Fräulein Julie
- Drama
- Moderne
Worum es geht
Liebe jenseits der Standesgrenzen
Eine junge Gräfin und ihr Diener kommen einander in der schwedischen Mittsommernacht näher, sie flirten hemmungslos, schlafen miteinander, entzweien sich dann und beschimpfen sich. Trotz aller erotischen Anziehung können sie die traditionellen sozialen Schranken und Konventionen nicht überwinden. Nach dieser Schande bleibt Fräulein Julie nichts übrig, als sich umzubringen. „Na und?“, möchte man fragen. Was geht uns dieses Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Drama um die verlorene Ehre einer jungen adligen Frau heute noch an? Offensichtlich viel: Immerhin ist Fräulein Julie das meistgespielte Stück Strindbergs – und das trotz seiner dezidiert frauenfeindlichen Haltung. Vielleicht ist es vor allem die Experimentierfreude, die die Anziehungskraft dieser Tragödie ausmacht. Nicht auf die Handlung, sondern auf die zerrissenen, widersprüchlichen, teils hysterischen Charaktere richtet sich der Blick des Zuschauers. Strindbergs naturalistischer Anspruch, das Leben ungeschönt auf die Bühne zu bringen, seine formale Radikalität und sein psychologischer Realismus bewirken, dass Fräulein Julie bis heute als Meisterwerk gilt.
Zusammenfassung
Über den Autor
August Strindberg wird am 22. Januar 1849 als viertes von acht Geschwistern in Stockholm geboren. Sein Vater ist mittelständischer Kaufmann, die Mutter hat vor der Heirat als Hausangestellte gearbeitet. Durch den Tod der Mutter 1862 verschlechtert sich das ohnehin angespannte Verhältnis des Jungen zum Vater. Nach einem heftigen Streit 1876 werden die beiden sich nie wieder begegnen. Nach dem Abitur beginnt Strindberg in Uppsala mit dem Studium der Medizin, nebenbei jobbt er als Lehrer und versucht sich als Schauspieler. Eine Zeit lang arbeitet er bei der Tageszeitung Dagens Nyheter und schreibt das historische Stück Meister Olof (Mäster Olof, 1872). In diese Zeit fällt auch seine Bekanntschaft mit der Schauspielerin Siri von Essen, die er 1877 heiratet und mit der er drei Kinder bekommt. Zwei Jahre darauf erlebt er mit dem satirischen Roman Das rote Zimmer (Röda rummet, 1879) seinen literarischen Durchbruch. Mit seinen obrigkeitsfeindlichen Werken eckt er an. Nach dem Erscheinen der Satire Das neue Reich (Det nya riket, 1882) muss er Schweden verlassen und lebt mit seiner Familie zeitweise im französischen und schweizerischen Exil. Die Novellensammlung Heiraten (Giftas, 1884) bringt ihm in seiner Heimat ein Verfahren wegen Gotteslästerung ein. Zwar wird er freigesprochen, doch in der Folge leidet Strindberg unter psychischen Störungen. Nach seiner Scheidung 1891 geht er nach Berlin, wo er die Journalistin Frieda Uhl heiratet. Doch schon bald trennt sich das Paar, das eine gemeinsame Tochter hat. Strindberg zieht nach Paris, wo er schwere paranoide und depressive Zustände erleidet. Nach dieser Krisenzeit kehrt Strindberg in guter Verfassung nach Schweden zurück und schreibt zwischen 1898 und 1907 über 25 Werke, darunter Der Totentanz (Dödsdansen, 1901). Er heiratet die Schauspielerin Harriet Bosse, doch auch seine dritte Ehe ist nicht von langer Dauer. 1907 gründet er in Stockholm das Intima Teater, für das er viele sozialkritische Stücke verfasst. Strindberg stirbt am 14. Mai 1912 in Stockholm an Magenkrebs. Zehntausende Menschen folgen auf den Straßen seinem Sarg.
Kommentar abgeben