Navigation überspringen
Im Weltinnenraum des Kapitals
Buch

Im Weltinnenraum des Kapitals

Für eine philosophische Theorie der Globalisierung

Suhrkamp, 2005 Mehr


Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Innovativ

Rezension

Peter Sloterdijk, der Medienstar unter den deutschen Philosophen, hat wieder zugeschlagen. Nach seinem dreibändigen Mammutwerk Sphären legt er nun ein mit gut 400 Seiten relativ schmales Buch vor, in dem er der viel beschworenen und beschwätzten Globalisierung aus philosophischer Perspektive zu Leibe rückt. Sloterdijks Clou: Die Globalisierung ist gar nicht ein so neuartiges Phänomen, wie oft behauptet wird, sie begann schon mit den Entdeckungsfahrten von Kolumbus & Co. Und die heutigen Globalisierer - die um den Globus nicht mehr segelnden, sondern jettenden Business-People - sind die rücksichtslosen Tatmenschen, die Entdecker und Eroberer unserer Tage, im Guten wie im Schlechten. Sloterdijk skizziert den "kapitalistischen Weltinnenraum" als vorläufiges Endprodukt der Globalisierung: Es ist die westliche Wohlstandskugel, deren Bewohner sich zwar den Gesamtglobus verfügbar gemacht haben, die aber schön unter sich bleiben wollen. Sloterdijk schreibt wie gewohnt auf sprachlich hohem Niveau, kann sich aber auch so manchen Kalauer nicht verkneifen. Insgesamt eine äußerst anregende Lektüre, die getAbstract.com jedem empfiehlt, der ein Phänomen tiefer verstehen will, das allzu oft nur rein ökonomisch abgehandelt wird.

Zusammenfassung

Zur Entstehung des Weltsystems

Die Globalisierung ist in den letzten Jahren in aller Munde. Doch was aktuell "Globalisierung" genannt wird, ist im Grunde gar nicht so neu. Es begann damit, dass bereits die alten Griechen die Welt bzw. den Kosmos als rund betrachteten. Später erfolgte dann die Erkundung der Welt von Europa aus, die eigentliche Globalisierung. Die letzte Phase ist die wirtschaftlich-finanztechnisch-digitale Phase. Während die alten Griechen den Kosmos als rund dachten und die Rundheit zum Inbegriff des Perfekten und Schönen machten, hat sich dies im Lauf der Zeit geändert: Die Erde, vorher als Scheibe gedacht, stellte sich als rund heraus, sie wurde von Schiffen umsegelt und von Astronomen in ihrer Position im Weltall verortet. Mit dem Wandel des Weltbildes vollzog sich im Lauf der Jahrhunderte auch ein Wandel des Menschenbilds: Hatte man sich früher geborgen gefühlt in den Hüllen des Kosmos, so ging dieses Gefühl verloren, als die Erkenntnis wuchs, dass zwar die Erde rund ist, dass sie aber von keiner schützenden Hülle mehr umgeben ist, sondern verloren und winzig klein in einem riesigen All schwebt. Die Menschen leben auf dem äußersten Rand eines kugelförmigen...

Über den Autor

Peter Sloterdijk ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Philosophen. Er ist Professor für Ästhetik und Philosophie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und lehrt außerdem an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Sloterdijk moderiert gemeinsam mit Rüdiger Safranski die Fernsehsendung Das philosophische Quartett. Zu seinen Büchern zählen Regeln für den Menschenpark, Kritik der zynischen Vernunft und Sphären.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen