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Herausforderung China
Buch

Herausforderung China

Wie der chinesische Aufstieg unser Leben verändert

S. Fischer, 2005 Mehr


Bewertung der Redaktion

8

Qualitäten

  • Innovativ

Rezension

China ist in jeder Hinsicht Schwindel erregend. Nehmen wir die fiktive Nachricht: Die Anzahl verkaufter Neuwagen ist um 1 % gestiegen. Was in den meisten Ländern nur ein müdes Achselzucken hervorrufen würde, lässt in China die Manager westlicher Autokonzerne aufjubeln, bringt den Verkehr in vielen chinesischen Städten zum Erliegen und treibt den Ölpreis in neue Rekordhöhen – von der weltweiten Klimaveränderung ganz zu schweigen. Anhand konkreter Beispiele und nachvollziehbarer Zukunftsszenarien führt uns Wolfgang Hirn immer wieder vor Augen: Wir können dieses Riesenreich mit seinen 1,3 Milliarden ehrgeizigen und konsumfreudigen Bewohnern einfach nicht mehr ignorieren. Die Chinesen sind in Sachen Forschung, Hightech-Industrie, militärischer Aufrüstung und Umweltzerstörung bereits viel weiter, als westliche Beschwichtigungspolitiker uns weiszumachen versuchen. Dabei scheint der Autor selbst zwischen unverhohlener Bewunderung und tiefer Furcht vor den Folgen hin- und hergerissen. Der Leser jedenfalls bleibt am Ende recht ratlos, in jedem Fall aber mit einem mulmigen Gefühl gegenüber dem aufsteigenden Drachen im Fernen Osten zurück. getAbstract empfiehlt das Buch allen, die sich lieber rechtzeitig informieren, statt von unangenehmen Wahrheiten aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden, wenn es zu spät ist.

Zusammenfassung

Zurück zur verlorenen Größe

Westliche Besucher sind nicht selten erstaunt über das unerschütterliche Selbstvertrauen und die unverhohlene Arroganz der Chinesen. Doch diese haben dafür ihre Gründe: Viele Chinesen sehen den gegenwärtigen wirtschaftlichen Aufstieg des Landes als Rückkehr zu der Größe und Überlegenheit, die den Großteil von Chinas gut 5000-jähriger Geschichte ausmachten. So ist das Land als einzige der alten Hochkulturen niemals untergegangen oder in der totalen Bedeutungslosigkeit versunken. Zwischen 500 und 1500 n. Chr. war es den Europäern zivilisatorisch haushoch überlegen. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts, Jahrzehnte vor Kolumbus, segelte beispielsweise der Chinese Zheng He mit einer Flotte über die Weltmeere, deren Größe erst im Ersten Weltkrieg übertroffen wurde. Diese Reise bestärkte Chinas Machthaber in ihrer Überzeugung, dass die Welt ihnen nichts zu bieten habe. Sie starteten eine Politik der selbst gewählten Isolation, die erst durch die Opiumkriege mit Großbritannien gewaltsam beendet wurde. Ebenso wie den Terror unter Mao wollen die meisten Chinesen diese Zeiten der Demütigung am liebsten vergessen. Denn seit Beginn der wirtschaftlichen Reformen ...

Über den Autor

Wolfgang Hirn arbeitet zurzeit als Reporter beim manager magazin. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und Politischen Wissenschaften in Tübingen arbeitete er zunächst als Wirtschaftsredakteur für den Kölner Stadtanzeiger und die Wirtschaftswoche. Seit 1986 ist er regelmäßig in China unterwegs.


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