Navigation überspringen
Handbüchlein der Moral und Unterredungen
Buch

Handbüchlein der Moral und Unterredungen

Rom, nach 135 n. Chr.
Diese Ausgabe: Kröner, 1984 Mehr

Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Römische Antike

Worum es geht

Ein Hauptwerk der stoischen Philosophie

Wie können wir glücklich leben und sogar zufrieden sterben? Der stoische Philosoph Epiktet beantwortete diese uralte Menschheitsfrage in einer Weise, die in ihrer Schlüssigkeit und Überzeugungskraft bis heute nachwirkt. Gemäß der stoischen Tradition sah er die Grundlage eines geglückten Lebens darin, vor allem an sich selbst zu arbeiten. Die persönliche Entwicklung ist der Lebensbereich, den zu bestimmen in unserer eigenen Macht steht. Wenn wir unsere Erfolgserlebnisse, unabhängig von äußeren Werturteilen, nur aus unserem eigenen Fortschritt schöpfen, dann kann uns niemand von einem erfolgreichen Leben abhalten, ganz egal was für eine Stellung wir im Alltag haben. Unsinnig ist dagegen die Fixierung auf äußere Umstände: Geliebte Menschen können sterben, unser Besitz kann uns genommen werden, gesellschaftliche Ehrenämter können uns verwehrt bleiben. Wir sollten das Beste aus den Umständen machen, die wir im Leben vorfinden. Gerade dieser Schicksalsglaube ist aber auch der Punkt, an dem sich der moderne Leser vielleicht reiben wird. Wir sind es nicht gewohnt, unsere Lebensumstände lediglich mit stoischer Würde zu ertragen, sondern wollen meist das Leben aktiv gestalten. Trotzdem: Für alle, die zu sehr auf Äußerlichkeiten achten, kann Epiktets Lehre heilsam sein.

Zusammenfassung

Die wichtigste Unterscheidung

Ein wesentlicher Ausgangspunkt für ein erfolgreiches, glückliches Leben ist die Unterscheidung zwischen dem, was in unserer Macht steht, und dem, worauf wir keinen Einfluss nehmen können. Wir haben die Macht über unser eigenes Denken und Handeln, über unser Begehren und unsere Abneigungen, denn dies sind die Dinge, die von uns selbst kommen. Keine völlige Kontrolle haben wir dagegen über unseren Körper, unseren Besitz oder unsere gesellschaftliche Stellung. In dem, was in unserer Macht steht, sind wir von Natur aus frei: Hier kann uns keiner behindern oder uns Vorschriften aufzwingen. In den Bereichen, die wir nicht zu kontrollieren vermögen, unterliegen wir äußeren Einflüssen: Dort können uns die Dinge vorgeschrieben oder verwehrt werden.

Wird diese Unterscheidung nicht klar vorgenommen, entstehen Probleme und Unzufriedenheit. Zudem müssen wir die natürlichen Gesetzmäßigkeiten des Lebens beachten: Wer z. B. hohe Ziele anstrebt, muss auch bereit sein, entsprechende Opfer zu bringen. Wenn wir unzufrieden sind, dann sollten wir herausfinden, ob die Ursache bei den Dingen liegt, die in unserer Macht stehen, oder in dem Bereich, der sich unserem...

Über den Autor

Über das Leben des Griechen Epiktet (der Name bedeutet nicht mehr als „der Hinzuerworbene“) ist relativ wenig Gesichertes bekannt. Er wird um das Jahr 50 n. Chr. in Hierapolis in Phrygien (dem heutigen Pamukkale in der Türkei) in die Sklaverei hineingeboren. Später kommt er nach Rom, wo er eine Zeit lang im Dienst des reichen und mächtigen Epaphroditos steht, der als Vertrauter des Kaisers Nero großen Einfluss ausübt und selbst ein freigelassener Sklave ist. Der römische Autor Celsus berichtet folgende Anekdote über Epiktets Gleichmut: Während er noch ein Sklave ist, wird er einmal von seinem Herrn Epaphroditos gequält, indem dieser ihm das Bein verdreht. Mit völliger Gelassenheit warnt Epiktet seinen Herrn, dass das Bein bald brechen werde, wenn er nicht damit aufhöre. Als das Bein dann wirklich bricht, ist Epiktets Kommentar lediglich: „Habe ich dir nicht gesagt, dass es brechen würde?“ Von dieser Zeit an soll Epiktet lahm gewesen sein. Als Schüler des damals hoch angesehenen Stoikers Gaius Musonius Rufus erlangt Epiktet umfangreiche Philosophiekenntnisse. Nach dem Tod Neros wird er von seinem Herrn freigelassen. Anschließend beginnt Epiktet damit, andere in seiner Philosophie zu unterrichten. Dabei lebt er bewusst in Armut. Seine einzigen Besitztümer sind angeblich eine Tonlampe, ein Strohsack, eine Decke und eine Sitzbank. Er bleibt sein Leben lang unverheiratet und hat keine Kinder. Im Jahr 94 n. Chr. müssen alle Philosophen laut einem Dekret des Kaisers Domitian Rom und sogar ganz Italien verlassen. Epiktet lässt sich daraufhin in der Hafenstadt Nikopolis in Epirus im Nordwesten Griechenlands nieder, wo er eine Philosophenschule eröffnet und diese bis zu seinem Tod leitet. Seine Schule erfreut sich bald eines großen Zulaufs vor allem auch unter den hochgestellten jungen Römern und erlangt große Berühmtheit. Epiktet stirbt wahrscheinlich um das Jahr 135 n. Chr. in Nikopolis.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen