- Gesellschaftsroman
- Viktorianische Ära
Worum es geht
Bissig-ironisches Gesellschaftsbild
William M. Thackeray mochte keine romantischen Heldengestalten. Deshalb untertitelte er seinen 1847/48 erschienenen Gesellschaftsroman Jahrmarkt der Eitelkeit auch konsequenterweise als „Roman ohne Held“. Es geht darin weniger um eine durchkomponierte Geschichte mit klarem Aufbau und Happy End als um ein bissig-ironisches Porträt der englischen Gesellschaft im frühen 19. Jahrhundert. Ganz ohne Helden geht es aber doch nicht: Zwei Frauengestalten stehen im Mittelpunkt des Romans. Die erste ist die arme, aber gewitzte Becky Sharp, die nichts unversucht lässt, sich einen Platz in der besseren Gesellschaft zu erobern. Dafür scheut sie auch nicht vor allerlei Intrigen und Männergeschichten zurück. Am Ende stirbt ihr letzter Mann und hinterlässt ihr ein stattliches Vermögen, und der Leser ist versucht zu sagen: Genau das hat sie immer angestrebt. Die zweite ist Amelia Sedley, ein naives und anschmiegsames Frauchen, das durch den frühen Tod ihres Mannes in der Schlacht von Waterloo aus dem Wohlstand in die Mittellosigkeit abstürzt. Die Wege der beiden Frauen kreuzen sich an mehreren Stellen des Romans, der in seinem ironischen Erzählstil einen bunten Reigen der gesellschaftlichen Eitelkeiten enthüllt. Thackeray wurde durch den Roman zu einem der beliebtesten englischen Schriftsteller neben Charles Dickens.
Zusammenfassung
Über den Autor
William Makepeace Thackeray wird am 18. Juli 1811 in Kalkutta geboren. Sein Vater ist ein hoher Kolonialbeamter im Dienst der Ostindischen Kompanie. Doch schon 1817 stirbt er, und William wird nach England gebracht. In London besucht er die renommierte Charterhouse School. 1829 geht er ans Trinity College in Cambridge, wo er aber nur für ein Jahr studiert. Danach begibt er sich auf Reisen durch Italien, Frankreich und Deutschland. In Weimar lernt er sogar Johann Wolfgang von Goethe kennen und erhält Gelegenheit, ihn zu zeichnen. Nach seiner Rückkehr beginnt er 1831 mit dem Studium der Rechtswissenschaften, bricht es jedoch ab, um sich verstärkt dem Journalismus zu widmen. Sein ererbtes Vermögen geht durch die Gründung zweier erfolgloser Zeitschriften und sein unglückliches Händchen bei Investitionen, Pferdewetten und Kartenspiel verloren. Thackeray reist erneut auf den Kontinent und studiert Kunst in Paris. Hier lernt er Isabella Shawe kennen, die er 1836 heiratet. Das frischgebackene Ehepaar zieht nach London. Isabella ist jedoch psychisch instabil und wird ab 1840 permanent in einer geschlossenen Anstalt untergebracht. Thackeray schreibt ab 1837 regelmäßig für das Fraser’s Magazine und Punch. Neben Reiseberichten erscheinen hier seine größeren Arbeiten Memoiren des Mr. C. J. Yellowplush (The Yellowplush Papers, 1837) und Die Memoiren des Barry Lyndon (The Luck of Barry Lyndon, 1844). Im Punch ist 1847/48 auch Jahrmarkt der Eitelkeit (Vanity Fair) zu lesen, der Roman, der Thackeray berühmt macht. Zum Jahreswechsel 1859/60 übernimmt er die Leitung des Cornwell Magazine. Hier soll sein letzter Roman Denis Duval erscheinen. Thackerays plötzlicher Tod am 24. Dezember 1863 vereitelt diesen Plan jedoch. Begraben wird er auf dem Friedhof von Kensal Green. Eine Ehrenbüste wird in der Abtei von Westminster aufgestellt.
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