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Kamasutra
Buch

Kamasutra

Indien, 3. Jahrhundert n. Chr.
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2006 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Erotik
  • Antike

Worum es geht

Kultivierte Lust

Eine fröhliche Aneinanderreihung aller möglichen und unmöglichen Sexstellungen? Das Kamasutra – das älteste Erotiklehrbuch der Hindus – ist weit mehr als das. Es ist ein Buch über die Lebenskunst im Allgemeinen, für die das Liebesleben besondere Bedeutung hat. Zwischen 200 und 300 n. Chr. zerbrach sich der aus Nordindien stammende Mallanaga Vatsyayana den Kopf über das Thema der Liebe und fasste die Resultate seiner Überlegungen und seiner Lektüre im Kamasutra zusammen. Im Mittelpunkt der Ausführungen stehen der so genannte Lebemann und die Kunst der Verführung, die sehr viel Einfühlungsvermögen erfordert, wenn sie zum Erfolg führen soll. Frauen, sagt Vatsyayana, sind empfindsam und sollten wie Blumen behandelt werden, damit sie nicht verblassen und ihren Duft verlieren. Mit Einsichten wie dieser taugt der uralte Ratgeber in mancher Hinsicht auch heute noch als Anleitung zu einer erfüllten Beziehung. Auch erprobte Tipps zum Fremdgehen fehlen nicht, aber wenn das Kamasutra eine Hauptaussage hat, dann die, dass die Lust kultiviert werden muss und der menschliche Sexualtrieb der Mäßigung bedarf, um seine Kraft zu entfalten.

Zusammenfassung

Die drei Lebensziele

Macht, Lust und Religion: Das sind die drei Lebensziele, die es zu verfolgen gilt, wobei in jeder Lebensphase ein anderes im Vordergrund steht. Die Kindheit ist die Phase des Wissens- und Machterwerbs, die Jugend ist die Zeit der Lust, im Alter widmet man sich der Religion und hofft auf Erlösung. Wie man Macht erwirbt, kann man von tüchtigen Kaufleuten erfahren. Über Lust belehrt einen das Kamasutra. Widmet man sich ganz der Religion, muss man auf Handlungen verzichten, die dem materiellen Leben zuzuordnen sind.

Die Lust ist wie das Essen nur ein Mittel, um den Körper zu erhalten. Der Mensch muss sich seiner Lüste aber bewusst werden, damit sie ihn nicht überwältigen und damit daraus keine Nachteile entstehen, die wiederum Krankheiten hervorrufen könnten. Der Mann, insbesondere der Lebemann, soll sich der Lust zuwenden, solange es zeitlich nicht auf Kosten der anderen beiden Lebensziele geht. Die Frau sollte sich der Kunst widmen, bevor sie die Blüte der Jugend erreicht hat und wenn der Gatte es nach der Hochzeit so wünscht. Die Unterweisung in die 64 schönen Künste – beispielsweise in den Gesang, den Tanz, die Malerei, die Kunst, Blumen...

Über den Autor

Mallanaga Vatsyayana (um 250 n. Chr.) ist Autor des in der damaligen Gelehrtensprache Sanskrit verfassten Kamasutra. Über sein Leben ist nichts weiter bekannt. Auch gibt es nur wenige Hinweise darauf, wann und wo das Kamasutra entstanden ist. Da vor allem die Lebenswelt des Nordwestens Indien beschrieben wird und der Süden sowie Osten des Landes eher abschätzig erwähnt werden, entstand das Werk vermutlich in Nordindien, möglicherweise in Pataliputra, denn nur diese Stadt wird ausdrücklich erwähnt. Wahrscheinlich wurde der Text in einem urbanen und kosmopolitischen Umfeld geschrieben, denn die erwähnten Salons und Theater gab es damals nur in den Städten. Der Autor zitiert häufig ältere Werke und Lehrbücher und geht auf deren Entstehung ein. Demnach fertigte der Gelehrte Nandin in 1000 Kapiteln das ursprüngliche Kamasutra an, Shvetaketu Auddalaki verkürzte es auf 500 Kapitel, Babhravya von Panchala reduzierte es weiter auf 150 Kapitel in sieben Teilen, Dattaka wiederum verfertigte auf Geheiß der Kurtisanen das sechste Buch. Vatsyayana verdichtete nach eigener Aussage lediglich Texte, die schon vorlagen, und die darin enthaltenen Gedanken der diversen gesellschaftlichen und religionsphilosophischen Strömungen. Immer wieder führt er verschiedene Ansichten und Meinungen auf, ja er arrangiert sie wie ein rhetorischer Lehrmeister, um sie zu bestätigen oder eine gegenteilige Meinung zu inszenieren. Die intertextuellen Bezüge machen das Kamasutra kulturhistorisch überaus wertvoll, da die Vorgängertexte im Lauf der Jahrhunderte verloren gegangen sind.


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