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Joseph und seine Brüder
Buch

Joseph und seine Brüder

Die Geschichten Jaakobs. Der junge Joseph. Joseph in Ägypten. Joseph, der Ernährer

Stockholm, 1948
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2003 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Biblische Legende in neuem Gewand

Die Josephslegende, die Thomas Manns Roman zugrunde liegt, stammt aus altorientalischen Quellen, u. a. dem Koran (12. Sure) und der Bibel (Genesis). Es ist die Geschichte des spät geborenen Joseph, Liebling seines Vaters Jaakob, der von seinen neidischen Brüdern an einen arabischen Händler verkauft wird, als Sklave nach Ägypten kommt und dort bald hohe Ämter innehat. Als ihn die Frau seines Herrn verführen will, widersteht Joseph und bezahlt dies mit Gefängnis. Sein Genie kommt ihm jedoch zu Hilfe: Er kann die Träume des Pharaos deuten und erhält dafür das höchste Amt im ägyptischen Staatsdienst. Joseph versöhnt sich mit seinen Brüdern und lässt sie – also im Grunde das künftige Volk Israel – mit dem hochbetagten Vater nachkommen. Thomas Mann verwandelt die Legende in einen modernen Roman, d. h. die Personen handeln nicht schicksalsgetrieben, sondern aus persönlichen Motiven, die Figuren sind psychologisch fein gezeichnet, und der Autor erzählt mit sehr viel Ironie. Damit wird Joseph und seine Brüder zum virtuosen Manifest gegen den primitiven Mythenwahn der Faschisten. Der Roman steht bis heute im Schatten anderer Werke Thomas Manns – was einen keinesfalls von der Lektüre abhalten sollte!

Take-aways

  • Der vierteilige Romanzyklus Joseph und seine Brüder erzählt die biblische Legende von Joseph in epischer Breite nach – als modernen psychologischen Roman.
  • Thomas Mann erörtert Wesen und Gestalten religiöser Urmythen, wie auch die monotheistische Gottesidee Israels.
  • Jaakob, der Stammvater Israels, bevorzugt seinen spät geborenen Sohn, den gut aussehenden, charmanten und klugen Joseph.

Über den Autor

Thomas Mann wird am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Er ist der zweite Sohn einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie, sein älterer Bruder Heinrich wird ebenfalls Schriftsteller. Thomas hasst die Schule und verlässt das Gymnasium ohne Abitur. Nach dem Tod des Vaters zieht die Familie 1894 nach München, dort arbeitet Mann kurzfristig als Volontär bei einer Feuerversicherung. Als er mit 21 Jahren volljährig ist und aus dem Erbe des Vaters genug Geld zum Leben erhält, beschließt er, freier Schriftsteller zu werden. Er reist mit Heinrich nach Italien, arbeitet in der Redaktion der Satirezeitschrift Simplicissimus und schreibt an seinem ersten Roman Buddenbrooks, der 1901 erscheint und ihn sofort berühmt macht. Der Literaturnobelpreis, den er 1929 erhält, beruht vor allem auf diesem ersten Buch – Mann, nicht uneitel, erwartet die Auszeichnung allerdings schon 1927. Trotz seiner homoerotischen Neigungen heiratet er 1905 die reiche Jüdin Katia Pringsheim. Sie haben sechs Kinder, darunter Klaus, Erika und Golo Mann, die ebenfalls als Schriftsteller bekannt werden. Weil Thomas den Ersten Weltkrieg zunächst befürwortet, kommt es zwischen ihm und seinem Bruder Heinrich zum Bruch, der mehrere Jahre andauert. 1912 erscheint die Novelle Der Tod in Venedig, 1924 der Roman Der Zauberberg. In den 1930er Jahren gerät er ins Visier der Nationalsozialisten, gegen die er sich in öffentlichen Reden ausspricht; seine Schriften werden verboten. Nach der Machtergreifung Hitlers kehrt er von einer Vortragsreise nicht mehr nach Deutschland zurück. Zunächst leben die Manns in der Schweiz, 1938 emigrieren sie in die USA, 1944 nimmt Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1947 erscheint Doktor Faustus, eine literarische Auseinandersetzung mit der Naziherrschaft. Nach dem Krieg besucht Thomas Mann Deutschland nur noch sporadisch; die von ihm vertretene Kollektivschuldthese verschafft ihm nicht nur Anhänger. Als die Manns 1952 nach Europa zurückkehren, gehen sie wieder in die Schweiz. Thomas Mann stirbt am 12. August 1955 in Zürich.


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