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Eugénie Grandet
Buch

Eugénie Grandet

Paris, 1833
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Realismus

Worum es geht

Verhängnisvolle Leidenschaften

„Raubmorde auf der Landstraße erscheinen mir als karitative Akte verglichen mit manchen Finanztransaktionen“, schrieb Honoré de Balzac Jahrzehnte vor Marx, Brecht und Lehman Brothers. Da wünscht man sich doch, die Banker von heute hätten Literatur studiert statt BWL. Allerdings ist fraglich, ob das etwas geändert hätte, denn auch Balzac selbst hörte als glückloser Spekulant nicht auf die Ratschläge seiner Romanfiguren, obwohl es ihm an Erkenntnis offenbar nicht mangelte. Als Chronist seiner Epoche war der Urvater des Realismus in allen Gesellschaftsschichten zu Hause, nichts Menschliches war ihm fremd. Schließlich lebte er mitten unter den Geizhälsen und Emporkömmlingen, er betrog und wurde betrogen und jagte zeitlebens vergeblich dem Geld und der Liebe hinterher. Mit Eugénie Grandet gelang ihm ein echter Sensationserfolg: Die Geschichte des armen, reichen Mädchens rührte sein Publikum zu Tränen. Bis heute gilt Balzacs beklemmende Darstellung des Geizes als unerreicht.

Zusammenfassung

Stillleben aus der Provinz

Der Böttchermeister und Winzer Grandet lebt mit seiner Frau, Madame Grandet, seiner Tochter Eugénie und seinem treuen Dienstmädchen Nanon im französischen Provinzstädtchen Saumur an der Loire. Seit der Revolution 1789 hat Grandet ein beträchtliches Vermögen angehäuft: Zunächst kaufte er zu Spottpreisen Kirchengüter auf, dann ließ er als Bürgermeister auf Kosten der Stadt Straßen zu seinen Besitzungen bauen und verlieh Geld zu Wucherzinsen. In seiner abschließbaren Dachkammer weidet er sich Abend für Abend am Anblick seines wachsenden Goldschatzes. Noch größer als sein Reichtum ist jedoch sein Geiz: Er lebt in einem schäbigen, nassfeuchten Haus, lässt sich von armen Pächtern mit Lebensmitteln und Brennholz beschenken, trägt seit 25 Jahren die gleichen abgewetzten Sachen und gönnt seiner Frau und seiner Tochter nichts. Wenn sie gerade nicht in der Kirche sind, sitzen die sklavisch unterwürfige Madame Grandet und die bescheidene Eugénie Tag für Tag im dunklen Salon und bessern die Wäsche des Hauses aus.

Natürlich erregt das Vermögen des Geizhalses die Fantasie seiner Mitbürger...

Über den Autor

Honoré de Balzac wird am 20. Mai 1799 in Tours geboren. Sein Vater, der Sohn eines Bauern, hat sich zum leitenden Beamten hochgearbeitet, seine Mutter stammt aus gutbürgerlicher Familie. 1814 zieht die Familie Balzac nach Paris. Ein Jurastudium bricht der junge Balzac ab, um Schriftsteller zu werden. Lange Jahre ist er erfolglos. Er macht Schulden, die ihn für den Rest seines Lebens drücken werden, als er sich 1826 als Verleger versucht und eine Druckerei kauft, die zwei Jahre später Konkurs anmelden muss. 1829 stellt sich erster schriftstellerischer Erfolg ein, der ihm Zutritt zu Adelskreisen verschafft. Er führt ein Leben über seine Verhältnisse und hat viele Liebschaften mit zumeist verheirateten Damen. 1832 tritt die ukrainische Gräfin Eva Hanska mit ihm in Briefkontakt. Die beiden schreiben sich 18 Jahre lang und sehen sich gelegentlich auf Reisen, bis sie ihn wenige Monate vor seinem Tod schließlich heiratet. Balzac schreibt einen Roman nach dem anderen. Er fasst seine Werke bereits früh in Gruppen zusammen. Während der Entstehung eines seiner bekanntesten Texte, Le père Goriot (Vater Goriot, 1834/35), hat er die Idee, dieselben Romanfiguren in verschiedenen Werken auftreten zu lassen und so ein überschaubares, vielfältig verwobenes Romanuniversum zu schaffen. Das Projekt der Comédie humaine, der Menschlichen Komödie, entsteht mit seinen Großgruppen und Untergruppen und dem Ziel, ein umfassendes Sittengemälde von Balzacs Zeit zu entwerfen. Dafür erlegt sich der Schriftsteller ein unglaubliches Arbeitspensum auf, schreibt oft bis zu 17 Stunden am Tag. 91 der 137 geplanten Romane und Erzählungen kann er fertigstellen. Zu den bekanntesten zählen Illusions perdues (Verlorene Illusionen), Eugénie Grandet, Splendeurs et misères des courtisanes (Glanz und Elend der Kurtisanen) und La peau de chagrin (Das Chagrinleder). Balzac gilt zusammen mit Stendhal und Flaubert als der Begründer des literarischen Realismus in Frankreich. Die ständige Überanstrengung ruiniert seine Gesundheit, er stirbt am 18. August 1850 in Paris.


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