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Glanz und Elend der Kurtisanen
Buch

Glanz und Elend der Kurtisanen

Paris, 1838 bis 1847
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 2007 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Realismus

Worum es geht

Verkaufte Körper, verkaufte Seelen

Der 800-Seiten-Schmöker Glanz und Elend der Kurtisanen kann als Schlüssel zum Verständnis von Balzacs ausuferndem Romankosmos gesehen werden: Hier bekommt man im Kern vorgeführt, worauf die ganze 91-bändige Menschliche Komödie hinausläuft, denn nirgendwo sonst zeigt der Autor so viele unterschiedliche Milieus, deren Vertreter allesamt von ihren Leidenschaften bestimmt sind und zwischen Glück und Verzweiflung taumeln. Sie gieren entweder nach Geld, Ansehen oder Liebe. Der mächtigen dämonischen Zentralfigur des Romans, Jacques Collin, ist die gesellschaftliche Anerkennung verwehrt, weil er ein dem Zuchthaus entflohener Verbrecher ist. Er wählt sich den schönen, jungen, aber schwachen Lucien zum Stellvertreter und schließt mit ihm einen faustischen Pakt: Wenn er sich ihm blind verschreibt, wird er sein Glück machen. Lucien jedoch verliebt sich unvorteilhaft in die schöne Kurtisane Esther, und eine rasante Achterbahnfahrt der Gefühle beginnt, in deren Verlauf taktiert, intrigiert und spioniert wird. Schließlich gerät alles außer Kontrolle – bis auf die meisterhafte Balzac’sche Erzählkunst.

Zusammenfassung

Eine heimliche Liebe

Paris im Jahr 1824: Nachdem er zuvor lange von der gesellschaftlichen Bildfläche verschwunden war, taucht der junge Lucien de Rubempré auf dem Opernball auf. Seine Schönheit und Eleganz erregen das Interesse vieler Frauen und den Neid der Männer, zumal er jetzt den adligen Namen seiner Vorfahren mütterlicherseits trägt. Die Zeiten, in denen er als Dichter und Journalist durchs Leben gezogen ist, scheint er hinter sich gelassen zu haben; er hat jetzt höhere Ambitionen, die ein unheimlicher Maskierter in seinem Schlepptau vehement befördert. Lucien ist auf dem Ball mit Esther verabredet, der schönsten Kurtisane von Paris. Sie liebt Lucien und er sie. Obwohl sie eine Maske trägt, erkennt ein ehemaliger Liebhaber sie und ruft ihren Namen – ein fürchterlicher Schlag für Esther, die ihre Vergangenheit vor Lucien verbergen wollte. Sie ist dem Selbstmord nahe, als sie von Luciens unheimlichem Mentor aufgesucht wird. Dieser stellt sich als Priester namens Carlos Herrera vor. Er ist grausam zu ihr und macht ihr zugleich Hoffnungen: Sie soll in einer geistlichen Anstalt unterrichtet werden, damit...

Über den Autor

Honoré de Balzac wird am 20. Mai 1799 in Tours geboren. Sein Vater, der Sohn eines Bauern, hat sich zum leitenden Beamten hochgearbeitet, seine Mutter stammt aus gutbürgerlicher Familie. 1814 zieht die Familie Balzac nach Paris. Ein Jurastudium bricht der junge Balzac ab, um Schriftsteller zu werden. Lange Jahre ist er erfolglos. Er macht Schulden, die ihn für den Rest seines Lebens drücken werden, als er sich 1826 als Verleger versucht und eine Druckerei kauft, die zwei Jahre später Konkurs anmelden muss. 1829 stellt sich erster schriftstellerischer Erfolg ein, der ihm Zutritt zu Adelskreisen verschafft. Er führt ein Leben über seine Verhältnisse und hat viele Liebschaften mit zumeist verheirateten Damen. 1832 tritt die ukrainische Gräfin Eva Hanska mit ihm in Briefkontakt. Die beiden schreiben sich 18 Jahre lang und sehen sich gelegentlich auf Reisen, bis sie ihn wenige Monate vor seinem Tod schließlich heiratet. Balzac schreibt einen Roman nach dem anderen. Er fasst seine Werke bereits früh in Gruppen zusammen. Während der Entstehung eines seiner bekanntesten Texte, Le père Goriot (Vater Goriot, 1834/35), hat er die Idee, dieselben Romanfiguren in verschiedenen Werken auftreten zu lassen und so ein überschaubares, vielfältig verwobenes Romanuniversum zu schaffen. Das Projekt der Comédie humaine, der Menschlichen Komödie, entsteht mit seinen Großgruppen und Untergruppen und dem Ziel, ein umfassendes Sittengemälde von Balzacs Zeit zu entwerfen. Dafür erlegt sich der Schriftsteller ein unglaubliches Arbeitspensum auf, schreibt oft bis zu 17 Stunden am Tag. 91 der 137 geplanten Romane und Erzählungen kann er fertigstellen. Zu den bekanntesten zählen Illusions perdues (Verlorene Illusionen), Eugénie Grandet, Splendeurs et misères des courtisanes (Glanz und Elend der Kurtisanen) und La peau de chagrin (Das Chagrinleder). Balzac gilt zusammen mit Stendhal und Flaubert als der Begründer des literarischen Realismus in Frankreich. Die ständige Überanstrengung ruiniert seine Gesundheit, er stirbt am 18. August 1850 in Paris.


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