Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten
Tagebücher 1933–1945
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Worum es geht
Alltag im Nationalsozialismus
Erst entzogen die Nazis ihm die Lehrerlaubnis, später durfte er die Bibliothek und die Straßenbahn nicht mehr benutzen, musste von seinem Haus in ein „Judenhaus“ umziehen, wurde auf der Straße angepöbelt und gedemütigt und fürchtete jederzeit um sein Leben. Zwölf Jahre lang erlebte der Dresdner Romanistikprofessor Victor Klemperer am eigenen Leib, was es bedeutete, als Jude im nationalsozialistischen Deutschland zu leben. Minutiös erzählt er von den Verboten, Repressalien und Erniedrigungen, denen er täglich ausgesetzt war. Scharfsinnig analysiert er die Sprache der Nationalsozialisten ebenso wie ihre Propaganda, zitiert Zeitungen, sammelt Gerüchte, Witze, Anekdoten aus seinem unmittelbaren Umfeld. Dabei schildert er nicht nur das Leid seiner jüdischen Mitbürger, sondern auch die Reaktionen der „arischen“ Bevölkerung: wie die Menschen um ihn herum bei den Verbrechen mitmachen oder aus Angst wegschauen, aber auch, wie sie Mitmenschlichkeit zeigen. Wie kein anderes Dokument aus jener Zeit liefern Klemperers Tagebücher eine authentische und eindringliche Beschreibung des Alltags im Nationalsozialismus.
Zusammenfassung
Über den Autor
Victor Klemperer wird am 9. Oktober 1881 in Landsberg an der Warthe als jüngstes von acht Kindern des Rabbiners Wilhelm Klemperer und seiner Frau Henriette geboren. Einer seiner Cousins ist der berühmte Komponist und Dirigent Otto Klemperer. Die Familie zieht nach Berlin, wo der Vater eine Stelle in einer Reformgemeinde erhält. Hier besucht Klemperer verschiedene Gymnasien und macht zunächst eine Kaufmannslehre. Nach dem Abitur, das er 1902 nachholt, studiert er Romanistik, Germanistik und Philosophie in München, Genf, Paris und Berlin, allerdings ohne Abschluss. 1906 heiratet er die Malerin und Pianistin Eva Schlemmer und konvertiert 1912 zum Protestantismus. Im gleichen Jahr nimmt er auf Drängen und mit finanzieller Unterstützung seiner Brüder das Studium wieder auf. Nach einer Zeit als Universitätslektor in Neapel habilitiert er sich, doch 1915 meldet er sich als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg und dient ab 1916 zunächst an der Westfront, später als Zensor im Leipziger Buchprüfungsamt. 1920 erhält er als Professor für Romanistik einen Ruf an die Technische Hochschule Dresden. Infolge der Reichsbürgergesetze der Nationalsozialisten wird er 1935 aus seinem Amt entlassen. Unter zunehmenden Schikanen und wachsender Lebensgefahr arbeitet er trotzdem weiter an seiner zweibändigen Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert (1954, 1966) und an seinem Hauptwerk LTI: Notizbuch eines Philologen (1947). Nach dem Krieg tritt Klemperer zusammen mit seiner Frau trotz erheblicher Skrupel in die KPD ein, die seiner Ansicht nach als einzige Partei auf der radikalen Ausscheidung ehemaliger Nazis besteht. Bis 1960 ist Klemperer wieder als Professor tätig, zunächst in Greifswald, später an den Universitäten in Wittenberg und Berlin. 1950 wird er Abgeordneter des Kulturbundes in der Volkskammer der DDR. Nach dem Tod seiner Frau heiratet er 1952 die 45 Jahre jüngere Germanistin Hadwig Kirchner. Victor Klemperer stirbt am 11. Februar 1960.
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