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Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit
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Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit

Riga, 1784-1791
Diese Ausgabe: Deutscher Klassiker Verlag, 1989 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Aufklärung

Worum es geht

Eine moderne Kulturphilosophie

Johann Gottfried Herder war ein Querdenker, ein unangepasster Polemiker, der regelmäßig aneckte und nicht davor zurückschreckte, auch Lehrer und Freunde wie Kant und Goethe zu kritisieren. Das macht ihn schwer zu verorten: Er ist gleichzeitig Aufklärer und einer ihrer schärfsten Kritiker, glaubt an Gott wie an die Naturwissenschaften, ist Wortführer des Sturm und Drang wie später der Weimarer Klassik. Während der Arbeit an seinem Hauptwerk, den umfassenden Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit, schrieb er in einem Brief, er wolle damit „dem Jahrhundert in seinen eigen Tönen ein ander Lied“ vorsingen. Und tatsächlich bricht dieses Werk mit zahlreichen philosophischen und kulturellen Konventionen. In einer beeindruckenden Zusammenschau zahlloser historischer, ethnografischer, anatomischer und religionswissenschaftlicher Quellen zeichnet Herder nicht nur eine Geschichte der Welt und der menschlichen Kulturen nach, er begründet auch eine kulturelle Subjektphilosophie, kritisiert Rassismus und Eurozentrismus und hält ein enthusiastisches Plädoyer für die allen Kulturen und historischen Epochen innewohnende Humanität und Vernunft. Ein Grundlagenwerk der modernen Kulturwissenschaft, das seiner Zeit in vielen Belangen voraus war und noch heute zu inspirieren vermag.

Zusammenfassung

Vorrede über Geschichtsphilosophie

Die Philosophie von der Geschichte des Menschen ist noch sehr jung. Eine ihrer größten Schwächen ist, dass sie nach wie vor nicht geklärt hat, was Kultur bedeutet. Wer hat Kultur? Ganze Völker und Epochen oder nur einzelne Menschen? Und befördert die Kultur die menschliche Glückseligkeit? Es gilt zu erforschen, welche allgemeinen, über-historischen Erkenntnisse man bezüglich der Kultur der Menschheit gewinnen kann. Denn dass es solche allgemeinen Erkenntnisse geben muss, legt das Werk Gottes von selbst nahe: Wenn der gütige Schöpfer die gesamte Natur so zweckreich, schön und sinnvoll eingerichtet hat, dann wohl auch das Schicksal der Menschen. Deshalb muss auch die Geschichte der Menschheit einer Wissenschaft zugänglich sein. Wir müssen sie nur im Buch der Schöpfung lesen lernen und dürfen nicht in wilde Spekulation abgleiten. Das vorliegende Werk beansprucht keineswegs, der Weisheit letzter und unfehlbarer Schluss zu sein. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Geschichte der Menschheit derzeit noch gar nicht vollständig geschrieben werden kann.

Teil 1: Die Erde und ihre Bewohner

Über den Autor

Johann Gottfried Herder wird am 25. August 1744 in Mohrungen geboren. Im Alter von 18 Jahren geht er nach Königsberg, wo er Theologie studiert und in Immanuel Kant und Johann Georg Hamann sehr einflussreiche Lehrer findet. 1764 wird er an die Domschule von Riga berufen, wo er zwei Jahre später einer Freimaurerloge beitritt. Er verfasst zahlreiche Rezensionen, macht sich als Übersetzer einen Namen und beginnt, am intellektuellen Diskurs seiner Zeit teilzunehmen. Außerdem reist Herder viel: Er besucht die französischen Enzyklopädisten in Paris, Klopstock in Hamburg und unternimmt 1788/89 eine ausgedehnte Italienreise. 1773 heiratet er Caroline Flachsland, mit der er sieben Kinder haben wird. Im selben Jahr lernt er Johann Wolfgang von Goethe kennen, auf den er einen starken Einfluss ausübt. Während seiner Anstellung als Hofprediger in Bückeburg von 1771 bis 1776 nimmt Herder aktiv am deutschen Sturm und Drang teil: Er arbeitet mit Goethe zusammen und verfasst die Schriften Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772) sowie Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit (1774). Durch Vermittlung Goethes wird er 1776 nach Weimar gerufen, wo er in den Dienst des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar tritt und bis an sein Lebensende wohnt. Im engen Kontakt mit Goethe, Schiller und Wieland wird Herder einer der führenden Vertreter der Weimarer Klassik. Von 1784 bis 1791 veröffentlicht er sein Hauptwerk Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Zunehmend wird er von Krankheiten geplagt, die Freundschaft mit Goethe zerbricht und seine zeitlebens prekäre Finanzlage befördert einen im Spätwerk zunehmenden Pessimismus. Herder stirbt am 18. Dezember 1803 in Weimar.


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