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Jenseits von Gut und Böse
Buch

Jenseits von Gut und Böse

Leipzig, 1886
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1984 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Herrenmoral und Sklavenmoral

Jenseits von Gut und Böse – diese Wendung klingt für uns automatisch unmoralisch. Muss man nicht das Gute wollen und das Böse verabscheuen? Nietzsche sieht das ein wenig anders. Für ihn sind solche moralischen Gegensätze Erfindungen der Schwachen, um sich gegen die Willkür der Starken zu schützen. In seinem berühmten Werk analysiert er den Unterschied zwischen der Moral der Sklaven (Menschen, die in irgendeiner Weise von anderen abhängig sind und sich durch eine allgemein verbindliche Moral zu schützen suchen) und der Moral der Herren (Menschen, die sich ihre Wertmaßstäbe selbst setzen). Nietzsche propagiert den „Willen zur Macht“ des vornehmen, aristokratischen Menschen, der sein eigenes Potenzial optimal entfalten will. Ein Freibrief für völlig prinzipienloses Handeln ist das freilich nicht: Wer gemäß einer höheren Moral handeln will, so Nietzsche, muss vor allem sich selbst im Griff haben. Nur so kann er tun, was den Menschen weiterbringt. Jenseits von Gut und Böse ist brillant geschrieben und eines der wichtigsten, manche meinen auch: der gefährlichsten Werke Nietzsches.

Zusammenfassung

Wahr ist, was das Leben fördert

Die Zeit der philosophischen Dogmatiker, die glauben, ein in sich zusammenhängendes und wahres Gedankengebäude entworfen zu haben, geht zu Ende. Es gibt keine absolute Wahrheit, auch wenn der Platonismus, der in dieser Hinsicht das Christentum stark beeinflusste, davon ausgeht. Statt beantworten zu wollen, was Wahrheit ist, müssen wir uns die Frage stellen: Wozu streben wir überhaupt irgendeine Wahrheit an? Letztendlich geht es ja nur darum, das zu wissen und zu glauben, was unser Leben weiterbringt. Manchmal lebt es sich besser mit Illusionen.

Die Wahrheitssucher lieben Gegensätze. Sie stellen angebliche Wahrheiten Irrtümern entgegen und konstruieren gegensätzliche Wertepaare. Lebensfördernd sind aber oft gerade diejenigen Werte, die von ihnen als negativ eingestuft werden. Im Grunde gibt es nur moralische Interpretationen und keine so genannten Wahrheiten.

Wahrheiten sind Vorurteile

Philosophen halten ihre Methode in der Regel für objektiv und logisch. Sie gehen von bestimmten Werten und Wahrheiten aus und errichten darauf komplexe Gedankengebäude. Tatsächlich beruhen ihre Urteile aber nur auf eigenen Instinkten und auf...

Über den Autor

Friedrich Nietzsche wird am 15. Oktober 1844 im sächsischen Röcken geboren. Seine Kindheit ist vom strengen Protestantismus des Elternhauses sowie vom frühen Tod des Vaters geprägt. 1864 beginnt er in Bonn ein Studium der klassischen Philologie und wechselt später nach Leipzig. Mit 24 Jahren wird der begabte Student auf eine Professur in Basel berufen. Mit seinem unkonventionellen Werk Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) brüskiert er seine Fachkollegen und wendet sich der Philosophie zu. Seine Unzeitgemäßen Betrachtungen (1873–1876) stehen unter dem Einfluss Arthur Schopenhauers. Mit dem Text Richard Wagner in Bayreuth (1876) setzt Nietzsche seiner Freundschaft mit dem Komponisten ein Denkmal. Kurz darauf bricht er jedoch mit ihm, u. a. wegen Wagners Hinwendung zum Christentum. Mit Menschliches, Allzumenschliches (1878) wendet Nietzsche sich auch von Schopenhauer ab. 1879 gibt er wegen einer dramatischen Verschlechterung seines Gesundheitszustands das Lehramt in Basel auf. Er leidet unter schweren migräneartigen Kopf- und Augenschmerzen. Die folgenden zehn Jahre sind von gesundheitlichen Krisen geprägt, denen er mit Aufenthalten in der Schweiz, in Italien und in Frankreich zu entgehen versucht. In diesen Jahren erscheinen Nietzsches Hauptwerke: Morgenröte (1881), Die fröhliche Wissenschaft (1882), Also sprach Zarathustra (1883–1885), Jenseits von Gut und Böse (1886) und Zur Genealogie der Moral (1887). Im Januar 1889 erleidet er in Turin einen geistigen Zusammenbruch: Aus Mitleid mit einem geschlagenen Droschkengaul umarmt er weinend das Tier und fällt später in eine vollständige geistige Umnachtung; möglicherweise ist Syphilis die Ursache. Er stirbt am 25. August 1900 in Weimar. Nach Nietzsches Tod erscheint auf Betreiben seiner Schwester das Buch Der Wille zur Macht, eine unabgeschlossene Sammlung von Aphorismen, die lange als Nietzsches Hauptwerk gelten. Heute stuft die Forschung diesen Text aufgrund vieler Verfälschungen durch die Schwester als sehr unzuverlässig ein. Zeugnis der letzten Schaffensphase Nietzsches und des zunehmenden Größenwahns legt Ecce homo ab, Nietzsches eigenwillige Autobiografie, die 1908 erscheint.


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