Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen
Diese Ausgabe: Verlag der Weltreligionen, 2008 Mehr
Seiten: 334
- Religion
- Mittelalter
Worum es geht
Der überragende Denker des zwölften Jahrhunderts
Dass es mit Peter Abaelard nicht gut enden würde, war vorhersehbar. Zur privaten Katastrophe – der Entmannung durch den Onkel einer Schülerin, die er geschwängert hatte – kam die Ächtung durch die katholische Kirche. Abaelard wagte es, in seinem Werk die Widersprüchlichkeiten der Bibel und der Lehrmeinungen der Kirchenväter fein säuberlich einander gegenüberzustellen. Zudem gelang es ihm immer wieder, seine Gegner mit brillanter Rhetorik an die Wand zu spielen. Welche Blamage für die Kirche – und welch guter Vorwand, ihn mundtot zu machen. In seinem Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen entwarf Abaelard eine der ersten religiösen Toleranzschriften der Literatur- und Kirchengeschichte. Darin offenbart sich in aller Deutlichkeit sein Programm: Religion muss mit Verstand, mit vernünftigen Gründen gerechtfertigt werden; blinder Glaube ist nicht sinnvoll. Abaelards Versuch, die Freiheit des menschlichen Verstandes vor der Bevormundung durch die Kirche zu retten, ist nach wie vor äußerst lesenswert.
Zusammenfassung
Über den Autor
Peter Abaelard, 1079 in Le Pallet bei Nantes in eine ritterliche Adelsfamilie geboren, schlägt als junger Mann sein Erbe aus und widmet sich ganz dem Studium der Wissenschaften. Seinen einflussreichen Lehrer Wilhelm von Champeaux fordert er immer wieder heraus. Als Abaelard seine eigene Schule für Logik gründet, lässt Wilhelm seine Beziehungen spielen, um den ungeliebten Schüler aus Paris zu verdrängen. 1113 studiert Abaelard Theologie bei Anselm von Laon, mit dem sich das gleiche Spiel wiederholt: Erneut kommt es zum Bruch mit dem Lehrer, Abaelards Ruhm beginnt aber gleichzeitig zu wachsen. Doch der kometenhafte Aufstieg des jungen Gelehrten endet jäh, als er eine Liebesbeziehung mit einer seiner Schülerinnen beginnt. Heloise, so heißt das Mädchen, wird schwanger. Als ihr Onkel und Beschützer Fulbert davon erfährt, greift er zu einem drastischen Mittel, um das Verbrechen zu sühnen: In einer Nacht-und Nebel-Aktion lässt er Abaelard überfallen und kastrieren. Gedemütigt tritt dieser als Mönch in das Kloster Saint-Denis ein. Heloise bringt einen Sohn zur Welt und schließt sich den Nonnen des Klosters Argenteuil an. Abaelards theologische Hauptschrift, die Theologia Summi Boni, erregt den Groll der Kirche: 1121 muss er die Schrift beim Konzil von Soissons eigenhändig verbrennen. Er eröffnet mit seinen Anhängern eine neue Schule und baut die dem Heiligen Geist geweihte Einsiedelei Paraklet. Später schenkt er sie den Nonnen von Argenteuil, deren Priorin seine ehemalige Geliebte Heloise ist. Als Abt von Saint-Gildas verkracht sich Abaelard mit den dort lebenden Mönchen und entkommt knapp einem Mordkomplott. 1133 verlässt er die Abtei, zwei Jahre später nimmt er seine einstige Lehrtätigkeit in Paris wieder auf. Gegen Abaelards Lehren formiert sich Widerstand, vor allem in Gestalt des Zisterziensermönchs Bernhard von Clairvaux. Auf der Synode zu Sens wird Abaelard 1141 der Häresie angeklagt und zu ewigem Schweigen und Klosterhaft verurteilt. Mithilfe seines Fürsprechers Petrus Venerabilis gelingt ihm ein Jahr später die Aussöhnung mit Bernhard. Am 21. April 1142 stirbt Abaelard in Chalon-sur-Saône. Heloise lässt sich nach ihrem Tod im Jahr 1164 neben ihm bestatten.__
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