Historien
- Geschichte
- Römische Antike
Worum es geht
Bürgerkrieg in Rom
„Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen“ – das berühmte Mao-Zitat fasst recht gut zusammen, worum es in Tacitus’ Historien geht, natürlich mit dem Unterschied, dass es zu Tacitus’ Zeiten noch keine Gewehre gab. Damals waren Schwert und Speer die Hauptwaffen der Legionäre, und in den Palästen wurde der berühmte Dolch im Gewande getragen. Krieg, Mord und Totschlag waren neben Lug und Trug gängige Mittel zum Machtgewinn und -erhalt. Die Historien schildern die Bürgerkriege in der Zeit nach Neros Tod, der Übergangszeit zwischen der julisch-claudischen und der flavischen Kaiserdynastie. Tacitus beschreibt den blutigen Weg mehrerer Kaiser zur Macht: Galba, Otho, Vitellius, Vespasian, Titus und Domitian. Das liest sich so detailreich und trocken, wie es heute eine mehrhundertseitige Zusammenstellung tagespolitischer Meldungen wäre. Es entsteht ein düsteres Bild einer verkommenen Epoche voller Ehrgeiz, Habgier und einer durch und durch korrumpierten Gesellschaft ohne Ideale und Würde. Dies entspricht Tacitus’ pessimistischer Weltsicht, der ein Anhänger der altrömischen Republik war. Seine Historien sind eines der bedeutendsten römischen Geschichtswerke.
Zusammenfassung
Über den Autor
Cornelius Tacitus wird vermutlich um 55 n. Chr. geboren, möglicherweise in Südgallien, der heutigen Provence; die Region ist ihm jedenfalls vertraut. Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Vereinzelte Informationen finden sich in seinen eigenen Texten und in denen anderer Autoren, vor allem seines Freundes Plinius des Jüngeren. Um das Jahr 77 n. Chr. verlobt er sich und heiratet kurze Zeit danach; das Leben seines Schwiegervaters Julius Agricola beschreibt er später in Agricola (98 n. Chr.). Wohl im selben Jahr verfasst er die Germania, in der er jenes Volk nördlich der Alpen charakterisiert, das sich zum gefürchtetsten Gegner der Römer entwickelt hat. Wie viele ehrgeizige junge Römer besucht Tacitus die Rhetorenschule, die auf eine Karriere als Anwalt und Politiker vorbereitet, und durchschreitet dann die übliche Ämterlaufbahn bis hin zum Konsul. Zwischen 112 und 114 n. Chr. regiert er als Prokonsul die Provinz Asia, die dem westlichen Teil der heutigen Türkei entspricht. Plinius der Jüngere beschreibt ihn als besonders begabten Redner und Anwalt. Beide, Plinius und Tacitus, werden im Jahr 100 n. Chr. vom Senat mit der Anklage gegen Marius Priscus, den ehemaligen Statthalter der Provinz Africa, beauftragt: Dieser soll die Bewohner der Provinz erpresst haben. Tacitus’ Hauptwerke sind die Historien und die Annalen, sie machen ihn zum bedeutendsten Historiker Roms. Die Historien, fertiggestellt um 109 n. Chr., behandeln die Periode vom Vierkaiserjahr 69 n. Chr. bis zum Ende der flavischen Dynastie 96 n. Chr. In den Annalen, an denen er vermutlich bis zu seinem Tod arbeitet, widmet er sich der Geschichte vom Tod des Kaisers Augustus 14 n. Chr. bis zum Tod Neros im Jahr 68 n. Chr. Tacitus hat einen ausgeprägten Sinn für Spiritualität, er ist Mitglied einer der bedeutendsten römischen Priesterschaften. Er stirbt vermutlich um das Jahr 120 n. Chr.
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