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Fanny Hill
Buch

Fanny Hill

Memoirs of a Woman of Pleasure

London, 1749
Diese Ausgabe: dtv, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Erotik
  • Aufklärung

Worum es geht

Die ehrenwerteste Dirne der Welt

Als Fanny Hill Mitte des 18. Jahrhunderts erstmals erschien, wurde der Roman als derart obszön und anstößig empfunden, dass sein Autor John Cleland sogar vor Gericht erscheinen musste. Tatsächlich ist die Geschichte nicht ohne Brisanz: Fanny Hill, ein Landmädchen von gerade mal 15 Jahren, kommt nach London, um sich dort ihren Lebensunterhalt als Bedienstete zu verdienen. Sie wird von einer Kupplerin aufgegriffen und landet im Bordell. Zwar wird sie schon nach kurzer Zeit von einem Gentleman gerettet und aufgenommen, gerät aber bald wieder in die Mühle der Prostitution. Erst Jahre später findet Fanny wieder auf den rechten Weg zurück und lebt schließlich als ehrbare Ehefrau. Clelands Roman war nicht so sehr wegen seines Inhalts berüchtigt – die Verführung tugendhafter Mädchen war zu seiner Zeit ein beliebtes Sujet –, sondern vielmehr wegen der Offenheit, mit der Fanny von ihrer Zeit als Edelprostituierte erzählt. Dank Clelands Erzählkunst wirken aber auch diese detaillierten Schilderungen selten pornografisch oder abstoßend. Für den heutigen Leser sind seine Bemühungen, ausdrucksstarke Synonyme für Geschlechtsorgane und Sexualakte zu finden, eher amüsant denn anstößig. Trotzdem wurde Fanny Hill erst vor wenigen Jahrzehnten in den Klub der literarisch wertvollen Bücher aufgenommen.

Zusammenfassung

Ein Waisenmädchen kommt nach London

Mit 15 Jahren verliert Fanny Hill ihre Eltern während einer Pockenepidemie. Aufgewachsen auf dem Land, kaum mit schulischer Bildung versehen und völlig mittellos, muss sich die Waise Gedanken über ihre Zukunft machen. Sie beschließt, nach London zu gehen und sich dort eine Stellung als Dienstmädchen zu suchen. Der Zufall kommt ihr zu Hilfe, als sie eine Dame namens Esther Davis trifft, die verspricht, ihr in London unter die Arme zu greifen. Mit ihren wenigen Habseligkeiten folgt Fanny Esther in die große, unbekannte Stadt. Dort angekommen, bringt die bis dahin so gütig scheinende Esther das Mädchen in einem Gasthaus unter und verschwindet ohne viele Worte. Fanny, ganz auf sich allein gestellt, meldet sich am nächsten Morgen bei einem Arbeitsvermittlungsbüro, das ihr von Esther empfohlen wurde. Als sie dort auf einen Bescheid wartet, tritt eine ältere Dame namens Madam Braun an sie heran und bietet ihr eine Stelle als Dienstmädchen an. Die naive Fanny nimmt das Angebot sofort an und zieht bei Madam Braun ein. Auch Tage später hat Fanny noch nicht realisiert, dass es sich bei ihrer Anstellung...

Über den Autor

John Cleland wird 1709 in England geboren (das genaue Datum ist nicht bekannt). Seine Eltern, der Vater ein Schotte und die Mutter holländisch-jüdischer Abstammung, sind gebildete Leute. Sie verschaffen John und seinem jüngeren Bruder eine hervorragende Ausbildung an einer Privatschule, die John jedoch nach zwei Jahren verlässt. Der Grund für den Schulabbruch ist unbekannt. Als 18-Jähriger geht er nach Indien, wo er als Soldat dient und später Ratssekretär wird. 1741 kehrt er nach England zurück, kurze Zeit später stirbt sein Vater. Danach geht es finanziell bergab und der mittlerweile 31-jährige John muss sich mit Tätigkeiten wie Übersetzen und Journalismus über Wasser halten. Das gelingt ihm mehr schlecht als recht: Mehrmals muss er seine Schulden im Gefängnis abarbeiten. Immerhin findet er dort die Inspiration für seinen Erstlingsroman Fanny Hill. Aber auch der durchschlagende Erfolg dieses Buches befreit Cleland nicht aus der Schuldenfalle, denn von seinem Verleger wird er mit lediglich 20 £ abgespeist. So betätigt sich Cleland schriftstellerisch in den unterschiedlichsten Genres, allen voran denen, die einen satten Gewinn versprechen. Neben Romanen wie Fanny Hill oder Memoirs of a Coxcomb, ebenfalls ein erotisch angehauchtes Werk, verfasst er erotische Novellen, Tragödien und Lyrik. Außer Fanny Hill wird jedoch keines seiner Werke besonders bekannt. Im Zuge der aufklärerischen Bewegung verfasst Cleland auch Zeitungsartikel und Kritiken, betätigt sich als Amateurwissenschaftler und veröffentlich lüstern-fiktionale Geschichten über angeblich abartige Lebensführungen. Aber weder diese Betätigungen noch seine Ausflüge in den medizinischen und linguistisch-etymologischen Bereich verschaffen ihm den erhofften Erfolg oder Anerkennung. Als er am 23. Januar 1789 stirbt, ist er zu einem griesgrämigen und vom Leben enttäuschten Mann geworden.


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