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Jahrmarkt der Eitelkeit

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Jahrmarkt der Eitelkeit

oder Ein Roman ohne Held

dtv,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Ein großes, ironisches Gemälde der englischen Gesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts.


Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Viktorianische Ära

Worum es geht

Bissig-ironisches Gesellschaftsbild

William M. Thackeray mochte keine romantischen Heldengestalten. Deshalb untertitelte er seinen 1847/48 erschienenen Gesellschaftsroman Jahrmarkt der Eitelkeit auch konsequenterweise als „Roman ohne Held“. Es geht darin weniger um eine durchkomponierte Geschichte mit klarem Aufbau und Happy End als um ein bissig-ironisches Porträt der englischen Gesellschaft im frühen 19. Jahrhundert. Ganz ohne Helden geht es aber doch nicht: Zwei Frauengestalten stehen im Mittelpunkt des Romans. Die erste ist die arme, aber gewitzte Becky Sharp, die nichts unversucht lässt, sich einen Platz in der besseren Gesellschaft zu erobern. Dafür scheut sie auch nicht vor allerlei Intrigen und Männergeschichten zurück. Am Ende stirbt ihr letzter Mann und hinterlässt ihr ein stattliches Vermögen, und der Leser ist versucht zu sagen: Genau das hat sie immer angestrebt. Die zweite ist Amelia Sedley, ein naives und anschmiegsames Frauchen, das durch den frühen Tod ihres Mannes in der Schlacht von Waterloo aus dem Wohlstand in die Mittellosigkeit abstürzt. Die Wege der beiden Frauen kreuzen sich an mehreren Stellen des Romans, der in seinem ironischen Erzählstil einen bunten Reigen der gesellschaftlichen Eitelkeiten enthüllt. Thackeray wurde durch den Roman zu einem der beliebtesten englischen Schriftsteller neben Charles Dickens.

Take-aways

  • Jahrmarkt der Eitelkeit ist einer der berühmtesten Romane der englischen Literatur und der größte Erfolg von William M. Thackeray.
  • Es ist ein „Roman ohne Held“, ein groß angelegtes Gesellschaftsporträt mit einer Vielzahl von handelnden Figuren.
  • Mit bissigem Humor und Ironie demaskiert Thackeray die Welt des gesellschaftlichen Erfolgs, in der sich seine Figuren zum Narren machen.
  • Amelia Sedley ist ein naives Mädchen aus gutem Haus, das eine Verbindung mit dem schneidigen George Osborne eingehen soll.
  • Die finanziellen Probleme von Amelias Vater machen diese Pläne zunächst zunichte – doch die beiden heiraten heimlich.
  • George fällt im Krieg gegen Napoleon und Amelia bleibt mit einem gemeinsamen Kind zurück.
  • Erst nach vielen Enttäuschungen und Rückschlägen erkennt sie, dass Georges Freund William Dobbin der Mann ist, mit dem sie glücklich werden kann.
  • Parallel zu Amelias Geschichte schildert Thackeray den Lebensweg der ehrgeizigen Becky Sharp, die um jeden Preis versucht, gesellschaftlich aufzusteigen.
  • Durch ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Menschen gelingt ihr dies schließlich, wobei sie mehrere Männer ausnutzt.
  • Immer wieder der Ächtung der Gesellschaft ausgesetzt, entpuppt sich Rebekka als listiges Stehaufweibchen – auch wenn sie der gesellschaftliche Aufstieg große Kraft kostet.
  • Der Roman erschien in 20 Folgen: Daraus ergibt sich die wellenartige Struktur von regelmäßigen Höhepunkten und ruhigerem Erzählfluss.
  • Der Roman hob Thackeray auf eine Stufe mit seinem Zeitgenossen und Freund Charles Dickens.

Zusammenfassung

Abschied und neuer Lebensstart

Rebekka Sharp, genannt Becky, und ihre Freundin Amelia Sedley feiern Abschied von Chiswick Mall, einem Internat, in dem sie sechs Jahre lang ausgebildet wurden. Barbara Pinkerton, die Leiterin des Erziehungsinstituts, lobt Amelia in einem Brief an ihre Eltern in den höchsten Tönen. Rebekka Sharp dagegen werden solche Ehren nicht zuteil. Sie soll alsbald in einer hochgestellten Familie ihren Dienst als Gouvernante antreten. Während eines Besuchs bei Amelias Familie in Kensington fasst Becky aber schnell den Entschluss, sich Amelias Bruder Josef Sedley als Ehemann anzulachen. Der gesellschaftliche Aufstieg wäre für die arme Tochter eines Malers auf diese Weise schnell geschafft. Doch ihr bleiben dafür nur 14 Tage Zeit, da sie dann ihre Stelle als Gouvernante antreten soll. Eines Abends kommt es im Hause Sedley zu einer Annäherung zwischen Josef und Becky. Man verabredet sich für den nächsten Abend, um nach Vauxhall zu kutschieren. Becky begleitet Josef, während Amelia von George Osborne, dem Patenkind ihres Vaters, ausgeführt wird. Amelia und George verbindet seit Kindertagen eine Freundschaft, die nach Ansicht aller zu einer Hochzeit führen muss. Osborne bringt zum Ausflug nach Vauxhall außerdem William Dobbin mit, den Sohn eines Krämers, der George bereits seit der gemeinsamen Schulzeit ergeben ist. Der Abend in Vauxhall verläuft sehr unglücklich: Josef kann Becky seine Liebe nicht gestehen und macht nach ausgiebigem Alkoholkonsum einen unrühmlichen Abgang. Er meidet daraufhin das Elternhaus, um Becky nicht zu begegnen. Beckys Hochzeitspläne misslingen, sie muss das Haus der Sedleys nach 14 Tagen verlassen.

Eine neue Familie und eine geplatzte Hochzeit

Becky tritt ihren Dienst als Gouvernante bei Sir Pitt Crawley auf der Residenz Queen’s Crawley an. Der Baron erweist sich als ungehobelter und einfältiger Mann, der aber aufgrund seiner gesellschaftlichen Position über Ansehen und Einfluss verfügt. Becky Sharp gelingt es in ihrer neuen Stellung, das Vertrauen des Barons und seiner Familie zu gewinnen. Als äußerst neidisch auf dieses gute Verhältnis erweisen sich Sir Pitts Bruder, der Pfarrer Bute Crawley, und dessen Familie. Doch das ficht Becky nicht an, sie trifft es noch besser: Als Miss Crawley, die reiche Schwester der Crawley-Brüder, zu Besuch kommt, gewinnt Becky schnell die Aufmerksamkeit der 70 000 £ schweren Erbtante.

„Wie der Spielleiter so vor dem Vorhang auf den Brettern sitzt und auf den Jahrmarkt hinabschaut, überkommt ihn beim Anblick all dieses Hin und Her ein Gefühl tiefer Melancholie.“ (S. 7)

Amelia Sedley hat währenddessen wenig Freude an George Osborne, ihrem Ehemann in spe: Der Patensohn ihres Vaters frönt mehr seiner Spielleidenschaft, als dass er ihr den Hof macht. Außerdem gerät Amelias Vater in Geldnöte, was wiederum Georges Vater laut darüber nachdenken lässt, ob er einer Heirat zwischen seinem Sohn und Amelia überhaupt zustimmen kann.

Heiratsantrag an eine verheiratete Lady

Die reiche Miss Crawley wird krank und muss nach London zurückkehren. Becky Sharp begleitet sie als gute Freundin und Pflegerin. Sie gewinnt mehr und mehr das Vertrauen und die Sympathie der alten Frau und lebt bei ihr in der Park Lane. Als Sir Pitts Gemahlin stirbt, erscheint er in der Park Lane und bittet Becky, nach Queen’s Crawley zurückzukehren. Doch sie flüchtet sich in Ausreden. Daraufhin macht er ihr sogar einen Heiratsantrag, den die junge Frau jedoch ablehnt. Sie offenbart schließlich, dass sie sich bereits heimlich mit Rawdon Crawley, der Sir Pitts jüngster Sohn und voraussichtlicher Erbe der reichen Tante ist, verheiratet hat. Sir Pitt ist außer sich. Becky flüchtet und bezieht zusammen mit Rawdon eine Wohnung.

Hochzeit und Erbschleicherei

Becky erfährt vom finanziellen Ruin der Sedleys. Der Bankrott hat auch Amelias Verlobung mit George zunichtegemacht, da dessen Vater gegen eine Heirat mit einer mittellosen Frau ist. Hauptmann Dobbin, George Osbornes alter Freund, pflegt weiterhin den Kontakt zu Amelia. Er fädelt auch ein Wiedersehen mit George ein, worauf dieser und Amelia trotz des väterlichen Verbots heiraten. Ein Zerwürfnis zwischen George und seinem Vater ist die Folge.

„Die Welt ist ein Spiegel und wirft jedem sein eigenes Bild zurück.“ (S. 20 f.)

Mrs. Crawley, die Frau des Pfarrers und Schwägerin von Sir Pitt aus Queen’s Crawley, hat inzwischen das Ruder in der Park Lane, im Wohnsitz der alten, reichen Miss Crawley, übernommen. Sie setzt alles daran, um sich das Erbe der alten Dame zu sichern und es dem verhassten Neffen Rawdon und seiner Frau Rebekka zu entreißen.

Die Schlacht bei Waterloo

Während der Flitterwochen in Brighton begegnen dem Ehepaar Osborne auch Rawdon und Rebekka Crawley. Die traute Zusammenkunft wird durch das Abkommandieren der Herren Offiziere nach Belgien gestört. Napoleon ist von der Insel Elba, wohin er verbannt worden war, geflüchtet, und prompt wird die britische Armee gegen den alten Feind zusammengetrommelt. Nicht nur diese Nachricht trifft George Osborne empfindlich: Dobbin übergibt seinem Freund einen Brief des Vaters, der George mitteilt, dass er als Familienmitglied „gestrichen“ und enterbt worden sei. Becky und Amelia verständigen sich darauf, ihre Männer nach Belgien zu begleiten. In Brüssel treffen sich die beiden Freundinnen wieder. George Osborne beginnt einen verzweifelten Flirt mit Becky, was seine Frau sehr eifersüchtig macht. Die Ehemänner werden zum Fronteinsatz gerufen und müssen sich von ihren Frauen verabschieden. Als das Gerücht die Runde macht, die britische Armee sei geschlagen, kann Becky die Pferde, die ihr Rawdon zurückgelassen hat, für ein kleines Vermögen verkaufen. Josef Sedley, Amelias Bruder, der die Pferde gekauft hat, flieht beim zweiten Ansturm der Franzosen aus Brüssel. George Osborne fällt in der Schlacht von Waterloo.

Das Leben geht weiter

Das Ehepaar Crawley landet in Paris, wo es dank Beckys bezaubernder Art sogleich Zugang zur Gesellschaft findet. Hier bringt Becky auch einen Sohn zur Welt. Sie entwickelt jedoch keine Mutterliebe für das Kind. Die Witwe Amelia wird ebenfalls Mutter eines Knaben und nennt ihn Georgy, nach ihrem geliebten Mann. Sie kehrt von Brüssel, wo George begraben worden ist, nach England in das Haus ihrer Mutter zurück. Becky und Rawdon können sich in Paris mehr als drei Jahre über Wasser halten, doch letztlich sieht auch Becky die gemeinsame Zukunft in England. Es gelingt ihr, die Gläubiger Rawdons – und das sind nicht wenige – mit nur einem kleinen Teil der eigentlichen Schulden abzuspeisen, sodass das Ehepaar ein Haus in der Curzon Street im Londoner Stadtteil Mayfair beziehen kann. Amelia wird bei der Erziehung des kleinen Georgy vom treu sorgenden Dobbin unterstützt, der zwar jetzt als Major im indischen Madras lebt, aber dessen Fürsorge Amelia und ihren Sohn auch über diese Entfernung regelmäßig erreicht.

Gefährliche Allianzen

Als der alte Baron Sir Pitt Crawley im Sterben liegt, übernimmt sein Sohn Pitt Crawley der Jüngere mit seiner Familie das Kommando im Schloss. Nach dem Tod des Barons lädt er seinen Bruder Rawdon und Becky zur Beerdigung ein. Es gelingt Becky während der Trauerfeierlichkeiten vorzüglich, sich und ihren Mann in den Schoß der Familie Crawley zurückzukomplimentieren. Später besucht Pitt Crawley Bruder und Schwägerin in London. Das Verhältnis verbessert sich noch weiter und Becky ist glücklich, durch ihren Schwager in die gute Gesellschaft aufgenommen zu sein. An Weihnachten verabredet man sich im Schloss zu Queen’s Crawley, wo erstmals auch Rawdons und Beckys Sohn das Herz seiner Verwandten erobert.

Raus aus dem Ruin, rein in die Gesellschaft

Der alte Mr. Osborne macht die Bekanntschaft seines Enkels Georgy. Kurze Zeit darauf übermittelt er Amelia das Angebot, ihn zu sich nehmen und zu seinem Erben zu machen. Amelia, die ihren Sohn nicht „verkaufen“ will, lehnt zunächst ab. Als sich ihre Lage aber weiter verschlechtert, geht sie doch auf das Angebot des alten Osborne ein. Sie überlässt ihm schweren Herzens den kleinen Georgy, um sich und ihren Eltern den völligen Ruin zu ersparen.

„Aber auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit sind Titel und Vierspänner wertvollere Dinge als das Glück.“ (S. 105)

Rebekka erreicht die von ihr so lange ersehnte Einführung in die oberste Gesellschaft: Sie wird am königlichen Hof empfangen. Es gelingt ihr zudem, sich eine Einladung ins Haus des aristokratischen Lord Steyne zu verschaffen. Obwohl sie wegen ihrer niederen Herkunft von fast allen Frauen der Gesellschaft geschnitten wird, bedeutet der Empfang eine außerordentliche Genugtuung für sie.

Beckys und Rawdons Wege trennen sich

Becky feiert wahre Triumphe bei den gesellschaftlichen Anlässen in London. Rawdon Crawley gefällt dies gar nicht. Er sieht, wie sich seine Frau mehr und mehr von ihm entfremdet. Der ehemalige Oberst landet schließlich sogar im Schuldgefängnis und bittet seine Frau, ihn freizukaufen. Becky jedoch gibt vor, sich nicht in der Lage zu sehen, das Geld zu beschaffen. Deshalb wendet sich Rawdon an seinen Bruder Pitt und seine Schwägerin. Diese kauft ihn aus dem Gefängnis frei. Als Rawdon nach Hause zurückkehrt, erwischt er Becky und Lord Steyne in einer eindeutigen Situation. Nachdem er den Lord in die Flucht geschlagen hat, plündert er Beckys geheime Geldreserven und verlässt sie. Becky muss später auch ausziehen, weil die Gläubiger alles pfänden. Rawdons Freunde können ihn davon abhalten, sich mit Lord Steyne zu duellieren. Es kommt zu einem „gentlemen’s agreement“: Rawdon Crawley erhält auf Steynes Veranlassung eine Stelle als Gouverneur von Coventry Island.

Amelias Lage bessert sich

Major Dobbin und Josef Sedley, der ebenfalls in Indien stationiert war, kehren nach England zurück. Dobbin weist Josef währen der Überfahrt an, sich um seine Eltern und seine Schwester Amelia zu kümmern. Bald erfahren die Heimkehrer, dass Mrs. Sedley, die Mutter, gestorben ist und Amelias Sohn sich jetzt in der Obhut des alten Osborne befindet. Georgy wächst bei seinem Großvater zu einem Gentleman heran und genießt die Ausbildung in einer Privatschule. Dobbin gesteht Amelia seine Liebe. Josef mietet ein Haus für sich, seinen Vater Mr. Sedley und die Schwester. Der alte Osborne scheint einer Versöhnung mit seiner Schwiegertochter nicht mehr abgeneigt zu sein. Doch dann stirbt er, kurz nachdem auch Amelias Vater das Zeitliche gesegnet hat. Zu einer Versöhnung mit Amelia kommt es dennoch, nämlich bei der Testamentseröffnung: Osborne vermacht Georgy die Hälfte seines Vermögens und gibt den Kleinen wieder in die Obhut seiner Mutter, der er eine Jahresrente von 500 £ vererbt.

Eine alte Freundin taucht auf

Amelia, Georgy, Major Dobbin und Josef Sedley landen während einer Sommerreise in Deutschland, und zwar in Pumpernickel, wo es allen so gut gefällt, dass sie dort längere Zeit bleiben. Eines Tages zur Karnevalszeit machen die Reisenden eine unglaubliche Bekanntschaft: Josef Sedley entdeckt hinter der Maske einer im Kasino spielenden Frau Rebekka Crawley, die sich jetzt Madame de Raudon nennt. Becky, die nach dem Skandal in London durch fast alle europäischen Städte gereist ist und überall von ihrer wenig ruhmvollen Vergangenheit eingeholt wurde, zieht jetzt als Vagabundin durch die Lande, indem sie von ihrer bescheidenen Rente, Spielgewinnen und Zuwendungen ihrer Männerbekanntschaften lebt. Josef Sedley besucht Becky in ihrem Zimmer und lässt sich von ihr bezirzen. Er glaubt ihr die Geschichte vom kleinen, unschuldigen Mädchen, das von ihrer Familie verstoßen wurde, und überredet Amelia, die alte Freundin zu besuchen.

Amelia und Becky im Glück?

Amelia ist schockiert von Beckys traurigen Schilderungen und nimmt sie in ihr Haus auf. Dobbin, der die wahre Geschichte Beckys herausgefunden hat, warnt Amelia. Doch diese hat kein Verständnis für seine Bedenken. Er verlässt daraufhin die Familie, da er keine Möglichkeit mehr sieht, eine Ehe mit Amelia einzugehen. Becky macht sich, ganz ihre Art, schnell in der neuen Gesellschaft beliebt. Doch sie spürt, dass Amelia seit Dobbins Weggang nicht mehr dieselbe ist. Erstmals in ihrem Leben spinnt Becky eine Intrige, um der Freundin zu helfen: Mit dem Geständnis, dass Amelias geliebter Mann George damals in Brüssel ein Verhältnis mit Becky beginnen wollte, öffnet sie Amelia die Augen und zugleich das Herz für Dobbin. Endlich kann Amelia sich vom Gedächtnis an George freimachen – für eine neue Liebe. Sie und Dobbin werden unweit von Queen’s Crawley glücklich und sesshaft. Becky lässt die alte Freundin in Ruhe und widmet sich nur noch Josef Sedley, dem sie in alle Städte Europas nachreist. Sedley schließt zugunsten von Rebekka eine Lebensversicherung ab. Allerdings überlebt er diesen gütigen Zug nicht lange. Rebekka erhält so ein prächtiges Vermögen.

Zum Text

Aufbau und Stil

Thackeray führt seinen Leser durch alle Schichten der englischen Gesellschaft zur Zeit der napoleonischen Kriege. Der Autor hangelt sich von den höchsten Höhen (Königshof) bis zu den tiefsten Tiefen (Schuldgefängnis). Er begleitet seine Figuren von London nach Brighton, Paris, Brüssel und Deutschland. Der eigentliche Schauplatz ist jedoch der „Jahrmarkt der Eitelkeit“, das gesellschaftliche Leben, das sich überall ähnlich abspielt: ein endloses, sinnloses Wetteifern um Geld und Ansehen. Der Roman ist mit ironischen Seitenhieben gespickt, mit denen der Autor das eitle Getue seiner Protagonisten, vor allem der weiblichen, der Lächerlichkeit preisgibt. Besonders die Jagd nach barer Münze wird von ihm entsprechend ironisch zur Schau gestellt. Thackerays Erzählstil wirkt manchmal ein wenig umständlich: Rückblenden, Dialogszenen und langwierige essayistische Einschübe zeichnen die 67 Kapitel des Romans aus. Der Erzähler wendet sich oft direkt an den Leser und drängt ihm sein Urteil über die einzelnen Charaktere geradezu auf, einen Blick in die Gedankenwelt der Figuren gewährt er dagegen nur selten. Dem aufmerksamen Leser fallen bei der Lektüre einige Fehler und Unsauberkeiten (z. B. bei Namen) sowie logische Brüche auf, die wohl der monatlichen Erscheinungsweise der Originalausgabe geschuldet sind: Das Buch erschien als Fortsetzungsroman in 20 Folgen.

Interpretationsansätze

  • Thackeray gab seinem Buch den ironischen Untertitel „Ein Roman ohne Held“, und tatsächlich ragt keine der Hauptpersonen als „Held“ hervor. Die Gleichmütigkeit, mit der er seine Figuren und ihre Handlungen vorführt, brachte Thackeray den Ruf als realistischer Erzähler nach dem Vorbild der Franzosen Flaubert und Balzac ein.
  • Trotz der verwirrenden Menge von Namen, Titeln und Familienverhältnissen dreht sich der Roman letztlich um die Schicksale der zwei weiblichen Hauptcharaktere Becky Sharp und Amelia Sedley. Ihre Leben verlaufen parallel. Keine von beiden ist eindeutig gut oder böse, sie sind gemischte Charaktere mit Stärken und Schwächen. Beide erleben ihr persönliches Waterloo, beide kommen wieder auf die Beine – wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise.
  • Die Eitelkeit ist der Hauptkritikpunkt, den Thackeray gegen seine Charaktere vorbringt. Das Wort des Originaltitels, „vanity“, bezeichnet nicht nur die Eigenschaften der Eitelkeit, der Selbstverliebtheit und des Stolzes, es deutet auch auf das aus dem Barock stammende Vanitas-Motiv hin: Alles Irdische ist nichtig. Überwunden werden kann dieser menschliche Grundzustand gemäß Thackeray nur durch Mitgefühl und Liebe. Hier entpuppt sich der Autor als Moralist.
  • Mitgefühl für andere zeigt im Roman nur eine Figur: Dobbin, den der Autor als sein Alter Ego betrachtete. Überhaupt basieren die Charaktere des Romans auf realen Personen: Amelia ist eine Mischung aus Thackerays Frau und der eines Freundes, Josef Sedley ist eine Karikatur eines Cousins und Miss Crawley ähnelt Thackerays Großmutter. Außerdem hat die Erziehungsanstalt von Miss Pinkerton Thackerays eigene Schule zum Vorbild. Die obskure deutsche Stadt Pumpernickel ist – wer hätte das gedacht – Weimar, wo Thackeray mit Goethe zusammentraf.

Historischer Hintergrund

Großbritannien zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Der Roman Jahrmarkt der Eitelkeit (1847/48) spielt in der Zeit von 1814 bis 1840, also in der aus Thackerays Sicht jüngsten Vergangenheit. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts sah sich Großbritannien in permanenter Opposition zum revolutionären Frankreich. Als Napoleon Bonaparte die Weltbühne betrat und Europa mit Krieg überzog, gab es immer wieder Perioden, in denen nur Großbritannien dem Korsen etwas entgegenhalten konnte. In den Befreiungskriegen gelang es schließlich einer breiten europäischen Allianz, Napoleon zu schlagen: 1814 landeten Truppen des preußischen Generalfeldmarschalls Blücher in Frankreich. Am 31. März 1814 fiel Paris. Napoleon musste zurücktreten, man verbannte ihn auf die Insel Elba. Doch während die europäischen Mächte auf dem Wiener Kongress über die Neuordnung Europas debattierten, gelang Napoleon ein Coup: Er kehrte aus dem Exil zurück, versammelte ein immenses Heer und begann seine „Herrschaft der 100 Tage“. England, Preußen, Russland und Österreich erneuerten flugs ihr Bündnis und konnten Napoleon schließlich in der berühmten Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 besiegen. Der Korse wurde nach St. Helena verbannt, wo er sechs Jahre später starb. Dies alles geschah zur Zeit der Regentschaft des englischen Königs George IV. Er machte sich durch seine Verschwendungssucht, sein skandalöses Eheleben und seine anmaßenden öffentlichen Auftritte unbeliebt. Aufstände, Hungersnöte und die negativen Folgen der industriellen Revolution brachten das Sozialgefüge ins Wanken. Die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößerte sich, und in den industrialisierten Städten bildete sich das Proletariat als neue Gesellschaftsschicht heraus. Charles Dickens war der Schriftsteller, der diese Umbrüche am genauesten schilderte und kritisierte.

Entstehung

Eigentlich hätte Thackerays Roman zunächst unter dem Titel Pen and Ink Sketches of English Life erscheinen sollen. Der Titel Vanity Fair ist John Bunyans allegorischer Erzählung The Pilgrim’s Progress (1678–1684) entlehnt. Auch wenn Thackeray die Idee für den Roman schon eher gekommen war, begann er wahrscheinlich nicht vor 1844 mit der ersten Skizze. Nachdem die Anfangskapitel in groben Umrissen standen, begab sich der Autor auf die Suche nach einem Verleger, der sein Werk als Fortsetzungsgeschichte abdrucken sollte. Zu Thackerays Zeit war diese Art der Veröffentlichung für große Romane üblich, was einerseits zu dem wellenartigen Aufbau, aber auch zu zahlreichen textimmanenten Fehlern und Unsauberkeiten führte. Mehrmals wurde die Publikation abgelehnt, bis sich schließlich doch ein Verleger fand. Obwohl schon für Mitte 1846 geplant, erschien die erste Ausgabe mit vier Kapiteln erst im Januar 1847. Ein technisches Detail machte dem Autor zu schaffen: Die Druckbögen für die Serienproduktion mussten exakt 32 Seiten haben – eine Vorgabe, an die sich Thackeray beim Aufbau der Einzelteile des Romans sklavisch halten musste, wollte er eine weitere Verzögerung der Publikation vermeiden. Seine Arbeitsweise folgte deshalb einem festen, mechanischen Schema. Nach der Erstausgabe kamen jeweils drei bis vier Kapitel in insgesamt 20 monatlichen Ausgaben heraus. 1848 wurde dann auch eine dreibändige Buchausgabe veröffentlicht.

Wirkungsgeschichte

Verfolgt man Thackerays Briefwechsel während der Zeit, in der Jahrmarkt der Eitelkeit monatlich erschien, zeichnet sich deutlich eine Entwicklung ab: von einem schwierigen Start zu einem glänzenden Finale. Nach Erscheinen der ersten Ausgaben schrieb er, dass der Roman „alles war, außer ein Verkaufsschlager. Es scheint, als würde er meinem Ruf wirklich immens zugutekommen – wenn auch nicht meiner Brieftasche.“ Im August 1848 konnte der Autor dann aber erleichtert feststellen: „Ich bin froh, sagen zu können, dass sich Jahrmarkt der Eitelkeit als kommerziell erfolgreich entpuppt hat.“ Tatsächlich war der Roman ein Wendepunkt in Thackerays Karriere: War er bislang als Autor, Karikaturist und vor allem Humorist nur mäßig erfolgreich gewesen, so katapultierte ihn Jahrmarkt der Eitelkeit in die erste Liga der englischen Schriftsteller. Thackeray wusste: „Es macht keinen Sinn, es zu verleugnen: Ich bin in meiner Kunst wohl so etwas wie ein großer Mann geworden. Ich bin an die Spitze des Baumes geklettert – und liefere mir dort eine heftige Schlacht mit Dickens.“

Die englische Schriftstellerin Charlotte Brontë schrieb: „Je mehr ich in Thackerays Werken lese, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass er alleinsteht – allein in seiner Weisheit, allein in seiner Wahrheit, allein in seinem Gefühl.“ Einige Kritiker lobten die realistische Darstellung der Charaktere in Thackerays Roman. Andere fühlten sich gerade dadurch abgestoßen, so etwa Robert Bell: „Die Figuren, welche die bunten Szenerien von Vanity Fair bewohnen, sind so lasterhaft und widerwärtig, wie sie die geballte Konzentration der scheußlichsten Zutaten nur machen kann. Die Frauengestalten sind besonders hassenswert: List, Ehrlosigkeit, Selbstverliebtheit, Neid, Bosheit und Lieblosigkeit wurden mit vollkommener Egalität unter ihnen verteilt.“ Jahrmarkt der Eitelkeit gilt heute als Thackerays Meisterwerk. Der Roman wurde mehrmals verfilmt, zuletzt im Jahr 2004 von Mira Nair.

Über den Autor

William Makepeace Thackeray wird am 18. Juli 1811 in Kalkutta geboren. Sein Vater ist ein hoher Kolonialbeamter im Dienst der Ostindischen Kompanie. Doch schon 1817 stirbt er, und William wird nach England gebracht. In London besucht er die renommierte Charterhouse School. 1829 geht er ans Trinity College in Cambridge, wo er aber nur für ein Jahr studiert. Danach begibt er sich auf Reisen durch Italien, Frankreich und Deutschland. In Weimar lernt er sogar Johann Wolfgang von Goethe kennen und erhält Gelegenheit, ihn zu zeichnen. Nach seiner Rückkehr beginnt er 1831 mit dem Studium der Rechtswissenschaften, bricht es jedoch ab, um sich verstärkt dem Journalismus zu widmen. Sein ererbtes Vermögen geht durch die Gründung zweier erfolgloser Zeitschriften und sein unglückliches Händchen bei Investitionen, Pferdewetten und Kartenspiel verloren. Thackeray reist erneut auf den Kontinent und studiert Kunst in Paris. Hier lernt er Isabella Shawe kennen, die er 1836 heiratet. Das frischgebackene Ehepaar zieht nach London. Isabella ist jedoch psychisch instabil und wird ab 1840 permanent in einer geschlossenen Anstalt untergebracht. Thackeray schreibt ab 1837 regelmäßig für das Fraser’s Magazine und Punch. Neben Reiseberichten erscheinen hier seine größeren Arbeiten Memoiren des Mr. C. J. Yellowplush (The Yellowplush Papers, 1837) und Die Memoiren des Barry Lyndon (The Luck of Barry Lyndon, 1844). Im Punch ist 1847/48 auch Jahrmarkt der Eitelkeit (Vanity Fair) zu lesen, der Roman, der Thackeray berühmt macht. Zum Jahreswechsel 1859/60 übernimmt er die Leitung des Cornwell Magazine. Hier soll sein letzter Roman Denis Duval erscheinen. Thackerays plötzlicher Tod am 24. Dezember 1863 vereitelt diesen Plan jedoch. Begraben wird er auf dem Friedhof von Kensal Green. Eine Ehrenbüste wird in der Abtei von Westminster aufgestellt.

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