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Gekränkte Freiheit
Buch

Gekränkte Freiheit

Aspekte des libertären Autoritarismus

Suhrkamp, 2022 Mehr

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Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Analytisch
  • Meinungsstark
  • Eloquent

Rezension

Regenbogenfahnen, die neben Reichstagsflaggen wehen; antiautoritär gesinnte Bildungsbürger, die mit einem Judenstern auf der Brust gegen eine vermeintliche Meinungsdiktatur demonstrieren oder das Tragen einer Maske als „neuen Hitlergruß“diffamieren: Man kann das als absurdes Theater abtun. Oder aber man analysiert, warum Menschen aus der progressiven Mitte in autoritäre, verschwörungstheoretische Denkmuster abdriften. Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey entlarven den Freiheitsbegriff aktueller Protestbewegungen, ohne ihre Protagonisten als Freaks vorzuführen. Unbedingt lesenswert.

Zusammenfassung

Freiheitliche Gesellschaften tragen den Keim der Selbstzerstörung in sich.

Was ist Freiheit? An dieser Frage scheiden sich seit jeher die Geister. Die einen wollen ihr Leben in absoluter Autonomie führen, frei von äußeren Zwängen, die anderen fordern etwa vom modernen Staat, die eigenen Freiheiten vor den diskriminierenden und egoistischen Eingriffen anderer zu schützen. Die Philosophen der Kritischen Theorie behaupteten nach dem Holocaust und dem Zweitem Weltkrieg, dass fortschrittliche, moderne Gesellschaften den Keim zu ihrer Selbstzerstörung bereits in sich trügen. Freiheit führe nicht unmittelbar zu mehr Freiheit: Die Abschaffung äußerer Zwänge und die wachsende individuelle Autonomie vergrößere zwar das Potenzial für spontane und solidarische Beziehungen. Gleichzeitig erzeugen Individualisierung und allgemeine Konkurrenz allerdings auch Gefühle von Isolation und Ohnmacht. Und je unsicherer und verängstigter die Menschen, desto größer werde die Anziehungskraft des Autoritarismus.

Die spätmoderne Welt ist eine andere als jene, mit der sich die klassische Kritische Theorie befasste. Unsere Wirklichkeit ist vielfältiger, widersprüchlicher, ...

Über die Autoren

Carolin Amlinger ist Literatursoziologin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Departement Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Basel. Oliver Nachtwey ist Soziologe und Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel.


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