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Kim
Buch

Kim

New York, 1900/01
Diese Ausgabe: Hanser, 2015 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Schelmenroman
  • Viktorianische Ära

Worum es geht

Vom Straßenjungen zum Geheimagenten

Würde Kim heute geschrieben, wäre manches an dem Buch eine ziemliche Zumutung. Allein das Setting in der britischen Kolonie Indien, wo sich ein ganzes Volk wie selbstverständlich das Recht nahm, ein anderes nach seinen Maßstäben zu zivilisieren – was der Autor offenbar keineswegs missbilligt. Dann die in ihrer Eigenart überzeichneten Moslems, Hindus, Buddhisten, Engländer, Inder, Afghanen, Bengalen, Priester, Lamas, Bauern, Soldaten, Händler, Diebe, Bettler, Männer und Frauen – heute würde man dazu Stereotype sagen, politisch unkorrekte Verallgemeinerungen. Kim selbst aber, dieser geniale Anarchist, dieses gänzlich souveräne und furchtlose Kind, gegen den sich der andere radikale Lausebengel der Weltliteratur, Tom Sawyer, ausnimmt wie ein verängstigter Sonntagsschüler – Kim würde sicher auch als Figur der zeitgenössischen Literatur von den Lesern geliebt werden. Kim ist die so leidenschaftliche wie unsentimentale Fantasie eines Mannes, der in seiner Kindheit den magischen „Melting Pot“ Indien erfahren hat, aber ebenso militärische Zucht und brutale Unterdrückung. Und er ist das schlagende Herz eines wunderbaren Romans, der weit mehr ist als ein Jugendbuch.

Zusammenfassung

Kim trifft den Lama

Der im indischen Lahore lebende weiße Straßenjunge Kim ist mit allen Wassern gewaschen. Seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, sein Vater war Unteroffizier in einem irischen Regiment der Kolonialarmee, verfiel aber dem Opium und starb ebenfalls. Er hinterließ einige Papiere, die Kim stets bei sich trägt. Außerdem prophezeite er Kim, eines Tages werde ein roter Stier auf grünem Feld ihn holen kommen.

Als Kim am Museum von Lahore herumlungert, fällt ihm ein seltsamer Fremder auf: ein alter tibetischer Lama auf Wanderschaft. Kim führt ihn ins Museum, zum englischen Kustos. Der zeigt dem Lama die Schätze des Museums: Statuen, Friese, Reliefs; der Lama kommentiert diese begeistert und entpuppt sich dabei als Gelehrter. Er berichtet von seiner Mission: Er sucht einen mythischen Fluss, dessen Wasser die Macht hat, den, der darin badet, vom Rad des Lebens zu befreien. Zunächst will er mit dem Zug nach Benares und dann zu Fuß weiter.

Kim ist von dem seltsamen Fremden fasziniert und dient sich ihm als Begleiter an. Er will für ihn betteln gehen, da er mit Land und Leuten vertraut ist. Der Lama...

Über den Autor

Rudyard Kipling wird am 30. Dezember 1865 in Bombay geboren und verbringt dort seine ersten Lebensjahre. Seine Eltern sind wohlhabend, sein Vater leitet die Kunstakademie und später das Museum von Lahore. Rudyards wohlbehütetes Leben findet ein jähes Ende, als seine Eltern beschließen, ihn ab seinem fünften Lebensjahr nach England zu schicken, um ihn dort erziehen und ausbilden zu lassen. Für Kipling beginnt eine düstere Zeit: Seine englischen Pflegeeltern sind streng, extrem religiös und gehen nicht gerade zimperlich mit dem Jungen um. Er leidet unter Schlaflosigkeit, die ihn sein ganzes Leben begleiten wird. Mit zwölf Jahren schicken ihn seine Eltern auf ein Internat. Diese Zeit genießt Kipling, lernt er hier doch echte Kameradschaft kennen. Die Offizierslaufbahn, auf die die Schule in erster Linie vorbereiten soll, kommt für Kipling wegen einer Sehschwäche nicht infrage. Mit 17 Jahren kehrt er deshalb nach Indien zurück und nimmt auf Vermittlung seines Vaters eine Stelle als Journalist bei der Civil & Military Gazette an. Ab 1885 beginnt Kipling damit, Kurzgeschichten in der Zeitung zu veröffentlichen – mit einigem Erfolg: Die gesammelten Werke erscheinen 1888 in Buchform. Die Erfahrungen des Koloniallebens beeindrucken den jungen Autor stark und beeinflussen seine Geschichten. Ab 1887 arbeitet er für den Pioneer, was eine intensive Reisetätigkeit mit sich bringt. Bei seiner Rückkehr nach England 1889 ist er bereits berühmt und wird als Erbe von Charles Dickens gefeiert. 1892 heiratet Kipling und zieht mit seiner Frau in die USA. In Neuengland werden sein Sohn und seine Tochter geboren, und dort arbeitet er auch am Dschungelbuch (The Jungle Book, 1894). 1897 zieht er mit seiner Familie zurück nach England. 1899 wird sein Gedicht The White Man’s Burden (Die Bürde des weißen Mannes) veröffentlicht. Dieser Ausdruck wird vielfach als Euphemismus für den Imperialismus verstanden. 1901 erscheint Kiplings vermutlich wichtigstes Werk, Kim. 1907 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Nach dem Ersten Weltkrieg, gebeutelt durch den Tod seines Sohnes, hat Kipling immer weniger Erfolg. Er stirbt am 18. Januar 1936 in London.


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