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Frühstück bei Tiffany

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Frühstück bei Tiffany

Kein & Aber,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Living in New York: die fabelhafte Welt der Holly Golightly.


Literatur­klassiker

  • Novelle
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Die bezaubernde Holly Golightly

Frühstück bei Tiffany? Da denkt wohl jeder automatisch an Audrey Hepburn in der Rolle der bezaubernden, etwas flatterhaften Holly Golightly aus dem gleichnamigen Film. Dessen Vorlage lieferte Truman Capotes Kurzroman. Für Holly ist das Schmuckgeschäft Tiffany der einzige Ort in New York, der ihr ein Gefühl von Sicherheit gibt. Als der namenlose Erzähler, ein junger, erfolgloser Schriftsteller, Holly begegnet, ist er sofort von ihr fasziniert: Sie ist jung, ungebunden und lebt von den Zuwendungen ihrer zahlreichen Männerbekanntschaften. Nur allmählich findet der Erzähler heraus, dass sie ein Mädchen auf der Flucht ist: vor der Ehe, der ländlichen Enge und den bürgerlichen Konventionen. Capotes spritziger Stil macht die Lektüre zum puren Vergnügen – zu einem größeren noch, als der Film bietet, der den Roman in Hollywood-Manier „weich spülte“.

Take-aways

  • Frühstück bei Tiffany gehört zu Truman Capotes erfolgreichsten und bekanntesten Romanen.
  • Die Geschichte spielt im New York der 40er und 50er Jahre und präsentiert einige typische Großstädter jener Zeit.
  • In einer Skulptur auf einer Fotografie erkennt der Erzähler die Züge seiner ehemaligen Nachbarin Holly Golightly.
  • Er erinnert sich: Die lebenslustige Holly besucht ihn eines Nachts, weil einer ihrer Liebhaber sie offenbar gebissen hat.
  • Der Erzähler ist von der angeblichen Hollywood-Schauspielerin fasziniert: Jung, sexy, offen und unkompliziert, scheint sie sich von Männern aushalten zu lassen.
  • Holly und der Erzähler werden gute Freunde, feiern Weihnachten zusammen, streiten und vertragen sich wieder.
  • Als ihr Ehemann auftaucht, erfährt der Erzähler Hollys wahre Vergangenheit: Sie hatte eine schwierige Kindheit und wurde schon mit 14 verheiratet.
  • Holly plant, den schönen Brasilianer José, von dem sie schwanger ist, zu heiraten und mit ihm nach Rio zu gehen.
  • Ein „Nebenjob“ wird ihr zum Verhängnis: Sie hat für einen Gefängnisinsassen den Kurier gespielt und wird dafür verhaftet. Mehr noch: José verlässt sie.
  • Nach einer Fehlgeburt beschließt sie, auch ohne José nach Brasilien zu fliegen, um dort ein neues Leben anzufangen.
  • Der Roman ist mit wunderbar leichter Feder geschrieben, amüsant und melancholisch zugleich.
  • Noch bekannter als das Buch ist der Film mit Audrey Hepburn. Das Drehbuch ging mit der Vorlage sehr frei um und verpasste der Geschichte ein Happy End.

Zusammenfassung

Die hölzerne Skulptur

Der Barbesitzer Joe Bell und der Erzähler, ein Schriftsteller, treffen sich an einem regnerischen Oktobertag in Joes Bar in New York. Joe hat den jungen Mann um einen Besuch gebeten. Der ist etwas verwundert, weil die beiden sich zwar kennen, aber eigentlich nicht befreundet sind. In den ersten Kriegsjahren hat der Erzähler in einem alten Sandsteinhaus in der Nähe von Joes Bar gewohnt, einen Stock über ihrer gemeinsamen Freundin Holly Golightly. Holly und er kamen damals mehrmals täglich in das Lokal, um zu telefonieren oder Nachrichten abzuholen. Joe Bell zeigt dem Erzähler drei Fotos, die ein anderer ehemaliger Nachbar, Mr. Yunioshi, ihm gegeben hat. Darauf ist ein hochgewachsener Schwarzer zu sehen, der die Skulptur eines Mädchens in die Kamera hält. Sofort erkennt der Schriftsteller darin die Züge von Holly Golightly. Yunioshi hat die Skulptur ebendiesem Schwarzen, einem Schnitzer, abgekauft, als er in Afrika auf Fotosafari war. Der Schwarze hat ihm erzählt, die junge Frau sei mit zwei Männern zusammen gewesen und habe, während die beiden mit Fieber in einer Hütte lagen, sein Lager geteilt. Das will der Schriftsteller nicht glauben. Holly in Afrika? Genauso gut könnte sie tot, verheiratet oder in einer Irrenanstalt gelandet sein. Der Erzähler sucht das Haus auf, in dem er und Holly früher gewohnt haben. Als er die Briefkästen sieht, erinnert er sich, dass er hier auf Holly Golightly aufmerksam geworden ist. In einem der Briefkästen steckte damals eine Karte mit der Aufschrift „Miss Holiday Golightly – auf Reisen“. Diese wenigen Wörter wollten ihm, ähnlich wie eine Melodie, nicht mehr aus dem Kopf ...

Eine merkwürdige Nachbarin

Kurz nach der Entdeckung der Karte hört er einmal nach Mitternacht, wie sich Mr. Yunioshi laut durchs Treppenhaus rufend bei Holly darüber beschwert, dass sie ihn aus dem Bett geklingelt habe. Der Schriftsteller betritt den Flur, um einen Blick auf diese Holly zu werfen. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit Perlenkette, Sonnenbrille und Sandaletten, der sommerlichen Nacht angemessen. Obwohl mager, sieht sie zugleich frisch und gesund aus. Ihr stupsnasiges, von kurzem, goldbraunem Haar umrahmtes Gesicht ist nicht mehr kindlich, aber auch noch nicht das einer erwachsenen Frau. Später erfährt der Erzähler, dass sie zu diesem Zeitpunkt knapp 19 Jahre alt ist. Sie ist in Begleitung eines kleinen Mannes mit pomadisierten Haaren, dem sie, nachdem sie sich fürs Nachhausebringen bedankt hat, die Wohnungstür vor der Nase zuschlägt. In den folgenden Nächten klingelt sie bei dem Schriftsteller um zwei, drei oder vier Uhr morgens; stets entschuldigt sie sich damit, ihren Schlüssel vergessen zu haben. Zu weiteren persönlichen Begegnungen kommt es vorerst nicht, doch sieht er Holly manchmal von Weitem auf der Straße. Der Erzähler inspiziert ihren Müll und findet heraus, dass sie von Toast Melba und Hüttenkäse leben muss, ihre Haare selbst färbt und Boulevardzeitungen liest. An warmen Tagen sitzt sie auf der Feuertreppe und lässt ihr Haar trocknen, mit einer Gitarre im Arm.

Im Bett mit Holly

Eines Nachts, als der Schriftsteller es sich mit einem Whiskey im Bett gemütlich gemacht hat, klopft es ans Fenster – und Holly steigt zu dem verdutzten Erzähler ins Zimmer. Sie berichtet, dass sie einen Mann im Bett habe, der sie beiße, und fragt den Erzähler, ob sie die Nacht bei ihm verbringen dürfe. Es sehe hier so gemütlich aus, und er erinnere sie an ihren Lieblingsbruder Fred. Ob sie ihn so nennen dürfe? Dann bittet sie ihn, ihr eine seiner Geschichten vorzulesen. Er tut es geschmeichelt, ist aber etwas irritiert, als er merkt, dass sie ihm gar nicht zuzuhören scheint. Die Geschichte handelt von zwei Lehrerinnen, die zusammenwohnen. Als der Erzähler geendet hat, sagt Holly, sie finde Lesbierinnen in Geschichten langweilig, aber sie hätte gern eine lesbische Mitbewohnerin, die gälten ja als besonders ordentlich, sie habe in Hollywood einmal eine solche gehabt und überhaupt sei sie selbst auch ein wenig „andersherum.“ Als die Dämmerung anbricht, fragt sie, welcher Tag es sei. Donnerstag? Sie ist entsetzt. Donnerstags, erzählt sie, fahre sie immer ins Gefängnis von Sing-Sing, wo sie für 100 $ den alten Sally Tomato besuche, der darauf bestehe, dass sie vormittags komme. Sie gebe sich als seine Nichte aus und kassiere das Geld von Tomatos Anwalt. Der Erzähler ist schockiert: Die Angabe einer falschen Identität könne sie in ernste Schwierigkeiten bringen. Doch Holly winkt ab. Sie kuschelt sich an ihn und verschwindet später genauso, wie sie gekommen ist.

Die Party

Am Freitag findet der Schriftsteller vor seiner Wohnungstür einen Luxuspräsentkorb mit einer Karte von Holly, in der sie verspricht, ihn nicht mehr zu belästigen. Eine Woche hört er nichts von ihr und legt ihr am Mittwoch eine Karte mit einer Erinnerung – „Morgen ist Donnerstag“ – in den Briefkasten. Daraufhin lädt sie ihn für den Abend auf einen Drink ein. Als er zu ihr geht, öffnet ihm ein kleiner, kahler Mann mit gnomenhaften Ohren und Pekinesenaugen die Tür. Er stellt sich als O. J. Berman vor. Von ihm erfährt der Erzähler, dass Holly vor einiger Zeit in Hollywood eine Filmrolle abgelehnt habe und danach quasi über Nacht nach New York abgereist sei – einfach weil sie dort noch nie war. Holly selbst erzählt dem Erzähler dann, sie eigne sich nicht als Filmstar, denn sie wolle sich nicht verstellen. Sie vertraut ihm an, dass sie an manchen Tagen das „rote Elend“ habe, eine heftige, unbegründete Angst. Dann fahre sie immer zum Juwelier Tiffany, weil die gediegene Atmosphäre des noblen Geschäfts sie so beruhige. Am liebsten würde sie dort sogar frühstücken gehen. Sie zeigt dem Schriftsteller auch ihren Kater, der ihr zugelaufen ist und dem sie keinen Namen geben will, da er – ebenso wie sie – unabhängig bleiben soll.

„Bei all ihrer schicken Magerkeit strahlte sie eine Haferflocken-Gesundheit aus, eine Seifen- und Zitronen-Reinlichkeit, und auf ihren Wangen lag eine raue Röte.“ (über Holly, S. 15)

Plötzlich betreten mehrere Herren die Wohnung. Einer dieser Gäste ist recht seltsam: Er heißt Rusty Trawler, sieht aus wie ein dickes, unförmiges Kind und verhält sich auch so. Allerdings ist er ein Millionenerbe, und man munkelt, dass, wenn er sich nicht so unschuldig und kindlich gäbe, seine homosexuellen Neigungen klar zutage treten würden. Die anderen Gäste sind hauptsächlich ältere Militärs, die einander nicht zu kennen scheinen. Die Krönung der Party ist Mag Wildwood, ein über 1,80 m großes Mannequin, das schrecklich betrunken ist und fürchterlich stottert. Als die Dame beginnt, Holly und Rusty zu beleidigen, soll der Schriftsteller ihr ein Taxi rufen, doch sie fällt um und ist transportunfähig.

Die erste Veröffentlichung

Am nächsten Tag ist das Mannequin immer noch da. Zufällig hört der Erzähler ein Gespräch von Holly und Mag mit, die zusammen mit dem Kater auf der Feuertreppe sitzen. Mag erzählt Holly von ihrem brasilianischen Freund José. Sie sei zwar verliebt, zumal José wirklich sehr gut aussehe, doch als stolze Amerikanerin könne sie sich nicht vorstellen, dauerhaft in Brasilien zu leben und portugiesisch zu sprechen. Als der Schriftsteller am nächsten Tag zum Briefkasten geht, sieht er, dass Mag jetzt offiziell als Hollys Mitbewohnerin angegeben ist. Er selbst hat einen Brief von einem kleinen Verlag bekommen, der eine seiner Erzählungen drucken will. Überglücklich läuft er zu Holly, um die gute Nachricht mit jemandem zu teilen. Zur Feier des Tages gehen sie bei Joe etwas trinken. Dann essen sie am Central Park zu Mittag, und Holly erzählt von ihrer Kindheit. Es sind idyllische Begebenheiten – frei fabuliert, wie der Erzähler bald vermutet. Zusammen wandern sie ziellos durch die Stadt. Im Schaufenster eines Antiquitätenladens zeigt er ihr einen prachtvollen, palastartigen Vogelkäfig, der ihm schon vor einiger Zeit ins Auge gefallen ist. Schön sei er ja, sagt Holly, aber er diene halt doch dazu, ein Tier einzusperren, und das könne sie nicht ertragen. Bei Woolworth stehlen sie zum Spaß zwei Halloweenmasken. Früher habe sie oft gestohlen, gesteht Holly.

Der Vogelkäfig

Kurz darauf bekommt der Schriftsteller einen Job. Jetzt sieht er Holly kaum noch. Sie geht oft mit Rusty, Mag und José aus. José Ybarra-Jaegar, wie er mit vollem Namen heißt, ist offenbar so etwas wie ein Diplomat und wirkt viel zu kultiviert für dieses seltsame Quartett. Doch Holly scheint sich sehr um ihn zu bemühen. Eines Nachmittags trifft der Erzähler Holly zu seinem großen Erstaunen zufällig in der Bibliothek, wo sie sich mit Büchern über Brasilien beschäftigt. Zu Weihnachten ist er bei ihr und Mag eingeladen. Dort steht ein riesiger Weihnachtsbaum, der bis an die Decke reicht. Da sie aber nicht genügend Weihnachtsschmuck haben, klaut Holly bei Woolworth schnell noch ein paar Luftballons, die sich am Baum sehr gut machen. Sie schenkt dem Schriftsteller den von ihm so bewunderten Vogelkäfig. Er hat einen St.-Christophorus-Anhänger für sie, der zwar klein, aber immerhin von Tiffany ist. Im Februar macht Holly eine Reise mit ihren Freunden. Als sie sich danach wieder mit dem Schriftsteller trifft, kommt es zu einem Zerwürfnis. Sie sagt ihm klipp und klar, seine Geschichten über Neger und kleine Kinder und seine Beschreibungen von zitternden Blättern würden niemanden interessieren. Er solle lieber zusehen, dass er Geld verdiene. Aus Trotz stellt er ihr am nächsten Tag den Vogelkäfig vor die Tür. Doch dann entdeckt er ihn auf einem Müllcontainer und nimmt ihn reumütig mit zurück in seine Wohnung.

Schlechte Nachrichten aus Texas

In der folgenden Zeit ignorieren Holly und der Schriftsteller einander – bis ein seltsamer, älterer Mann im Haus auftaucht. Er gibt an, Doc Golightly, Hollys Ehemann aus Texas, zu sein, der sie als 14-Jährige geheiratet habe, damit sie ihn und seine Kinder versorge. Außerdem heiße sie nicht Holly, sondern Lulamae. Der Ehemann bittet den Schriftsteller, Holly auf seine Ankunft vorzubereiten. Als der Erzähler bei ihr klingelt und sie mit Lulamae anspricht, glaubt sie zunächst, ihr Bruder Fred sei gekommen. Sie scheint sich aber aufrichtig zu freuen, Doc zu sehen. Am Sonntag darauf erzählt sie dem Schriftsteller in Joes Bar, Doc habe sie wieder nach Texas mitnehmen wollen. Der Erzähler fragt sie, ob sie vorhabe, sich scheiden zu lassen, doch sie meint, die Ehe sei ohnehin nicht rechtskräftig gewesen. Einige Tage später liest der Schriftsteller in der Zeitung, dass Rusty Trawler Mag geheiratet hat. Zu Hause angekommen, ruft ihn eine andere Nachbarin, Madame Spanella, aufgeregt an: Holly würde jemanden umbringen, er solle schnell kommen. Tatsächlich randaliert Holly in ihrer Wohnung und schlägt alles kurz und klein. Es stellt sich heraus, dass sie ein Telegramm von Doc erhalten hat: Ihr geliebter Bruder Fred ist im Krieg gefallen.

Ausritt im Central Park

Kurz darauf zieht José bei Holly ein. Sie wird häuslicher, kauft Sachen für die Wohnung, lernt kochen und Portugiesisch. Wenn der Brasilianer nicht da ist, macht sie Ausflüge mit dem Schriftsteller. Immer öfter spricht sie davon, mit José nach Rio zu gehen. Sie vertraut dem Erzähler an, sie erwarte ein Kind von José und wolle ihn heiraten. Am 30. September, dem Geburtstag des Erzählers, fordert Holly diesen auf, mit ihr im Central Park reiten zu gehen. Gesagt, getan. Plötzlich bricht eine Gruppe von jugendlichen Strolchen aus dem Gebüsch hervor, wirft Steine nach den Reitern, und das Pferd des Erzählers geht mit ihm durch. Es rast über die Fifth Avenue und wirft ihn schließlich ab. Holly fühlt besorgt seinen Puls und setzt ihn in ein Taxi. Am Abend sitzt sie auf seinem Badewannenrand, um ihn mit Salbe einzureiben – da geht die Tür auf und Madame Spanella tritt mit zwei Polizisten ins Badezimmer. Sie verhaften Holly wegen des Verdachts, am Rauschgifthandel von Sally Tomato beteiligt zu sein – was schon am nächsten Tag in den Zeitungen groß ausgebreitet wird. Joe Bell und der Erzähler versuchen, telefonisch Hilfe für Holly zu bekommen. Schließlich erklärt sich O. J. Berman bereit, die Kaution zu bezahlen. Als der Schriftsteller am nächsten Morgen Hollys Kater füttern will, trifft er Josés Cousin, der klammheimlich die Sachen seines Verwandten packen und verschwinden will. Er übergibt dem Erzähler einen Abschiedsbrief an Holly.

„Männer erregen mich erst, wenn sie über zweiundvierzig sind. Ich kenne eine blöde Ziege, die mir immer wieder sagt, ich müsse zum Seelenklempner; sie sagt, ich habe einen Vaterkomplex. Das ist natürlich merde. Ich habe mir einfach angewöhnt, ältere Männer zu mögen, und das war das Klügste, was ich je getan habe.“ (Holly, S. 22)

Hollys Flucht Der Schriftsteller besucht Holly im Krankenhaus, wo sie nach ihrer Verhaftung eingewiesen wurde und eine Fehlgeburt hatte. Nachdem sie den Brief gelesen hat, fasst sie einen neuen Plan. Sie will das Flugticket nach Brasilien nicht verfallen lassen und auch ohne José nach Rio fliegen, zumal sie in New York gezwungen wäre, gegen Sally Tomato auszusagen, was gefährlich sein könnte. Statt in ihrer Wohnung, die sicherlich überwacht wird, will sie sich am Abreisetag mit dem Schriftsteller in Joes Bar treffen. Er soll ihre Sachen und den Kater mitbringen. Also packt der Erzähler: einige Kleidungsstücke, eine alte Flasche Wein, den St.-Christophorus-Anhänger und den Kater, den er in einen Kissenbezug steckt. Von der Bar aus fahren sie nach Spanish Harlem, wo Holly den Kater aussetzt. Schließlich habe er ihr ja nie gehört. Doch schon nach kurzer Zeit springt sie erneut aus dem Wagen und ruft jämmerlich nach dem Tier. Bevor sie das Flugzeug nach Rio nimmt, muss ihr der Erzähler versprechen, den Kater später zu suchen.

„Natürlich haben viele Leute gedacht, ich muss auch ein Stück weit andersrum sein. Und natürlich bin ich das. Alle sind das: ein Stück weit. Na und?“ (Holly, S. 25)

Nach Hollys Abreise melden die Zeitungen, das „Mafia-Flittchen“ sei abgetaucht. Monate später erhält der Erzähler zwar eine Postkarte von Holly, aber leider ohne Absender. So kann er ihr nicht mitteilen, dass er nach langem Suchen den Kater tatsächlich noch gefunden hat – am Fenster eines gemütlich aussehenden Zimmers sitzend. Auch Holly möge endlich irgendwo angekommen sein, wo sie hingehöre, hofft der Schriftsteller. Und wenn es eine afrikanische Hütte sei.

Zum Text

Aufbau und Stil

„Es gab Zeiten, da stand er jeden Morgen um fünf Uhr auf und spitzte sich 500 Bleistifte zurecht“, wusste ein Journalist über Truman Capote zu berichten. Diese schriftstellerische Akribie bemerkt der Leser kaum: Alles wirkt wie aus einem Guss, von leichter Hand geschrieben. Frühstück bei Tiffany ist im Grunde genommen eine lange Kurzgeschichte, ohne Kapiteleinteilung. Man kann den Roman ohne Weiteres in einem Rutsch durchlesen. Jeder Satz sitzt, jede Beschreibung passt, nichts steht umsonst da, nichts ist redundant. Eine Art Prolog geht der eigentlichen Handlung voraus: Jahre nach seiner Begegnung mit Holly Golightly wird der namenlose Ich-Erzähler durch eine Fotografie an die ehemalige Nachbarin erinnert und kramt seine Erlebnisse mit ihr aus dem Gedächtnis hervor. Diese persönliche Erzählsituation bietet viele Vorteile: Der Leser lernt Holly so kennen wie der Schriftsteller und erlebt mit ihm seine Verblüffung, Begeisterung, aber auch Enttäuschung, teilt seine Gedanken und amüsiert sich über die bissigen Kommentare zu Hollys Freunden. Der Erzähler beobachtet Holly, um hinter ihre wahre Identität zu kommen, er durchwühlt auch mal ihren Müll, bleibt aber fast immer passiv. Seine Schilderung ist mitunter ätzend satirisch, doch gleichzeitig schleicht sich immer wieder die Melancholie ein. Es dürfte diese Mischung sein, die dem Kurzroman seinen Erfolg beschert hat.

Interpretationsansätze

  • Wer ist Holly Golightly? Ihr Name (Kurzform von Holiday = Urlaub; go lightly = unbeschwert unterwegs sein) verweist überaus deutlich auf ihren Charakter: Sie nimmt das Leben leicht, geht gern auf Reisen, ist unangepasst und flatterhaft. Hollys Abneigung gegen Käfige und ihr Spleen, der Katze keinen Namen zu geben, unterstreichen ihren unbedingten Freiheitswillen.
  • Trotzdem sucht auch Holly Stabilität. Ihr unrealistischer Traum von einem Frühstück bei Tiffany – einem Juweliergeschäft, wo es natürlich keinerlei Speisen gibt – ist das stärkste Symbol für diese Sehnsucht nach einem Platz der Geborgenheit und Sicherheit.
  • Holly ist eine typische Lebenskünstlerin, sie konstruiert ihre eigene Identität: Als New Yorker Partygirl lässt sie ihre ländliche Vergangenheit hinter sich und macht das, was Mädchen Mitte des 20. Jahrhunderts gerne machen, wenn sie für Luxus schwärmen: Sie versuchen, sich einen Millionär zu angeln.
  • Der Erzähler und Holly fühlen sich unterschiedlichen Werten verpflichtet: Er ist froh über seine erste eigene Wohnung und hat einen hohen Anspruch an seine Schriftstellerei. Sie ist dagegen ständig auf der Flucht und achtet nur diejenige Kunst, die sich gut verkaufen lässt. So verfährt sie auch mit sich selbst: Sie macht sich zu einem Produkt, das große Nachfrage wecken soll.
  • Die Figuren haben aber auch eine Gemeinsamkeit: Sie stehen beide außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft. Ihre Sexualität (der Erzähler scheint homosexuell zu sein und Holly lebt teilweise von ihren Männerbekanntschaften) geht einher mit ihrer Ablehnung der „guten Sitten“. Mit ihren zersplitterten Biografien sind sie typische moderne Großstädter. Viele Interpreten meinen denn auch, dass beide Inkarnationen von Capote selbst und seinem Kampf gegen die gesellschaftlichen Konventionen sind.

Historischer Hintergrund

New York Mitte des 20. Jahrhunderts

Als halb Europa nach dem Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche lag und sich nur mühsam von den Verwüstungen erholte, ging es den USA wirtschaftlich gut. Was für New York im Besonderen galt – die Stadt ging aus dem Krieg unzerstört und voller Schwung hervor –, traf in gewissem Maß für die ganzen USA der 50er Jahre zu. Bei steigenden Löhnen konnten sich viele Menschen Dinge leisten, die zuvor Luxus gewesen waren: Autos, Telefone, Fernseher. Der höhere Konsum kurbelte wiederum die Wirtschaft an. Die New Yorker Vororte wurden durch Highways erschlossen und Hunderttausende zogen aus der City ins grüne Umland. Auslöser war aber nicht nur der Spaß an der Mobilität: Viele Menschen glaubten, dass ihre ehemaligen Wohnorte zu schlechten Adressen geworden waren, weil sich dort zu viele Schwarze, Auswanderer und Unterschichtler niedergelassen hatten.

Die Probleme der Vergangenheit – neben der Sklaverei waren das vor allem die Auswanderungswellen der vergangenen 50 Jahre – holten die Stadt ein. Rassentrennung und Diskriminierung gehörten in den späten 50ern zum Alltag in den USA. Schon 1943 gab es schwere Rassenunruhen im New Yorker Stadtteil Harlem, nachdem ein weißer Polizist einen Schwarzen erschossen hatte. Die sozialen Probleme breiteten sich immer weiter aus. Der Konsumrausch einiger Bevölkerungsschichten täuschte teilweise darüber hinweg, dass es in den USA nicht nur Wohlstand und Besitz gab, sondern weiterhin auch Armut. Da die Industrie im Zuge zunehmender Automatisierung immer weniger ungelernte Kräfte brauchte, hatten schlecht ausgebildete Menschen kaum Chancen; der American Dream blieb für die meisten von ihnen eine Illusion.

Entstehung

„Ich hatte zwei Karrieren. (...) Meine zweite begann erst richtig mit Frühstück bei Tiffany. Sie besaß eine andere Erzählhaltung und einen anderen Prosastil“, sagte Truman Capote in einem Interview. Die Geschichte von Holly Golightly schrieb er im Frühjahr 1958. Zu diesem Zeitpunkt war Capote längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, denn bereits seine vorausgehenden Werke hatten ihn berühmt gemacht. Der Titel Frühstück bei Tiffany geht auf eine Anekdote zurück, die in Capotes engstem Kreis für viel Belustigung sorgte. Ein zugereister Nicht-New-Yorker antwortete aus Unwissenheit auf die Frage nach dem Restaurant, in dem er gerne einmal essen wollte: „Wie wäre es mit einem Frühstück bei Tiffany?“ Zunächst trug Holly den Namen Connie Gustafson. Dieser musste bei der Überarbeitung dem späteren, aussagekräftigeren Luftikus-Namen weichen. In den Charakter der Protagonistin sollen mehrere Vorbilder eingeflossen sein, darunter die Millionenerbin Gloria Vanderbilt, die Schauspielerin Carol Marcus und Oona O’Neill, die vierte Ehefrau von Charlie Chaplin. Hollys Vergangenheit auf dem Land und ihre Flucht in die Großstadt formte Capote nach dem Vorbild seiner eigenen Mutter: Deren Mädchenname Lillie Mae ähnelt dem wirklichen Namen Hollys, Lulamae. Kurz nach der Fertigstellung des Manuskripts verkaufte Capote es für 2000 $ an den Hearst-Verlag, der die Geschichte als Fortsetzungsroman in Harper’s Bazaar drucken wollte. Allerdings verlangte der Verlag einige Änderungen am Text, insbesondere in Bezug auf die Kraftausdrücke und die sexuellen Anspielungen. Vielleicht wollte man auch den Juwelier Tiffany – einen wichtigen Anzeigenkunden – nicht kompromittieren. Capote jedenfalls lehnte alle Änderungswünsche ab, entzog das Manuskript dem Verlag und verkaufte es für 3000 $ an das Konkurrenzblatt Esquire. Hier erschienen sowohl der Roman als auch die ersten Rezensionen der Buchversion, die bei Random House herauskam.

Wirkungsgeschichte

Frühstück bei Tiffany war von Anfang an sehr populär und entwickelte sich zu einem von Capotes erfolgreichsten Romanen. Wirklich bekannt wurde die Geschichte aber vor allem durch die Verfilmung, die 1961 in die Kinos kam und der Hauptdarstellerin Audrey Hepburn einen starken Karrierekick verpasste. Capote allerdings distanzierte sich nachträglich von dem Film. Das lag vor allem daran, dass Drehbuchautor George Axelrod den Streifen „weichspülte“: Alle sexuellen Normabweichungen – darunter die angedeutete Homosexualität des Erzählers und Hollys promiskuitiver Lebenswandel – wurden aus dem Skript getilgt. Heraus kam eine konventionelle heterosexuelle Liebesgeschichte, die aus den 40er Jahren in die 60er transplantiert wurde – Happy End inklusive. Ursprünglich hatte sich Capote Marilyn Monroe in der Hauptrolle gewünscht, doch die laszive Sinnlichkeit des Sexidols war ja gerade das, was die Filmemacher nicht wollten. Die spätere Genderforschung der Literaturwissenschaft fand in den unterschiedlichen Frauen- und Männerbildern von Roman und Verfilmung viel Stoff für Analysen und Interpretationen. Während das Buch einen neuen Lebensstil diskutierte, blieb der Film in altbewährten Klischees stecken.

Über den Autor

Truman Capote, eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Literaturbetrieb der USA nach dem Zweiten Weltkrieg, wird am 30. September 1924 als Truman Streckfus Parsons in New Orleans geboren. Die Ehe seiner Eltern ist zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon zerbrochen. Für ihren Sohn haben beide keine Zeit, der kleine Truman wird seiner Großmutter anvertraut. Nach der Scheidung der Eltern heiratet die Mutter 1932 Joseph Capote, holt den Sohn aber erst einige Zeit später zu sich. 1935 wird er von seinem Stiefvater adoptiert und nimmt dessen Namen an. Doch das Verhältnis zu seiner Mutter bleibt distanziert; bald kommt der Junge ins Internat. Dort macht er erste homosexuelle Erfahrungen. Schon mit acht Jahren hat er Schriftsteller werden wollen, und kaum hat er die Schule verlassen, setzt er diesen Plan in die Tat um. Bereits 1946 gelingt ihm der Durchbruch, als seine Erzählung Miriam mit dem O. Henry Award ausgezeichnet wird. Capote gilt als literarisches Wunderkind. Weiteren Ruhm bringen ihm der Roman Other Voices, Other Rooms (Andere Stimmen, andere Räume, 1948) sowie die Erzählungen The Grass Harp (Die Grasharfe, 1951) und Breakfast at Tiffany’s (Frühstück bei Tiffany, 1958). Damit etabliert sich der exzentrische junge Mann mit der kleinen Gestalt und der hohen Stimme, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt, in der amerikanischen Literaturszene. In Cold Blood (Kaltblütig, 1966), ein dem „New Journalism“ zugerechneter, literarisch aufbereiteter Mordfall, wird sein größter Erfolg – und zugleich sein letzter. Capote ist plötzlich reich und berühmt, aber dieser Ruhm überfordert ihn. Er veröffentlicht keine wichtigen Werke mehr, pflegt einen luxuriösen Lebensstil und wird alkohol- und drogenabhängig. Den angekündigten Schlüsselroman Answered Prayers (Erhörte Gebete) kann er über lange Jahre nicht fertigstellen. 1987 wird das Sittengemälde der High Society unvollendet veröffentlicht und führt u. a. zum Selbstmord der darin porträtierten Millionärswitwe Ann Woodward. Die letzten Lebensjahre Capotes sind von zunehmendem psychischem und körperlichem Verfall geprägt. Am 25. August 1984 stirbt er in Los Angeles an einer Überdosis Tabletten.

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