Fluss ohne Ufer
Diese Ausgabe: Hoffmann und Campe, 2014 Mehr
Seiten: 2109
- Roman
- Deutsche Exilliteratur
Worum es geht
Ein undurchdringliches Meisterwerk
Fluss ohne Ufer ist ein vielschichtiger Roman, so polyphon wie die Werke des Komponisten Gustav Anias Horn, der Hauptfigur. Liebe und Lust, Verbrechen und Strafe, Mitleid mit Menschen und Tieren – viele Motive ziehen sich durch das dickleibige Werk, dessen Berühmtheit sich vor allem den homoerotischen Szenen und den drastischen Gewaltdarstellungen verdankt. Jahnns Mammutwerk ist eine Expedition in die Tiefen der menschlichen Psyche. Mal kapituliert Jahnn vor der unzureichenden Ausdruckskraft der Sprache, dann wieder findet er ganz neue Ausdrucksformen. Von Künstlern geliebt, von der Kritik verrissen und von der Wissenschaft vernachlässigt, hat sich der Romanzyklus auch Jahrzehnte nach seiner Entstehung eine geheimnisvolle Aura bewahrt. Der Leser muss sich das Werk Stück für Stück selbst erarbeiten, ohne dabei kanonisierte Interpretationen zur Hand zu haben. Diese aktive Mitarbeit des Lesers wäre ganz in Jahnns Sinn gewesen, der absichtlich Leerstellen unerklärt und viele Fragen offen ließ. Fluss ohne Ufer ist ein persönliches Leseabenteuer, das herausfordert und lange über die letzte Seite hinauswirkt.
Zusammenfassung
Über den Autor
Hans Henny Jahnn (eigentlich Hans Henry Jahnn) wird am 17. Dezember 1894 in Stellingen geboren. Der Sohn eines Schiffbauers geht in Hamburg zur Schule und schließt eine Ausbildung zum Orgelbauer ab. Zusammen mit seinem Freund Gottlieb Harms wandert er nach Norwegen aus, weil er nicht im Ersten Weltkrieg kämpfen will. Die beiden leben zurückgezogen in Aurland und gehen nach Kriegsende zurück nach Hamburg. Wenig später ziehen Jahnn und Harms mit dem Bildhauer Franz Buse und Jahnns späterer Ehefrau Ellinor ins ländliche Eckel. Jahnn, Harms und Buse gründen die Künstlergemeinschaft Ugrino, die verschiedene Kunstprojekte durchführt und einen eigenen Verlag führt. 1919 veröffentlicht Jahnn sein erstes Drama Pastor Ephraim Magnus, für das er im Jahr darauf den Kleist-Preis erhält. 1926 wird seine Tragödie Medea uraufgeführt. Mit Ellinor, die er im gleichen Jahr heiratet, bekommt Jahnn 1929 eine Tochter. Jahnn und Ellinor führen bis zu seinem Tod eine offene Ehe. 1929 erscheint sein expressionistischer Roman Perrudja. Während er von Schriftstellerkollegen wie Thomas Mann und Alfred Döblin gelobt wird, bleibt die öffentliche Meinung ablehnend. Jahnn ist den erstarkenden Nationalsozialisten als mutmaßlicher „Kommunist und Pornograph“ ein Dorn im Auge – nach der Machtübernahme 1933 geht er nach Dänemark und lebt dort auf dem Hof seiner Schwägerin, die 1929 Jahnns große Liebe Harms geheiratet hat. Hier arbeitet er an seinem Hauptwerk Fluss ohne Ufer, dessen erster Teil, Das Holzschiff, 1949 erscheint. 1950 kehrt Jahnn nach Hamburg zurück und macht sich gegen Atomwaffen und Tierversuche stark. Er ist Mitbegründer der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Jahnn stirbt am 29. November 1959 an einem Herzleiden.
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