Julie oder Die neue Héloïse
Briefe zweier Liebenden aus einer kleinen Stadt am Fuße der Alpen
- Briefroman
- Aufklärung
Worum es geht
Liebe in Zeiten der Standesregeln
Rousseaus Julie oder Die neue Héloïse ist einer der einflussreichsten Romane der Weltliteratur. Seine Thematik und die literaturhistorische Bedeutung des Romans sind mit Goethes Die Leiden des jungen Werther vergleichbar – ebenfalls ein Briefroman, der rund ein Jahrzehnt später erschien und dem französischen Vorbild viel verdankte. Im Mittelpunkt von Rousseaus Roman steht die romantisch-tragische Beziehung zwischen der jungen Julie und ihrem Hauslehrer St. Preux. Die beiden verlieben sich, können jedoch aus gesellschaftlichen Gründen nicht heiraten, weil die Ehe zwischen einem bürgerlichen Mann und einer adligen Frau als anstößig gilt. So sind sie ein Leben lang hin- und hergerissen zwischen Sinnlichkeit, Liebe, Verzicht und Tugend. Eine eheliche Verbindung der beiden ist ebenso undenkbar wie eine endgültige Trennung. Auf Phasen des keuschen Glücks und der spirituellen Harmonie folgen immer wieder Krisen, ausgelöst von einer letztlich unüberwindbaren Leidenschaft. Gegenüber der Vernunftkultur der Aufklärung betont Rousseau, dass auch Gefühl und Intuition ihre Berechtigung haben. Daneben enthält der Roman zahlreiche philosophische Passagen über Religion, Erziehung, den Urgrund des Bösen und die gesellschaftlichen Verhältnisse. Wer das sentimentale Werk heutzutage lesen will, braucht sicher einen langen Atem.
Zusammenfassung
Über den Autor
Jean-Jacques Rousseau wird am 28. Juni 1712 als Sohn einer protestantischen Familie französischer Herkunft in Genf geboren. Die Mutter stirbt kurz nach der Geburt; der in Fantastereien befangene Vater, ein Uhrmacher, kümmert sich wenig um seinen Sohn und vertraut ihn schließlich einem Pfarrer an. Obwohl Jean-Jacques nicht zur Schule geht, lernt er sehr früh lesen und wird zunächst Lehrling bei einem Graveur, später bei einem Gerichtsschreiber. Mit 16 Jahren geht er auf Wanderschaft, wobei er in Savoyen bei der frommen Madame de Warens unterkommt, die einen prägenden Einfluss auf ihn ausübt und ihn zum Katholizismus bekehrt. Rousseau beginnt Ausbildungen in einem Priesterseminar und bei einem Musiklehrer, bricht jedoch beide ab. Später geht er nach Paris, wo er ein karges Leben als Hauslehrer und Kopist von Partituren fristet. Er verkehrt in Intellektuellenkreisen und liiert sich mit der Dienstmagd Thérèse Levasseur, die er allerdings erst 23 Jahre später heiratet. Die fünf gemeinsamen Kinder gibt das Paar in einem Waisenhaus ab. Während eines kurzen Aufenthalts in Genf nimmt Rousseau die zuvor verlorene Bürgerschaft der Stadt wieder an. Gleichzeitig schwört er dem Katholizismus ab. Rousseau macht sich durch seine gesellschaftstheoretischen Schriften einen Namen und schreibt zwischen 1756 und 1762 seine erfolgreichsten und wirkmächtigsten Werke, darunter Julie oder Die neue Héloïse (Julie ou la Nouvelle Héloïse, 1761), Emile oder über die Erziehung (Émile ou De l’éducation, 1762) und das staatsphilosophische Werk Vom Gesellschaftsvertrag (Du Contract Social, 1762). Das Pariser Parlament verbietet Emile wegen ketzerischer Ansichten, in Genf wird das Buch gemeinsam mit Vom Gesellschaftsvertrag öffentlich verbrannt. Rousseau, der mit der Pariser Intellektuellenszene endgültig gebrochen hat und zunehmend an Verfolgungswahn leidet, geht wieder auf Wanderschaft. Er hält sich in der Schweiz, in Preußen und auf Einladung von David Hume in London auf, um schließlich unter dem Decknamen Renou nach Paris zurückzukehren. 1778 ist er Gast des Marquis de Girardin auf Schloss Ermenonville, wo er am 2. Juli stirbt. 1794 werden seine Gebeine ins Pariser Panthéon übergeführt.
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