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Geschichte des Agathon
Buch

Geschichte des Agathon

Zürich, 1766/67
Diese Ausgabe: Deutscher Klassiker Verlag, 2010 Mehr

Literatur­klassiker

  • Bildungsroman
  • Aufklärung

Worum es geht

Innere Entwicklung und Selbstfindung

In seiner Geschichte des Agathon schildert Christoph Martin Wieland, wie ein junger Mann durch die Auseinandersetzung mit seiner Umwelt zu einer vernünftigen, tugendhaften und doch sinnesfrohen Persönlichkeit heranreift; wie er also, so würde man heute sagen, zu sich selbst findet. Die Geschichte, die in der Antike spielt, hat modellhaften Charakter, denn sie folgt Gesetzen, die – zumindest in Wielands Sinn – allgemeingültig sind. Dieser programmatische Anspruch des Autors ist stets spürbar. Immer wieder richtet er sich an den Leser, um das Erzählte auf ironische Weise zu reflektieren und zu kommentieren. Breiten Raum nimmt auch die Gegenüberstellung verschiedener philosophischer Systeme ein. In diesen langatmigen Passagen, die den Erzählfluss mehrfach unterbrechen, entsteht der Eindruck, Figuren und Handlung dienten nur dazu, einen philosophischen Lehrsatz zu belegen. Wenn auch für heutige Leser ein schwerer Brocken, ist die Geschichte des Agathon doch von großer literaturgeschichtlicher Bedeutung. Indem Wieland den Blick weg von äußeren Ereignissen und Abenteuern hin auf die innere Entwicklung und das Seelenleben des Helden richtete, begründete er den deutschsprachigen Bildungsroman.

Zusammenfassung

Das Leben als Traum?

Agathon war einst von den Athenern wegen seiner Dienste für die Republik und wegen seiner kriegerischen Erfolge hochgeschätzt, fiel dann aber durch Intrigen in Ungnade. Er verlor all seinen Besitz und wurde aus seiner Vaterstadt verbannt. Nun reist er durch Asien. Glückliche Empfindungen entschädigen ihn schon bald für das erlittene Leid. Auf seiner Reise wird der schöne junge Mann von einer Schar Bacchantinnen überfallen, deren ekstatischer Begierde er nur entkommt, weil ihn Seeräuber gefangen nehmen. Überraschend trifft er auf dem Schiff seine große Liebe Psyche wieder, die ebenfalls von den Piraten versklavt wurde. Doch leider wird er schon bald wieder von ihr getrennt. Alles kommt ihm unwirklich vor, und er fragt sich, ob das Leben mit seinen Zufällen und schicksalhaften Wendungen, durch die der Betrüger triumphiert und der Tugendhafte leidet, nicht einfach nur ein Traum ist. Doch er gibt die Hoffnung nicht auf, Psyche wiederzusehen und glücklich zu werden.

Agathons Tugend wird auf die Probe gestellt

Auf dem Sklavenmarkt in Smyrna wird Agathon von Hippias, einem Sophisten, gekauft. ...

Über den Autor

Christoph Martin Wieland wird am 5. September 1733 in Oberholzheim bei Biberach als Sohn eines Pfarrers geboren. In Biberach erhält er Privatunterricht und besucht die städtische Lateinschule. 1747 geht er auf ein pietistisches Internat bei Magdeburg. In dieser Zeit schwärmt er für den Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock. 1749 nimmt Wieland das Studium der Philosophie in Erfurt auf, er kehrt aber schon ein Jahr später nach Biberach zurück, wo er sich mit seiner Cousine Sophie Gutermann verlobt. In Tübingen studiert er für kurze Zeit widerwillig Jura. Auf Einladung des Schweizer Kritikers und Übersetzers Johann Jacob Bodmer, der ihn unterrichtet, zieht er 1752 nach Zürich und arbeitet zunächst dort, später in Bern als Hauslehrer. Er beginnt zu schreiben und erregt mit seinem Drama Lady Johanna Gray (1758) einige Aufmerksamkeit. 1760 kehrt er nach Biberach zurück, wo er zum Senator und Kanzleiverwalter der Stadt ernannt wird. Nachdem bereits 1753 die Verlobung mit Sophie gelöst worden ist, verliebt sich Wieland in Christine Hagel, seine Haushälterin, die 1763 von ihm schwanger wird. Das Kind stirbt kurz nach der Geburt. Auf Druck der Familie heiratet Wieland 1765 die Kaufmannstochter Anna Dorothea von Hillenbrand, mit der er 13 Kinder haben wird. Unter dem Einfluss der französischen Aufklärung, vor allem Denis Diderots und Voltaires, wandelt sich der ehemals fromme und sittenstrenge Wieland zu einem heiteren, skeptischen Freigeist. Nicht nur seine Shakespeare-Übersetzungen, auch Romane wie Geschichte des Agathon (1766/67) oder Verserzählungen wie Musarion (1768) bringen ihm Anerkennung und Ruhm. Er wird als Professor für Philosophie nach Erfurt und 1772 als Erzieher des Erbprinzen Karl August an den Weimarer Hof berufen. Dieser wandelt sich unter Wielands Einfluss zum Musenhof, an dem später Goethe, Schiller und Herder wirken. 1773 gründet er die Zeitschrift Der Teutsche Merkur. Ausgestattet mit einer lebenslangen Pension lebt er ab 1798 auf seinem Gut in Oßmannstedt bei Weimar als freier Schriftsteller. Nach dem Tod seiner Frau kehrt er 1803 nach Weimar zurück, wo er am 20. Januar 1813 stirbt.


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