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Gespenster
Buch

Gespenster

Kopenhagen, 1881
Diese Ausgabe: Reclam, 2010 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Naturalismus

Worum es geht

Und aus dem Keller riechen die Leichen …

Ibsens Stück Gespenster heißt im Original Gengangere, was treffender eigentlich mit „Wiedergänger“ zu übersetzen ist. Gemeint sind: Ideen, Ansichten, Werte, Denk- und Verhaltensmuster aus einer überwunden geglaubten Vergangenheit, die aber in der Gegenwart wirkmächtig bleiben. Jene Gespenster widersetzen sich unserer Erneuerung, sie verhindern, dass wir einer Hoffnung entgegengehen oder altem Schmerz entkommen können. So ergeht es in Ibsens Familiendrama der unglücklichen Helene Alving, die sich verzweifelt nach einem Neuanfang sehnt und doch ohnmächtig mit ansehen muss, wie die schrecklichen Konsequenzen vergangenen Tuns und Lassens auch Jahre später noch nicht gezogen sind. Dieses Motiv, könnte man sagen, ist der geistige Nährwert des Stücks, der bis heute dafür sorgt, dass der Leser einiges zu kauen hat. Die damals skandalträchtigen Ingredienzen (weiblicher Eigenwille, Selbstverwirklichung, außerehelicher Sex, Geschlechtskrankheiten usw.) haben hingegen an Provokationskraft verloren.

Zusammenfassung

Der Tischler und seine Tochter

Auf Rosenvold, dem Landsitz des verstorbenen Hauptmanns und Kammerherrn Alving lebt dessen Witwe Helene Alving mit dem Dienstmädchen Regine. Diese erhält Besuch von ihrem Vater, dem Tischler Jakob Engstrand. Frau Alving hat zu Ehren des Dahingeschiedenen ein Kinderheim gegründet, und Engstrand war bis heute auf der Baustelle beschäftigt. Die Arbeiten sind abgeschlossen, das Heim soll am kommenden Tag eingeweiht werden. Engstrand will sich verabschieden, da er noch heute zurück in die Stadt fahren wird, um den Feierlichkeiten zu entgehen. Seine Bedenken beziehen sich auf Pastor Manders, der in Kürze auf Rosenvold erwartet wird, um das Heim einzuweihen: Engstrand will vermeiden, dass ihn der Pfarrer beim Trinken sieht. Seine Tochter Regine möchte er am liebsten mitnehmen. Er hat nämlich vor, in der Stadt ein Wirtshaus für Seeleute aufzumachen und Regine soll dabei helfen. Doch die lässt ihn abblitzen. Engstrand versucht, sie zu locken: Sein Geschäftskonzept ziele auf gehobenes Publikum, Kapitäne, Steuerleute usw. Regine könne sich ja so einen schnappen. Doch ...

Über den Autor

Henrik Ibsen wird am 20. März 1828 als ältestes von fünf Geschwistern im norwegischen Skien geboren. Sein Vater ist ein erfolgreicher, aber auch risikofreudiger Geschäftsmann: 1835 geht er in Konkurs, die Familie muss den Ort verlassen. 1844 beginnt der Sohn eine Lehre als Apothekergehilfe in der Küstenstadt Grimstad. Er schreibt Gedichte sowie das Theaterstück Catilina und bereitet sich im Selbststudium auf das Abitur vor, um Medizin studieren zu können. 1850 zieht Ibsen in die Hauptstadt Kristiania (heute Oslo), kommt in Kontakt mit der revolutionären Arbeiterbewegung und schreibt Satiren. Catilina wird gedruckt, 1852 wird Ibsen Hausautor und Regisseur des Norwegischen Theaters in Bergen. 1856 spielt man dort sein nationalromantisches Stück Das Fest auf Solhaug (Gildet paa Solhoug). Ein Jahr später wechselt Ibsen zum Norwegischen Theater nach Kristiania. 1858 heiratet er Suzannah Thoresen, im folgenden Jahr wird Sohn Sigurd geboren. Ibsen engagiert sich für die norwegische Sprache und Kultur, hat aber wenig Erfolg; das Theater macht Bankrott und er gerät in Geldnöte. Ibsen wendet sich von der Nationalromantik ab, sucht sein Glück im Ausland und zieht mit der Familie 1864 nach Rom. Das Drama Peer Gynt von 1867 ist eine kritische Auseinandersetzung mit nationalromantischen Ideen und wird 1876 mit Edvard Griegs Musik am Kristiania-Theater uraufgeführt. 1868 zieht Ibsen mit seiner Familie nach Dresden. 1874 besucht er für einige Wochen sein Heimatland Norwegen und wird dort enthusiastisch begrüßt. Die Familie zieht nach München, dann wieder nach Rom. 1879 vollendet er das Schauspiel Nora oder Ein Puppenheim (Et Dukkehjem), das als Kampfschrift der Frauenemanzipation gelesen wird; zwei Jahre später folgt Gespenster (Gengangere), das wegen seiner provokanten Themen zunächst in Europa nicht aufgeführt wird. 1891 kehrt Ibsen nach Norwegen zurück. Er stirbt am 23. Mai 1906 nach einer Reihe von Schlaganfällen in Kristiania und erhält ein Staatsbegräbnis.


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