Wenn Eltern Tobsuchtsanfälle mit Auszeiten begegnen, Kindern wegen unaufgeräumter Spielzimmer mit Konsequenzen drohen oder sie ständig über den grünen Klee loben, üben sie Gewalt aus – wenn auch subtiler als einst mit dem Rohrstock. So die Meinung der Autorin dieses Buches. Die Aussage ist bestürzend und befreiend zugleich. Denn Susanne Mierau fordert Väter und Mütter auf, die tadelnden Blicke an der Supermarktkasse und das mediale Geraune über angeblich verweichlichte Tyrannenkinder zu ignorieren, einmal tief durchzuatmen und auf das zu setzen, was wirklich zählt: die Beziehung zu ihren Kindern.
Die Erziehung von Kindern richtet sich nach den Zielen Erwachsener.
Erziehung verfolgt Ziele: Kinder sollen zu guten, erfolgreichen und wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen. Dementsprechend versuchen viele Erziehungsberechtigte, sie in diese Richtung zu formen. Die meisten wenden dabei verschiedene Erziehungsstile gleichzeitig oder im Wechsel an, gerade weil der Übergang zwischen den einzelnen Stilen fließend ist. Viele verfolgen mal mehr, mal weniger einen autoritären, demokratischen oder Laisser-faire-Erziehungsstil. Vielleicht wird sogar die „Unerzogen“-Idee ausprobiert und versucht, sämtliche Erziehungsbemühungen aufzugeben. Sobald ein Konzept versagt, wird das nächste ausprobiert – und viele verzweifeln, wenn am Ende gar nichts mehr funktioniert.
Aber jedes Kind ist anders. Deshalb laufen pauschale Ratschläge aus Erziehungsratgebern oft ins Leere. Und wenn Kinder wieder einmal nicht wollen, wie sie sollen, reagieren Eltern vor lauter Hilflosigkeit oft mit physischer oder psychischer Gewalt. Sie beschämen, unterdrücken oder drohen mit Liebesentzug. Häufig spiegeln Menschen durch ihre Reaktionen ihre eigenen Kindheitserfahrungen und -verletzungen...
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