Navigation überspringen
Hasenherz
Buch

Hasenherz

New York, 1960
Diese Ausgabe: Rowohlt, 1976 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Flucht vor dem Alltag

Auf der Flucht vor der häuslichen Enge und den Zumutungen des Alltags verlässt Harry Angstrom, genannt Rabbit, seine schwangere Ehefrau und seinen kleinen Sohn, um mit einer ehemaligen Prostituierten zusammenzuleben − und löst damit eine Familientragödie aus. John Updike liefert mit seinem 1960 erschienenen Roman Hasenherz ein ebenso detailliertes wie realistisches Porträt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens im Amerika der späten 50er-Jahre. Aus der Sicht von Rabbit, der hinter den Banalitäten des Alltags auf einen tieferen Sinn hofft, schildert er die sozialen Zwänge, denen der Einzelne unterliegt. Dabei gelingt ihm ein tiefer Blick in das Seelenleben des weißen amerikanischen Durchschnittsbürgers, der vom Eigenheim in der Vorstadt und einer heilen Welt träumt. Rabbit hingegen fühlt sich eher erdrückt davon: Den einzigen Fluchtweg aus dieser scheinheiligen Kleinbürgeridylle bietet der Sex, den Updike für seine Zeit ungewöhnlich unverblümt darstellt. Auch wenn sich die Rollenbilder von Mann und Frau seitdem gewandelt und gesellschaftliche Konventionen sich gelockert haben, wirkt Hasenherz noch immer überraschend frisch und aktuell. Mit seinem schwachen Helden Rabbit, den er nie moralisch verurteilt, hat Updike eine literarische Jahrhundertfigur geschaffen, die bis heute nichts an Lebendigkeit eingebüßt hat.

Take-aways

  • John Updikes Roman Hasenherz bietet ein realistisches, detailliertes Porträt der amerikanischen Gesellschaft der 1950er-Jahre.
  • Inhalt: Harry Angstrom, genannt Rabbit, verlässt seine hochschwangere Frau und den zweijährigen Sohn und beginnt eine Affäre mit einer Prostituierten. Nachdem seine Frau, mit der er sich zwischenzeitlich wieder versöhnt hat, versehentlich das Neugeborene ertränkt hat, ergreift er abermals die Flucht. Vor die Wahl gestellt zwischen Rückkehr nach Hause und Neuanfang mit der Geliebten entscheidet er sich am Ende für die Familie.
  • Updike hatte sich zuvor intensiv mit der Philosophie Sartres und Kierkegaards auseinandergesetzt.

Über den Autor

John Updike wird am 18. März 1932 in Reading im US-Staat Pennsylvania als einziges Kind eines Lehrers und Diakons und dessen Frau geboren. Er wächst in der nahe gelegenen Kleinstadt Shillington in materiell bescheidenen Verhältnissen auf. Schon als Kind leidet er unter der Hautkrankheit Schuppenflechte und stottert. Er lebt auf einer einsamen Farm und sein einziges Vergnügen besteht im Lesen. Updikes Mutter, die selbst literarische Ambitionen hat, unterstützt seine schriftstellerischen Bemühungen. 1950 beginnt Updike sein Studium der Anglistik an der Harvard-Universität mit einem Vollstipendium. Er heiratet Mary Pennington, mit der er insgesamt vier Kinder bekommt. Nach dem Abschluss des Studiums 1954 erhält er eine Stelle bei der renommierten Zeitschrift The New Yorker, doch schon bald kündigt er und zieht nach Ipswich in Massachusetts, um dort als freier Schriftsteller zu arbeiten. Berühmtheit erlangt Updike mit seinem Roman Hasenherz (Rabbit, Run, 1960). Auch sein erotischer Skandalroman Ehepaare (Couples, 1968) wird ein Bestseller. Es folgen weitere Romane, Theaterstücke und Lyrik, darunter Die Hexen von Eastwick (The Witches of Eastwick, 1984), Gott und die Wilmots (In the Beauty of the Lilies, 1996) und Landleben (Villages, 2004). Daneben folgen in regelmäßigem Abstand weitere Romane seiner Rabbit-Reihe. Er hält Vorlesungen in der ganzen Welt, unter anderem in Venezuela, Ghana und Äthiopien. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratet Updike 1977 Martha Bernhard und lebt mit ihr und ihren drei Söhnen in Georgetown. Er erhält den Pulitzer-Preis für zwei seiner Rabbit-Romane, was vor ihm nur zwei amerikanischen Schriftstellern gelang. Updike stirbt am 27. Januar 2009 in Danvers, Massachusetts an Lungenkrebs.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen

Mehr zum Thema

Verwandte Kanäle