswitwe und ihre ältliche Tochter, und auf George Knightley, den älteren Bruder ihres Schwagers, den Emma von Kindesbeinen an kennt. Dann gibt es noch Mrs Goddard, die Leiterin einer Schule, den allein stehenden Vikar Philip Elton und Mr Weston, der kürzlich Emmas Gouvernante Miss Taylor geheiratet hat. Emma, die gern Ehen anbahnt, glaubt, sie habe einen großen Anteil daran, dass ihre ehemalige Gouvernante mit Mr Weston einen Volltreffer gelandet hat.
Emmas Schützling
Eines Abends bringt Mrs Goddard eine ehemalige Schülerin ihres Pensionats mit nach Hartfield. Die 17-jährige Harriet Smith ist überaus hübsch und liebenswürdig - aber leider ein uneheliches Kind "von irgendjemand". Ihr Vater ist unbekannt. Emma freut sich, neben all den älteren Gästen ein junges Mädchen in ihrer Gesellschaft zu haben. Sie freundet sich mit Harriet an. Diese bewundert Emma und blickt zu ihr auf. Emma ihrerseits betrachtet es als ihre Aufgabe, Harriet in allerlei Dingen zu unterweisen. Sie möchte, dass Harriet in die gute Gesellschaft aufgenommen wird und eine entsprechend gute Partie macht. Als Emma erfährt, dass Harriet mit der Pächterfamilie Martin verkehrt und dort den Sohn Robert Martin kennen gelernt hat, rät sie Harriet dringend, die Familie künftig zu meiden, da sie nicht standesgemäß sei. Stattdessen lenkt sie Harriets Interesse geschickt auf den jungen Vikar Mr Elton. Emmas Einfluss bleibt nicht ohne Folgen: Als Robert Martin Harriet in einem zauberhaften Brief einen Heiratsantrag macht, lehnt sie ab.
Emmas Verehrer
Emma hat zahlreiche Talente. Unter anderem kann sie musizieren und auch ein wenig zeichnen. Aber weil sie nicht lange bei einer Sache bleibt, kann sie nichts richtig gut. Eines Tages kommt im Gespräch mit Mr Elton die Idee auf, sie möge Harriet porträtieren. Er selbst bringt das Bild, das er gegen jegliche Kritik verteidigt, nach London zum Rahmen. Emma glaubt, er sei ganz vernarrt in Harriet. Doch das lebhafte Interesse des Vikars an Emmas Werk gebührt nicht dem Modell, sondern der Künstlerin. Bei einem Spaziergang treffen die beiden Frauen Mr Elton. Emma zerreißt absichtlich ihr Schuhband und bleibt zurück, damit sich die beiden allein unterhalten können.
„Emma Woodhouse, schön, klug und reich, mit einem behaglichen Heim und einer glücklichen Veranlagung, schien einige der besten Segnungen des Lebens in sich zu vereinen, und es hatte in den fast einundzwanzig Jahren, die sie auf der Welt war, nur sehr wenig gegeben, das sie beunruhigt oder betrübt hätte.“ (S. 7)
Endlich kommt lang ersehnter Besuch: Emmas Schwester Isabella und ihr Mann John Knightley reisen aus London an. Mit dabei sind die fünf Kinder. Mr Woodhouse, Emmas und Isabellas Vater, freut sich so über den Besuch, dass er trotz großer gesundheitlicher Bedenken einwilligt, am Weihnachtsabend bei den Westons zu dinieren. Emma plant insgeheim, die Beziehung zwischen Harriet und Mr Elton weiter zu fördern. Doch zu ihrem Bedauern zieht sich Harriet eine schlimme Erkältung zu und muss das Bett hüten. Mr Elton erkundigt sich zwar teilnahmsvoll nach Harriets Befinden, ist jedoch ansonsten glänzender Laune. Bei der Heimfahrt ergibt es sich, dass Emma mit Mr Elton, der ihr bereits lästig fällt, allein in einer Kutsche sitzt. Ermuntert durch einigen Alkohol erklärt er Emma seine Liebe.
Emmas Ärger
Emma weist ihn ab. Wie kann ein Mann von so niedrigem Stand um ihre Hand anhalten? Noch dazu ärgert es sie, dass sich ihre Verkupplungsversuche schließlich gegen sie selbst gewendet haben. Emma hat keinesfalls vor, überhaupt jemals zu heiraten. Eine Heirat kann ihr keinen Aufstieg und keine Annehmlichkeiten bieten. Sie gehört bereits zu einer gesellschaftlich hoch stehenden Familie und wird dazu noch ein Vermögen von 30 000 £ sowie das Anwesen erben. Ihr graut davor, Harriet alles zu erzählen. Doch diese nimmt die Neuigkeit, dass Mr Elton sie nicht liebt, mit Gelassenheit auf. Bei einem Spaziergang besuchen die beiden Freundinnen Mrs und Miss Bates. Dort erfahren sie, dass die Nichte von Miss Bates, Jane Fairfax, in Kürze zu Besuch kommen wird.
Eine ungeliebte Freundin
Emma mag Jane Fairfax nicht. Jane ist als Lehrerin ausgebildet und sehr hübsch, worauf Emma insgeheim ein bisschen neidisch ist. Doch noch mehr stört sie Janes Schweigsamkeit. Familie Bates kommt mit Jane zum Dinner kommt, und Emma ärgert sich. Als sie gemeinsam musizieren, wird Emma von Jane bei weitem übertroffen. Am nächsten Tag erfährt Emma, dass Mr Elton zu heiraten beabsichtigt. Es handelt sich um eine gewisse Miss Hawkins aus London, die in Highbury niemand kennt. Harriet trifft in einem Geschäft ihre Schulfreundin Elizabeth Martin und deren Bruder Robert, der immer noch in sie verliebt ist. Alle sind etwas verlegen. Später erhält Harriet eine schriftliche Einladung zu einem Besuch. Was soll sie tun? Einerseits möchte sie die Familie gerne treffen, andererseits ist sie ja "nicht standesgemäß", wie sie dank Emmas Ausführungen glaubt. Emma weiß Rat: Sie bringt Harriet mit der eigenen Kutsche hin und holt sie bereits nach einer Viertelstunde wieder ab, gerade als die Gastgeber und die Besucherin miteinander warm geworden sind. In Harriet bleibt ein Gefühl des Bedauerns.
Ein blendender Besucher
Nach einigen entzückenden Briefen kommt Frank Churchill zu Besuch. Er ist Mr Westons Sohn aus erster Ehe, der von einem Onkel adoptiert wurde. Churchill sieht blendend aus, hat gute Manieren und versteht es, sich beliebt zu machen. Auch Emma findet, dass es sich mit ihm sehr angenehm plaudern lässt, wundert sich aber, dass er über so wenig Standesbewusstsein verfügt. Er ist doch tatsächlich der Meinung, Leute verschiedener gesellschaftlicher Stände könnten zusammen einen Ball abhalten. Unmöglich, so was! Auch Mrs Weston, die ehemalige Miss Taylor und jetzt Franks Stiefmutter, ist von ihm entzückt. Doch sowohl sie als auch Emma sind fassungslos, als Frank eines Tages 16 Meilen nach London fährt, nur um sich die Haare schneiden zu lassen. Was für ein geckenhaftes Benehmen!
Dinnerparty bei den Coles
Das wohlhabende Ehepaar Mr und Mrs Cole veranstaltet eine Dinnerparty. Die beiden laden Mrs und Miss Bates sowie die Westons ein. Emma, die sich vorgenommen hat, eine Einladung von diesen neureichen und nicht standesgemäßen Eheleuten strikt abzulehnen, bekommt zunächst gar keine. Als diese dann doch noch eintrudelt, sagt sie zu. Frank Churchill ist ihr Tischnachbar, was Emma sehr schmeichelt, zumal sie davon ausgeht, dass er es darauf angelegt hat. Beim Essen kommt die Rede auf Jane Fairfax. Diese habe ganz unerwartet ein Klavier geliefert bekommen. Ob es wohl von ihrer Pflegefamilie oder vielleicht dem Mann ihrer Freundin ist? Alle sind entzückt über das großzügige Geschenk. Mrs Weston erzählt Emma eine weitere Neuigkeit: Mr Knightley habe sich als wahrer Gentleman erwiesen und Jane und ihre Tante in seiner Kutsche abholen lassen. Emma vermutet daraufhin, dass Mr Knightley und Jane ein Paar werden könnten. Das missfällt ihr sehr. Mr Knightley sollte am besten gar nicht heiraten. Auf keinen Fall möchte sie, dass die ungeliebte Jane Herrin von Donwell Abbey wird.
Das neue Klavier
An nächsten Tag begleitet Emma Harriet zu einem Geschäft, wo sich Harriet Bänder und Handschuhe aussucht. Sie treffen Mrs Weston und Frank Churchill, die auf dem Weg zu Mrs und Miss Bates sind, um sich dort das neue Klavier vorführen zu lassen. Auch Harriet und Emma folgen ihnen nach den Einkäufen. Frank macht Jane Komplimente, die sie rot werden lassen, und Emma tadelt ihn dafür. Da das Abendessen bei den Coles ihm so gut gefallen hat, möchte Frank einen Ball veranstalten. Nach langem Hin und Her wird der Gasthof "Krone" als Ballsaal ausgewählt. Frank bittet Emma, die ersten beiden Tänze für ihn zu reservieren. Emma glaubt daraufhin, in Frank verliebt zu sein. Doch dann findet der Ball gar nicht statt, weil Frank zu seiner kranken Tante gerufen wird. Emma macht einen Höflichkeitsbesuch bei Mrs Elton. Sie ist entsetzt, wie wenig vornehm und wie überaus vorlaut diese ist. Die Gastgeberin bemerkt Emmas Abneigung und wird bei weiteren Zusammenkünften immer reservierter. Statt mit Emma freundet sie sich mit Jane an. Aus Schicklichkeit muss Emma ein Dinner für die Eltons ausrichten. Ihr Schwager John Knightley nimmt auch daran teil und unterhält sich mit Jane, die ihm erzählt, dass sie jeden Morgen selbst zur Post gehe, um Briefe abzuholen. Emma vermutet, dass Jane Briefe bekommt, von denen niemand wissen soll.
Der Ball
Frank Churchill kommt wieder häufiger zu den Westons zu Besuch. Nun findet auch der unlängst geplante Ball statt. Wie versprochen, tanzt Emma mit Frank. Sie ist sich bewusst, dass Frank sich nicht mehr so viel aus ihr macht, aber auch sie ist nicht mehr verliebt. Sie betrachtet Mr Knightley, der selber nicht tanzt, und bewundert seine aufrechte, vornehme Gestalt. Plötzlich bemerkt sie, dass Harriet als Einzige keine Aufforderung erhalten hat und sitzen geblieben ist. Mrs Weston bittet Mr Elton, sich um sie zu kümmern, doch der lehnt ab. Dann sieht Emma, wie Mr Knightley sich mit Harriet auf der Tanzfläche dreht. Sie ist erfüllt von Dankbarkeit für sein taktvolles Verhalten, die sie ihm gegenüber auch ausdrückt. Mr Knightley selbst ist empört über Eltons Benehmen.
Das Spiel
Harriet und eine andere Schülerin gehen am nächsten Tag spazieren, als eine Gruppe Zigeuner sie umringt und Geld von ihnen fordert. Frank Churchill kommt zufällig daher, rettet Harriet und bringt sie nach Hartfield, wo sie ohnmächtig zusammenbricht. An einem der folgenden Tage sind alle bei Emma und ihrem Vater zum Tee. Sie spielen ein Wortspiel: Jemand legt Buchstabenspielsteine in vertauschter Reihenfolge hin, und die anderen müssen das Wort erraten. Frank legt das Wort "Dixon", den Namen des Mannes von Janes Freundin, in den Jane, so glaubt Frank, heimlich verliebt ist. Jane wird sehr ärgerlich und bricht das Spiel ab. Mr Knightley äußert den Verdacht, dass Jane und Frank etwas miteinander haben, was Emma entschieden bestreitet.
Das Picknick
Im Juni veranstaltet Mr Knightley ein Picknick. Im Park von Donwell Abbey wandelt er mit Harriet umher, was Emma in Ordnung findet, denn sie glaubt, dass Harriet mit Frank zusammenkommen wird. Jane bricht ganz plötzlich auf, bevor Frank in übelster Laune ankommt. Er erklärt Emma, er hasse das Nichtstun und wolle ins Ausland gehen, sobald seine Tante wieder gesund sei. Am nächsten Tag unternehmen alle eine Landpartie zum Box Hill. Frank schlägt ein Spiel vor: Jeder soll eine geistreiche Sache, zwei halbwegs interessante Sachen oder drei absolut langweilige Dinge zu Emma sagen. Miss Bates meint, sie würde gewiss drei Dinge sagen und alle damit langweilen, worauf Emma verschmitzt erwidert, sie dürfe aber wirklich nur drei Dinge sagen. Miss Bates ist daraufhin gekränkt und Mr Knightley tadelt Emma. Sie ist beschämt und besucht Miss Bates gleich am nächsten Tag. Hier erfährt sie, dass es Jane schlecht geht. Man hat ihr eine Stellung angeboten, aber sie möchte nicht fort. Emma bedauert Jane, aber diese nimmt weder eine Einladung an, noch lässt sie Emma zu sich.
Verlobungen und Hochzeiten
Frank Churchills Tante stirbt. Zwei Wochen später wird Emma zu Mrs Weston gerufen. Diese teilt ihr mit, dass Frank schon seit längerer Zeit mit Jane Fairfax verlobt ist. Emma ist fassungslos. Sie verurteilt Franks Verhalten, der sich ihr gegenüber als ungebunden ausgegeben hat. Doch sie liest einen Entschuldigungsbrief, den er an Mrs Weston geschrieben hat, und verzeiht ihm. Aus dem Brief geht auch hervor, dass Frank Jane damals das Klavier geschickt hat. Wieder tut es ihr Leid für Harriet. Doch Harriet versichert Emma zu deren Erstaunen, dass sie nicht in Frank, sondern in Mr Knightley verliebt ist. Emma jedoch findet, dass Mr Knightley niemand anderen als sie selbst heiraten dürfe. Sie ist eifersüchtig auf Harriet, weil diese in Mr Knightleys Achtung so sehr gestiegen ist. Doch dann erscheint Knightley; er und Emma gestehen einander ihre Liebe. Knightley wiederum hat allen Ernstes gedacht, Emma sei in Frank Churchill verliebt! Emma ist glücklich, dass er ihre Gefühle erwidert, doch sie kann nicht heiraten. Solange ihr Vater lebt, muss sie sich um ihn kümmern. Auch mit Harriet muss sie zuerst sprechen. Doch Mr Knightley zerstreut ihre Bedenken. Da es für Mr Woodhouse zu unbequem ist, nach Donwell Abbey überzusiedeln, wird er selbst zu ihnen nach Hartfield ziehen. Harriet hat inzwischen erfahren, dass ihr Vater ein reicher Handelsmann ist - reich, aber nicht adlig. Standesgemäß heiratet sie nun doch noch Robert Martin.
Zum Text
Aufbau und Stil
Im Grunde genommen passiert in Emma nicht wirklich viel: Die Routine von gesellschaftlichen Empfängen, Einladungen, Picknicks und Bällen reduziert die Möglichkeiten für spektakuläre Ereignisse auf ein Minimum. Deshalb sind es vor allem die Verwicklungen des Wer-mit-wem-Spiels, die den Leser fesseln und so manches Rätsel aufgeben. Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Diese Dreiteilung korrespondiert mit Emmas innerer Entwicklung - und ihrer Selbsttäuschung: Am Ende des ersten Teils täuscht sie sich in Mr Elton, im zweiten in Frank Churchill und schließlich am Ende des dritten Buches in sich selbst und ihren Gefühlen für Mr Knightley. Jane Austen schlägt einen heiteren, leichten Ton an. Nicht umsonst ist sie für ihre Dialoge berühmt, und entsprechend dialogorientiert sind weite Teile des Romans gestaltet. Die Charakterisierung vieler Figuren gelingt ihr fast ausschließlich über Reden, Gespräche und Konversationen, die die "Frauenthemen" ihrer Zeit treffend wiedergeben. Die Erzählerin selbst mischt sich gerne mit eigenen Anmerkungen und Kommentaren in die verzwickten Verwicklungen ein. Indirekte Rede herrscht oftmals da vor, wo die wörtliche Rede zu unvermittelt und ungeschminkt gewesen wäre. Die mittelbare Wiedergabe schafft erheblich mehr Distanz und lässt Raum für Satire und Ironie. Meist gibt die Erzählerin Emmas Gedanken wieder, allerdings nicht ausschließlich: Das 41. Kapitel wird beispielsweise aus Knightleys Perspektive erzählt. Austens Sprachstil liest sich leicht und locker, sodass die Lektüre auch für heutige Leser ein Vergnügen ist.
Interpretationsansätze
- Jane Austen skizziert mit Emma eine eigenwillige, intelligente Frau, die genau weiß, was sie will. Ähnliche Frauenfiguren finden sich auch in ihren anderen Romanen, sodass die mit scharfer Beobachtungsgabe gesegnete Jane Austen als Expertin für Frauenfiguren gilt.
- Emmas Charakterfehler, den sie erst im Lauf des Romans überwindet, ist ihre Anmaßung: Sie bildet sich ein, den jeweils perfekten Mann für die Frauen in ihrer Umgebung aussuchen zu können. Dabei greift sie tief in deren Leben ein und gefährdet damit das Glück anderer.
- Das Besondere an Emma ist, dass sie es nicht nötig hat, sich reich zu verheiraten. Deswegen treten ihre eigenen Ambitionen in dieser Hinsicht auch zunächst in den Hintergrund. Der Überraschungseffekt der "Liebe wider Willen" macht den besonderen Reiz des Romans aus.
- Emma kann einerseits als früher feministischer Roman gelesen werden, der die Freiheit und Ungezwungenheit seiner Titelheldin betont und zugleich bei Nebenfiguren (Jane, Miss Bates) kritisiert, dass die finanzielle Abhängigkeit von einem Ehemann zwar Absicherung, aber auch einen Verlust von Freiheit bedeutet. Andererseits findet letztlich auch Emma ihre Erfüllung in der Ehe, was der feministischen Leseweise des Romans widerspricht.
- Emma hat sich ein Quäntchen Aktualität bewahrt: Auch in vielen Romanen und Filmen der Gegenwart geht es oft "um die gute Partie"; allerdings spielen heute romantische Motive eine wichtigere Rolle bei der Partnerwahl. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte die Wahl des Partners vor allem eines befördern: den gesellschaftlichen Aufstieg und die finanzielle Absicherung der zumeist mittellosen Frau.
Historischer Hintergrund
Jane Austens Großbritannien
Emma erschien 1816 in für Großbritannien unruhigen Zeiten: Die Napoleonischen Kriege waren noch nicht vergessen. Der Korse hatte Großbritannien seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in Atem gehalten. In den Befreiungskriegen gelang es schließlich einer breiten europäischen Allianz, Napoleon zu besiegen. Am 18. Juni 1815 wurde er endgültig bei Waterloo geschlagen und verbannt. Aber auch wirtschaftlich tat sich einiges in jener Zeit: England entwickelte sich im Zuge der industriellen Revolution und der imperialen Ausdehnung prächtig - was allerdings auch eine immer stärkere Verelendung armer Bevölkerungsschichten mit sich brachte. Aufstände und Hungersnöte waren die Folge. Der Graben zwischen Arm und Reich vergrößerte sich, und in den industrialisierten Städten bildete sich das Proletariat heraus. Aus diesem Grund gab es im frühen 19. Jahrhundert viele politische Reformversuche. Einer der wichtigsten war die Wahlrechtsreform von 1832, bei der die Parlamentssitze zu Gunsten der neuen Mittelschicht neu verteilt wurden. Der Roman spielt im Zeitalter der so genannten "Regency", der Regentschaft von König George IV. Weil dessen Vater George III. in seinen letzten Lebensjahren geistig verwirrt war, übernahm der Sohn die Regierungsämter als Prinzregent, ab 1820 als König. Er machte sich durch seine Verschwendungssucht, sein skandalöses Eheleben und die impertinenten öffentlichen Auftritte beim Volk unbeliebt. Von all diesen politischen Hintergründen spürt man jedoch in Emma kaum etwas: Jane Austen interessierte die Politik nicht, sie reduzierte die Handlung ihrer Romane auf die heile Welt des Landadels, Klerus und Handelsbürgertums auf dem Lande.
Entstehung
Emma gehört zu Jane Austens reifsten Werken. Zum Zeitpunkt der Niederschrift hatte sie ihren schriftstellerischen Höhepunkt erreicht; Stil, Technik und Charakterzeichnung besaßen den schon typischen "Austen-Touch". Anders als viele ihrer vorhergehenden Romane wurde Emma zeitnah veröffentlicht. Verstand und Gefühl, Stolz und Vorurteil und auch Die Abtei von Northanger hatte sie bereits in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts geschrieben, immer wieder verändert und ab 1811 veröffentlicht. Austen publizierte anonym, allenfalls mit dem Vermerk "Von einer Dame", denn sie hatte Angst, das Wissen über ihre Autortätigkeit könnte kompromittierend wirken. Emma entstand zwischen dem 21. Januar 1814 und dem 29. März 1815. Janes Bruder Henry Austen übersandte das Manuskript im Spätsommer desselben Jahres an den Verleger John Murray. Die Erstpublikation des Buches erfolgte im Dezember 1815, vordatiert auf das Jahr 1816. In einer Widmung war zu lesen, dass Austen das Werk "Seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzregenten" zueignete - und zwar auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin. Kurz nach der Veröffentlichung sandte sie eine Notiz an ihren Verleger mit dem Hinweis, dass der Regent sich sehr gefreut habe - ohne freilich zu wissen, ob es ihm mehr um die Widmung oder um den Inhalt selbst ging.
Wirkungsgeschichte
Austen selbst sagte über ihre Hauptperson Emma, dass sie eine Heldin sei, die außer der Autorin selbst vermutlich niemand besonders mögen würde. Tatsächlich fiel das Urteil von Freunden und Familienmitgliedern genau so aus, wie es die Autorin vorausgesagt hatte: Diese Testleser bevorzugten eher ihre anderen Werke, allen voran Stolz und Vorurteil. Das Publikum sah das aber anders und verhalf auch Emma zu einem großen Erfolg. Zu den einflussreichsten Kritiken über dieses Buch gehörte jene von Sir Walter Scott in der Quarterly Review, in der sich der Schriftsteller besonders an Austens originellem Realismus erfreute. Er lobte sie dafür, dass sie "die Natur alltäglicher Ereignisse" kopiere "anstelle der fantastischen Szenen einer Traumwelt", wie dies die Romantiker gerne täten. Dabei bleibt Emma wie fast alle von Austens Romanen auf eine sehr enge Erlebniswelt beschränkt, nämlich die des englischen Landadels. Genau dies kritisierten Autoren wie Mark Twain oder Charlotte Brontë, die in Austens Geschichten nichts als eine fortwährende Wiederholung steifer Traditionen und die ständige Wiederkehr alberner Verheiratungsrituale erkannten.
Ein verwicklungsreicher Stoff wie Emma schreit geradezu nach Verfilmung. Entsprechend oft haben sich Regisseure der Geschichte angenommen. Zu den bekanntesten gehört eine BBC-Miniserie aus dem Jahr 1972, die sich in ihren viereinhalb Stunden Spielzeit detailliert mit den Charakteren auseinander setzen konnte. 1996 kam eine amerikanische Verfilmung mit Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle heraus, die mit zwei Oscarnominierungen bedacht wurde. Eine moderne Adaption des Stoffes kam unter dem Titel Clueless 1995 in die Kinos: Hier erlebt Emma ihre zeitgemäße Wiedergeburt in einer US-Highschool. Einzelne Motive aus Emma mäandern durch die Filmgeschichte - von Teenagerklamotten und Sitcoms bis zu aktuellen Spielfilmen, in denen meistens eine Hauptperson andere verkuppeln will und sich dabei unversehens selbst verliebt.
Über die Autorin
Jane Austen wird am 16. Dezember 1775 als siebtes Kind des Pfarrers George Austen und seiner Frau Cassandra in Steventon, Hampshire, geboren. Sie und ihre ältere Schwester Cassandra, der sie sehr nahesteht, erhalten nur eine grundlegende Schulbildung von etwa fünf Jahren. Anschließend bilden sie sich zu Hause in Malerei, Klavierspielen und vor allem in der umfangreichen Bibliothek ihres Vaters weiter. Jane fängt bereits mit zwölf Jahren an zu schreiben. In dieser Zeit entstehen zahlreiche Jugendwerke, die sie später überarbeitet. Zwischen 1795 und 1799 schreibt sie an frühen Fassungen ihrer erst später veröffentlichten Romane. Zeitgenossen beschreiben die junge Jane als begeisterte Tänzerin und Theaterbesucherin. Sie hat einige Verehrer, scheint jedoch nicht besonders am Heiraten interessiert zu sein. Wie ihre Schwester Cassandra bleibt sie ledig. Als ihr Vater 1805 stirbt, sind die Schwestern und die Mutter finanziell von Janes Brüdern abhängig. Häufige Wohnortwechsel zwischen Bath, London, Clifton, Warwickshire und Southampton sowie kürzere Aufenthalte bei mehreren Verwandten prägen diese Zeit. 1809 lassen sich die drei Frauen schließlich in dem Dorf Chawton, Hampshire, nieder. Die wiedergefundene Stabilität weckt in Jane neue kreative Kräfte. Sie bereitet Verstand und Gefühl (Sense and Sensibility, 1811) sowie Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice, 1813) zur Veröffentlichung vor. 1814 erscheint Mansfield Park und 1816 Emma. Jane Austen ist zu diesem Zeitpunkt bereits eine viel gelesene, wenn auch anonyme Autorin. Sie stirbt im Alter von 41 Jahren am 18. Juli 1817, wahrscheinlich an der Addison-Krankheit, deren Ursache damals unbekannt und die nicht behandelbar ist. Die Romane Anne Elliot (Persuasion) und Die Abtei von Northanger (Northanger Abbey) erscheinen postum im Jahr 1818. Erst zu diesem Zeitpunkt gibt Janes Bruder Henry die Urheberschaft aller sechs Werke bekannt.
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