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Jakob und sein Herr
Buch

Jakob und sein Herr

oder Der Glaube an das Walten des Schicksals

Paris, 1796
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Aufklärung

Worum es geht

Schicksal oder Willensfreiheit?

Folgt unser Leben einem vorherbestimmten Schicksal oder haben wir die Fäden selbst in der Hand? Der launische Diener Jakob und sein namenloser Herr zotteln in Diderots berühmtem Roman zu Pferd übers Land und kommen immer wieder auf diese alles entscheidende Frage zurück. Dazu passend, inszeniert der Autor ein literarisches Verwirrspiel der Extraklasse: Es finden sich Liebesgeschichten, die den eigentlichen Reisebericht unterbrechen, Anekdoten, die wiederum diese Liebesgeschichten zweiteilen, Zwischenfälle, von denen die Anekdoten unterbrochen werden, und Kommentare des Erzählers, der schließlich alles infrage stellt. Jakob und sein Herr ist an stilistischer Raffinesse kaum zu überbieten und wohl nur mit Laurence Sternes Tristram Shandy zu vergleichen – den Diderot im Roman denn auch ausführlich zitiert. Goethe sprach von einer „köstlichen und großen Mahlzeit in Einschiebeschüsseln“, Hans Magnus Enzensberger nannte den Roman „eines der intelligentesten Bücher der Weltliteratur“. In der Tat: Das Werk liest sich heute so frisch wie vor 200 Jahren.

Zusammenfassung

In der Hand des Schicksals

Der Diener Jakob und sein Herr sind auf Reisen. Jakob glaubt, dass das Leben vorherbestimmt ist, und will als Beweis seine persönliche Liebesgeschichte erzählen: Er zog einst mit seinem Regiment in den Krieg, wurde von einer Kugel ins Knie getroffen und auf einem Karren abtransportiert. Vor einer Bauernkate wurde er ohnmächtig, später wachte er im Bett der armen Bauern wieder auf.

Bevor Jakob weitererzählen kann, wird es Nacht und damit Zeit, eine Unterkunft zu suchen. Die beiden kehren in ein Wirtshaus ein. Im Nachbarzimmer randalieren ein Dutzend Rabauken, die Jakob mit vorgehaltener Pistole ins Bett schickt. Die Überzahl der Männer macht ihm keine Angst. Wollte das Schicksal, dass ihm etwas zustößt, wäre er ohnehin verloren; da das Schicksal ihm aber wohlgesinnt ist, passiert ihm – so Jakobs Theorie – ganz bestimmt nichts.

Am folgenden Tag erzählt Jakob, wie er in der Bauernkate von einem Wundarzt versorgt wurde und dann den Bauern belauschte, der seiner Frau Vorwürfe machte: Sie hätte Jakob nicht aufnehmen sollen, die Familie könne sich auch ohne...

Über den Autor

Denis Diderot wird am 5. Oktober 1713 als Sohn eines wohlhabenden Messerschmieds in Langres geboren. Nach seiner Schulzeit geht er nach Paris, wo er Philosophie und Naturwissenschaft studiert. Die vom Vater verlangte theologische Karriere schlägt er aus und er wird stattdessen für ein Jahr Anwaltsgehilfe. Danach lebt er von schlecht bezahlten Gelegenheitsarbeiten, geht häufig als Bohemien in die Pariser Cafés, wo er sich mit Intellektuellen wie Jean-Baptiste le Rond d’Alembert, Jean-Jacques Rousseau, Étienne Bonnot de Condillac und Melchior Grimm anfreundet. Als er den Vater bittet, in seine Heirat mit einer Wäscheverkäuferin einzuwilligen, lehnt dieser ab und schickt den Sohn ins Kloster von Troyes. Diderot gelingt bald die Flucht nach Paris, wo das Paar sich 1743 heimlich trauen lässt. Vier Jahre später wird Diderot Leiter eines berühmten verlegerischen Projekts: der 28-bändigen Enzyklopädie (Encyclopédie), dem Anspruch nach eine Zusammenstellung des gesamten Wissens der Zeit. 1749 wird Diderot wegen seines religionskritischen Briefes über die Blinden (Lettre sur les aveugles) von der Zensurbehörde für drei Monate in Vincennes eingesperrt. Viele seiner literarischen Werke lässt er daraufhin unveröffentlicht, darunter später berühmte Werke wie Die Nonne (La religieuse), Rameaus Neffe (Le neveu de Rameau) oder Jakob und sein Herr (Jacques le fataliste et son maître). Zu Lebzeiten tritt er vor allem als Philosoph, Naturwissenschaftler, Kunstkritiker und Dramatiker in Erscheinung. Seine Abhandlung Paradox über den Schauspieler (Le paradoxe sur le comédien, 1773) revolutioniert die Theaterszene. 1765 kann Diderot, der stets unter Geldnot leidet, die russische Zarin Katharina II. als Mäzenin gewinnen. Sie kauft ihm seine Bibliothek ab und besoldet ihn für 50 Jahre im Voraus als Bibliothekar. 1773 reist er auf ihre Einladung hin für ein halbes Jahr nach St. Petersburg. Am 31. Juli 1784 stirbt er in Paris an Herzversagen.


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