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Handbuch der politischen Ökonomie
Buch

Handbuch der politischen Ökonomie

Manuale di Economia Politica. Con una Introduzione alla Scienza Sociale

Mailand, 1906
Diese Ausgabe: Wirtschaft und Finanzen, 1992 Mehr

Literatur­klassiker

  • Ökonomie
  • Moderne

Worum es geht

Pareto: Brillanz und Fragwürdigkeit

Viele haben seinen Namen schon einmal irgendwo gehört: Das „Pareto-Optimum“ und die „Pareto-Verteilung“ dürfen schließlich in keinem Grundkurs der Volkswirtschaftslehre fehlen. Doch das umfangreiche Werk des kontrovers diskutierten Ökonomen und Soziologen ist nur wenigen bekannt. Dabei war Vilfredo Pareto einer der Ersten, die den Versuch unternahmen, wirtschaftswissenschaftliche Theorien in den Kontext der Gesellschaft einzubetten. Im Manuale di Economia Politica steht die Theorie des wirtschaftlichen Gleichgewichts im Mittelpunkt. Der Autor zeigt sich als begeisterter Anhänger der mathematisch-naturwissenschaftlichen Methode – doch ergänzt er diese um eine gänzlich unwissenschaftliche, beißende Gesellschaftskritik, in der er sämtliche Ideale und Ideologien seiner Epoche in Grund und Boden stampft. Paretos sozialdarwinistische und antidemokratische Ansichten ließen ihn zu einem gefeierten Theoretiker der Faschisten werden. Dennoch ist die Lektüre aufschlussreich: Das Manuale zeigt unmissverständlich, wie nah geniale wissenschaftliche Theorien und gefährliche praktische Schlussfolgerungen beieinanderliegen können.

Zusammenfassung

Das Ideal der Wissenschaft

Die Volkswirtschaftslehre ist im Grunde nur an zwei Dingen interessiert: an der Beschreibung von Tatsachen und an der Herleitung von Gesetzen. Sie hat keinen konkreten Nutzen für die Menschheit und soll die Welt auch nicht mit einer neuen Religion der Nationalökonomie beglücken und verbessern. Sie soll nichts sein als reine Ökonomie und die logisch-erfahrungsgemäße Betrachtung von Gegebenheiten. Wenn z. B. regelmäßig beobachtet wird, dass das Pflügen der Erde (A) eine erfolgreiche Weizenernte (B) begünstigt, dann lässt sich daraus ein Gesetz ableiten. Die Haarfarbe des Bauern (C) spielt dagegen keine Rolle. A beeinflusst B, jedoch nicht C. Streng genommen kann es bei soziologischen und ökonomischen Gesetzen keine Ausnahmen geben, denn eine „uneinheitliche Einheit“ ergibt keinen Sinn. Jedoch träfe diese Annahme nur auf eine perfekte Welt zu. Tatsächlich kann die Wissenschaft immer nur Einzelphänomene beobachten, die sich überschneiden, beeinflussen, gegenseitig aufheben und durch neu auftretende Phänomene verändern. Theorien vermögen daher der Wirklichkeit nur Schritt für Schritt näherzukommen, sie jedoch nie ganz zu erreichen. Die Naturwissenschaften...

Über den Autor

Vilfredo Pareto wird am 15. Juli 1848 in Paris geboren. Sein Vater, der aus einer angesehenen Familie aus Genua stammt, ist als Liberaler und Republikaner ins Exil nach Frankreich geflohen. Seine Mutter ist Französin. 1854 kehrt die Familie aufgrund einer Amnestie nach Italien zurück. Bereits mit 22 Jahren promoviert der mathematisch begabte Pareto an der Turiner Universität als Ingenieur und arbeitet anschließend rund 20 Jahre lang in diesem Beruf, zunächst bei den Römischen Eisenbahnen und dann als Generaldirektor eines Montanunternehmens. Während dieser Zeit beschäftigt er sich bereits intensiv mit ökonomischen und soziologischen Themen und hält an der Wirtschaftsakademie in Florenz wirtschaftspolitische Vorträge. Zahlreiche Geschäftsreisen führen ihn durch ganz Europa, wo er viele Eindrücke der verschiedenen Kulturen und Gesellschaftsformen sammelt, die sich später in seinen Werken niederschlagen werden. 1880 und 1882 kandidiert der überzeugte Demokrat und Liberale in zwei toskanischen Wahlkreisen erfolglos für das Parlament. Entmutigt von den festgefahrenen politischen und wirtschaftlichen Strukturen in Italien scheidet Pareto 1890 aus seinem Beruf aus. Um die Jahrhundertwende, enttäuscht von den politischen Entwicklungen in Italien und Frankreich, wandelt sich der einstige radikale Demokrat zum entschiedenen Gegner der Demokratie.Auf Empfehlung seines Freundes Maffeo Pantaleoni wird der Autodidakt 1893 als Nachfolger von Léon Walras auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Universität Lausanne berufen. Bereits mit seinem ersten Werk, dem Cours d’économie politique (1896/97), erreicht er internationale Bekanntheit. Nach einer stattlichen Erbschaft von seinem Onkel entschließt er sich 1898, die Lehrtätigkeit aufzugeben und sich nur noch der Wissenschaft zu widmen. Er kauft in Céligny (Schweiz) eine Villa. 1902 legt er mit Les systèmes socialistes eine tief greifende Kritik des Sozialismus vor, 1906 erscheint das Manuale di Economia Politica und 1916 sein soziologisches Hauptwerk, das vierbändige Trattato di Sociologia Generale. Kurz vor seinem Tod am 19. August 1923 ernennt Mussolini ihn zum „Senator des Königreichs Italien“.


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