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Haben oder Sein
Buch

Haben oder Sein

Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft

New York, 1976
Diese Ausgabe: dtv, 2013 Mehr

Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Selbstentfaltung statt Raffgier

Haben oder Sein ist neben Die Kunst des Liebens Erich Fromms bekanntestes Werk. Es zeigt, wie sehr unsere Gesellschaft vom Haben und Habenwollen bestimmt ist – der Mensch ist der Diener des Wirtschaftssystems, und er will immer mehr haben, weil das System es so vorsieht. Der Einzelne, entfremdet von sich selbst, wird dabei krank und unglücklich, und zwischen Gesellschaftsklassen und Völkern entstehen Neid und Krieg. Dem stellt Fromm die Existenzweise des Seins gegenüber: Hier definiert der Mensch sich nicht über seinen Besitz, sondern darüber, was er ist. Hier erlebt er, statt zu horten, ist ganz bei sich und anderen und bringt seinen Wesenskern zum Gedeihen. Wäre diese Existenzweise in der Gesellschaft vorherrschend, würde sie für Frieden sorgen und womöglich verhindern, dass die Menschheit sich mit Atomwaffen oder durch eine ökologische Katastrophe selbst auslöscht. Fromm schreibt pointiert und anschaulich, seine Hellsichtigkeit und die Aktualität des Textes sind verblüffend: Burn-out und Finanzkrise sind Symptome der von ihm diagnostizierten Krankheit, und seine Vorschläge, etwa das bedingungslose Grundeinkommen, tauchen in heutigen Diskussionen wieder auf. Eine inspirierende Lektüre für alle, die die Gesellschaft umkrempeln wollen – oder auch einfach erst mal ihr eigenes Leben.

Zusammenfassung

Eine Illusion ist am Ende

Unbegrenztes Wachstum und Überfluss, Selbstbestimmung und Glück für alle waren die großen Verheißungen des Industriezeitalters. Doch das Versprochene blieb aus. Immer mehr Menschen erkennen, dass die Befriedigung ihrer Begierden sie nicht glücklich macht, dass sie Räder in einer Bürokratiemaschine sind, dass ihre Gedanken und Gefühle durch die Industrie manipuliert werden, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird und dass der technologische Fortschritt die Gefahr ökologischer Katastrophen und eines Atomkriegs mit sich gebracht hat. Unser Gesellschaftssystem fußt seit dem 18. Jahrhundert auf der Annahme, dass der Egoismus des Einzelnen den allgemeinen Wohlstand befördert. Doch wenn Haben das Ziel ist, das jeder verfolgt, werden die Menschen neidisch, ängstlich und betrügerisch, weil sie ihren Besitz verteidigen oder mehren wollen. Außerdem machen immer neue Wünsche echtes Glück unmöglich. Diese Habgier führt zu endlosen Klassenkämpfen. Wir müssen umdenken. Nicht nur, weil dieses System den Einzelnen krank macht: Erstmals hängt auch das Überleben der Menschheit davon ab, dass sich der Gesellschaftscharakter des Menschen ändert.

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Über den Autor

Erich Fromm wird am 23. März 1900 als einziges Kind orthodoxer jüdischer Eltern in Frankfurt geboren; er soll wie viele seiner Vorfahren Rabbiner werden. 1918 beginnt er zu studieren, zunächst für zwei Semester Jura, dann wechselt er zum Soziologiestudium nach Heidelberg. Er promoviert 1922 mit Das jüdische Gesetz. 1926 heiratet er die Psychoanalytikerin Frieda Reichmann. Das Paar gibt seine orthodox-jüdische Lebensweise auf. Fromm lässt sich selbst zum Psychoanalytiker ausbilden. 1930 wird er am Frankfurter Institut für Sozialforschung Leiter der Sozialpsychologischen Abteilung, außerdem zählt er zum Berliner Kreis marxistischer Psychoanalytiker. 1931 trennt er sich von Frieda Reichmann, bleibt jedoch mit ihr befreundet. Gleich nach Hitlers Machtergreifung 1933 emigriert er zunächst nach Genf und dann in die USA. Er lehrt in New York und wird als Mitbegründer einer neofreudianischen Psychoanalyse zu einem der einflussreichsten Psychoanalytiker Amerikas. Ende 1939 kommt es zum Bruch mit dem Frankfurter Institut für Sozialforschung. 1940 erhält Fromm die amerikanische Staatsbürgerschaft, 1944 heiratet er die deutschjüdische Emigrantin Henny Gurland. 1949 übersiedelt er nach Mexiko City und baut dort an der Universität eine psychoanalytische Abteilung auf. 1953 heiratet er nach dem Tod seiner Frau die US-Amerikanerin Annis Freeman. Ab 1957 ist er in der US-amerikanischen Friedensbewegung aktiv. Die ganze Zeit über praktiziert er auch als Analytiker und schreibt eine Reihe von Büchern zur Psychoanalyse und zur Gesellschaft. Viele werden zu Bestsellern: Neben Haben oder Sein (To Have or to Be?, 1976) ist sein bekanntestes Buch Die Kunst des Liebens (The Art of Loving, 1956). 1974 geht Fromm in die Schweiz, nach Muralto, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Er stirbt 1980 an seinem vierten Herzinfarkt, fünf Tage vor seinem 80. Geburtstag.


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    A. vor 1 Jahrzehnt
    Bestimmt würde es sich lohnen, Erich Fromms "Haben oder Sein" Arthur Schopenhauers "Aphorismen zur Lebensweisheit" gegenüberzustellen. Erich Fromm unterscheidet zwischen den beiden Daseinsweisen "Haben" und "Sein", während Schopenhauer eine Dreiteilung anwendet in: "Was einer ist", "was einer hat" und "was einer vorstellt". Diese dritte Kategorie, die man etwa mit dem Verb "repräsentieren" umschreiben könnte, wird bei Fromm nicht gesondert behandelt. Man könnte nun untersuchen, ob Fromm das Repräsentieren eher auf der Haben-Seite oder auf der Sein-Seite verortet.
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      vor 4 Jahren
      Fromm behandelt in seinem Buch den Sachverhalt der "irrationalen Autorität". Dies kommt dem Begriff "Repräsentieren" recht nahe. Mit der Entstehung der Gesellschaften, die auf hierarchischer Ordnung basieren, wird die Autorität durch den sozialen Status ausgeübt.... also durch das Repräsentieren von Status.