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Geldzins und Güterpreise
Buch

Geldzins und Güterpreise

Eine Studie über die den Tauschwert des Geldes bestimmenden Ursachen

Jena, 1898
Diese Ausgabe: Wirtschaft und Finanzen, 1997 Mehr

Literatur­klassiker

  • Ökonomie
  • Moderne

Worum es geht

Geld macht den Unterschied

Spielt Geld eine wesentliche Rolle im Wirtschaftskreislauf? Oder ist es nur ein "Schleier", ein neutrales Tauschmittel, das den Handel nicht wirklich beeinflusst? Das sind Fragen, die die Wissenschaftler des 19. und auch noch des 20. Jahrhunderts beschäftigten. Für den schwedischen Ökonomen und Freidenker Knut Wicksell war Geld nicht neutral. In seinen Augen spielte es durchaus eine Rolle, und zwar eine gewichtige: Die Geldmenge, damit war er sich mit den Vertretern der so genannten Quantitätstheorie einig, hat einen großen Einfluss auf das Preisniveau. Will man Inflation oder Deflation in den Griff bekommen, kann dies nur über den Geldmarkt geschehen - aber nicht mit der Notenpresse, sondern über die Höhe des Kreditzinses. Wicksell rückte das immer wichtiger werdende Bankensystem ins Zentrum seiner Theorie, die heute als "kumulativer Prozess" bekannt ist: Über die Beobachtung der Preise und die Veränderung der Kreditzinsen lässt sich demnach das Preisniveau steuern. Ein Unternehmer wird nur dann eine (kreditfinanzierte) Investition tätigen, wenn er sieht, dass die Kosten für den Kredit unter dem zu erwartenden Gewinn der Investition liegen. Dadurch wird eine Investitions-, Angebots- und Nachfragekaskade ausgelöst, welche die Preise erhöht. Sind die Preise zu hoch, geht das Ganze auch umgekehrt: indem die Kreditzinsen erhöht werden. Wicksells Buch Geldzins und Güterpreise gilt heute als Grundlagenwerk zur Geldpolitik.

Zusammenfassung

Inflation und Deflation

Zu allen Zeiten hat es sowohl Ökonomen als auch einfache Arbeiter stark interessiert, woran es eigentlich liegt, dass die Güterpreise schwanken. Besonders wenn der Anstieg der Preise dauerhaft ist, führt das für denjenigen, der ein festes Arbeitseinkommen erzielt, zu großen Nachteilen, weil er sich einfach immer weniger leisten kann. Doch so schlimm eine Inflation ist, ihr Gegenteil, die Deflation, ist auch nicht besser: Der Preisverfall lähmt die Wirtschaft und führt mittelfristig zu Entlassungen und Arbeitslosigkeit. Manche meinen, dass eine langsame Erhöhung des Preisniveaus der Wirtschaft sogar zuträglich wäre. Das ist aber Unsinn, denn eine solche quasi feste Inflation würde automatisch dazu führen, dass die Menschen mit dieser Preissteigerung rechnen. Ihr Verhalten wäre vergleichbar mit dem eines Menschen, der seine Uhr vorstellt, um immer pünktlich zu kommen. Weil er aber weiß, dass er sie vorgestellt hat, stolpert er über seine eigene Raffinesse, er zieht die zusätzlichen Minuten im Geist wieder ab – und kommt daher trotzdem zu spät. Nein, ein stabiles Preisniveau muss das erklärte Ziel für die Wirtschaft sein. Man sollte daher versuchen, ...

Über den Autor

Johan Gustaf Knut Wicksell wird am 20. Dezember 1851 als jüngstes von fünf Kindern eines Lebensmittelhändlers in Stockholm geboren. Vater und Mutter sterben früh, sodass Knut bei Verwandten aufwächst. 1865–1869 besucht er das Gymnasium und tritt einer Gruppe von Freidenkern bei, die in einem literarischen Zirkel gegen das Establishment andichten, singen und texten. Nach dem Abitur studiert Wicksell bis 1872 Philosophie, Geschichte, Latein, skandinavische Sprache, Mathematik und Astronomie an der Universität von Uppsala. Während der Studienzeit kapselt sich Wicksell von Freunden ab, aus dem frommen jungen Mann wird ein Atheist. Er wendet sich den Sozialwissenschaften zu und wird Hauslehrer, um seine weiteren Studien finanzieren zu können. Ein Vortrag über die Trunksucht, der in der Forderung der Geburtenkontrolle gipfelt, um die soziale Verelendung in den Griff zu bekommen, bringt ihm einen öffentlichen Skandal ein. Wicksell begibt sich 1885 auf eine Studienreise nach London, wo er die englischen Klassiker der Ökonomie liest und an politischen Diskussionen teilnimmt. Es folgen weitere Studien- und Vortragsreisen durch Europa. In Kopenhagen lernt er die norwegische Feministin Anna Bugge kennen, mit der er 1889 zusammenzieht. Gemäß seiner Überzeugung heiratet er sie nicht, sondern schließt mit ihr lediglich einen „Unterhaltsvertrag für die Aufzucht der Kinder“ und eine Regelung der Erbverhältnisse. Nachdem seine beiden Kinder Sven und Finn geboren sind, widmet sich Wicksell in den 90er Jahren seiner akademischen Arbeit. In rascher Folge erscheinen die Schriften Über Wert, Kapital und Rente (1893), Zur Lehre von der Steuerincidenz (1895), Finanztheoretische Untersuchungen (1896) und Geldzins und Güterpreise (1898). Erst mit 50 Jahren, im Jahr 1901, erhält er eine Professur an der Universität von Lund. Jahre der Lehre und gelegentlichen Publikation, vor allem in Zeitschriften, schließen sich an; in diese Zeit fällt auch der eine oder andere Skandal (u. a. zwei Monate Haft wegen Blasphemie). Nach der Emeritierung im Jahr 1916 kehrt Wicksell nach Stockholm zurück. Hier berät er die Bank von Schweden und tritt Regierungsausschüssen bei. Am 3. Mai 1926 stirbt er an einer Lungenentzündung.


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