Essais
- Essay
- Renaissance
Worum es geht
Eine ungeheure Gedankenfundgrube
Michel de Montaignes Essais (deutsch: Essays) sind eine überaus reichhaltige Fundgrube an Gedanken, Beobachtungen, gelehrten Betrachtungen, Kommentaren, autobiografisch gefärbten Erlebnissen und Interpretationen klassischer Werke. Im Zentrum der Textsammlung steht der Mensch in seiner Widersprüchlichkeit. Aufgegriffen werden zahllose Fragen, die Sittlichkeit, Verhalten, Tugend und Laster betreffen. Montaigne vertritt eine gemäßigt skeptische Lebenshaltung und versucht, überkommene Vorstellungen und Dogmen im Licht der Vernunft zu betrachten – wobei er sich bewusst ist, wie sehr der Mensch dazu neigt, ebendiese Vernunft zu überschätzen. Die in einem mehr als 20-jährigen Prozess entstandene Essay-Sammlung hat weder einen roten Faden noch eine erkennbare innere Struktur, erhält jedoch durch Montaignes sachliche und schnörkellose Sprache eine gewisse Einheitlichkeit. Geschrieben wurden die Texte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die Religionskriege zwischen Hugenotten und Katholiken tobten. Durch seine Essays wurde Montaigne zu einem der bedeutendsten Vertreter der französischen Renaissanceliteratur und zum Begründer der literarischen Gattung des Essays. Von der Vielzahl der Montaigne’schen Essays werden hier einige der prägnantesten zusammengefasst.
Zusammenfassung
Über den Autor
Michel de Montaigne wird am 28. Februar 1533 auf Schloss Montaigne in der Dordogne im Südwesten Frankreichs geboren. Sein Vater ist ein katholischer Kaufmann, seine Mutter Jüdin. Die Familie ist seit zwei Generationen adelig und hat durch den Handel mit Wein und Fisch bedeutenden Reichtum erworben. Montaigne erhält eine humanistische Erziehung, sein deutscher Hauslehrer spricht mit ihm ausschließlich Latein. Zwischen 1546 und 1554 studiert er in Bordeaux und Toulouse Jura, danach amtiert er als Parlamentsrat in Bordeaux. Auf Wunsch seines Vaters heiratet er die Tochter eines Ratsherrn, mit der er jedoch nicht mehr als eine reine Vernunftehe führt. Als Montaigne mit 38 Jahren das väterliche Herrschaftsgut erbt, zieht er sich aus dem öffentlichen Leben zurück, um in der Abgeschiedenheit der Schlossbibliothek klassische Autoren zu lesen und die ersten beiden Bände der Essais zu verfassen, die 1580 erscheinen. Danach unternimmt er eine längere Reise durch die Schweiz, Deutschland und Italien. Seine Erlebnisse und Beobachtungen hält er in einem ausführlichen Reisetagebuch fest, das jedoch erst 1774 unter dem Titel Journal de voyage erscheinen wird. Von 1582 bis 1585 ist Montaigne Bürgermeister von Bordeaux, wobei er zwischen den Glaubens- und Bürgerkriegsparteien vermittelt und wesentlich dazu beiträgt, dass die Stadt nicht von der Katholischen Liga erobert wird. Seine letzten Jahre widmet Montaigne der Überarbeitung und Erweiterung seines Hauptwerks, der Essais. Er führt ein zurückgezogenes Leben, dessen Beschaulichkeit jedoch unterbrochen wird, als der Schriftsteller 1588 in Paris in die von einem Aufstand entfachten Wirren gerät und für einige Stunden als Gefangener in der Bastille sitzt. Um sich weiter seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmen zu können, verzichtet Montaigne zwei Jahre später, von einem schweren Nierenleiden gequält, auf ein Staatsamt, das ihm Heinrich IV. anbietet. Am 13. September 1592 stirbt er auf Schloss Montaigne.
Kommentar abgeben