- Roman
- Moderne
Worum es geht
Eine Reise in die schwärzesten Abgründe des Menschen
Mit angehaltenem Atem folgt der Leser dem eher knappen Bericht des Erzählers Marlow, der in dichter Prosa seine Fahrt auf dem Kongo ins Herz Afrikas und ins Herz der Finsternis schildert. Denn es ist auch eine Reise an die finstersten Orte der menschlichen Seele. Marlow übernimmt das Kommando auf dem schäbigen Flussdampfer einer belgischen Handelsgesellschaft in der Spätzeit des europäischen Kolonialismus. In Afrika angekommen, vernimmt er Gerüchte über einen Mr. Kurtz, der angeblich Hunderte Meilen stromaufwärts lebt und herrscht. Kurtz ist der erfolgreichste Handelsagent der Gesellschaft. Er liefert unvorstellbare Mengen an Elfenbein und scheint eine charismatische Persönlichkeit zu sein. Trotz aller Widrigkeiten treibt es Marlow den Fluss hinauf, um diesen Mann kennen zu lernen. Was er dabei erlebt, wird er sein Leben lang nicht vergessen ... So konkret die Bilder sind, die Conrad von der Wildnis und von der grausamen Kolonialherrschaft zeichnet, so wenig kommt es ihm auf erzählerischen Realismus an. Aus der Konfrontation des weißen Mannes mit der als grauenvoll geschilderten „Urwelt“ formt er ein schwarzes Spiegelbild menschlichen Daseins und eine der düstersten Schilderungen des europäischen Kolonialismus in der Literatur.
Take-aways
Über den Autor
Joseph Conrad wird als Józef Teodor Konrad Korzeniowski am 3. Dezember 1857 im polnischen Berdyczew geboren. Zu dieser Zeit ist Polen kein eigenständiger Staat, sondern aufgeteilt unter Russland, Österreich und Preußen. Josephs Vater, der dem Adel angehört, engagiert sich im Kampf gegen die russische Herrschaft; deshalb wird die Familie nach Russland verbannt. Die Mutter stirbt an den gesundheitlichen Folgen der Verbannung. Als auch der Vater 1869 stirbt, kommt Joseph in die Obhut seines Onkels. Dieser ist entsetzt, als der Junge den Wunsch äußert, zur See fahren zu wollen. Er unternimmt alles, um ihn davon abzubringen, muss aber schließlich doch nachgeben. 1874 beginnt Joseph seinen Dienst in der französischen Handelsmarine. Bald lässt er sich in Schmuggelgeschäfte verwickeln und verliert so sein ganzes Geld. Hoch verschuldet unternimmt er einen Selbstmordversuch. Danach entschließt er sich, in die englische Handelsmarine einzutreten und die Offizierslaufbahn einzuschlagen. 1886 erhält er sein Kapitänspatent und die britische Staatsbürgerschaft. 1889 beginnt er seinen ersten Roman, Almayer´s Folly (Almayers Wahn) – bemerkenswerterweise in Englisch, seiner dritten Sprache. Eine Fahrt in den Kongo 1890 wird zu einem traumatischen Erlebnis: Der grausame Umgang der Weißen mit den Einheimischen schockiert Conrad. Außerdem wird seine Gesundheit so schwer angegriffen, dass er vorzeitig nach England zurückkehren muss. Als er, auch wegen anhaltender gesundheitlicher und psychischer Probleme, keine Arbeit mehr findet, beendet er 1894 seinen ersten Roman und veröffentlicht ihn unter dem Namen Joseph Conrad, den er von da an beibehält. Das Werk wird von der Kritik positiv aufgenommen, und Conrad beschließt, sich in Kent niederzulassen und als Schriftsteller zu leben. Viele seiner Texte greifen seine Erlebnisse als Seemann auf. Ein wichtiges Werk ist die Erzählung Heart of Darkness (Herz der Finsternis, 1899), in der er seine Erlebnisse im Kongo verarbeitet. Conrad stirbt am 3. August 1924 an Herzversagen.
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