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Kin Ping Meh
Buch

Kin Ping Meh

oder Die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen

Suzhou, 1610
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1977 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Ming-Dynastie

Worum es geht

Ein chinesischer Lebemann und seine Frauen

Die Geschichte vom reichen Wüstling Hsi Men und seinen sechs Frauen gewährt einen seltenen Einblick in die Gepflogenheiten der alten chinesischen Gesellschaft. Der realistisch verfasste Roman hält mit erotischen Details, so blumig die Umschreibungen auch sein mögen, nicht hinter dem Berg, weshalb das Werk auch gleich nach Erscheinen verboten wurde. Die Schilderungen von Hsi Mens Hauswesen und seinen Machenschaften ergeben ein Sittengemälde der Ming-Dynastie. Mit dem launischen Familienoberhaupt wird auf eine despotische Herrscherfigur jener Zeit angespielt; sein frivoler Lebenswandel ebenso wie die Eifersüchteleien und Intrigen seiner sechs Frauen spiegeln die Missstände im Land wider. Der Blick durchs Guckloch in die Frauengemächer, die Fremden in Chinas Geschichte seit jeher verboten sind, legt einen faszinierenden Querschnitt der Gesellschaftsstruktur frei. Da dem Lotterleben Hsi Mens der Verfall seines Anwesens unausweichlich folgt, hat das Werk bis heute eine wichtige Rolle als Schlüssel- und Sittenroman.

Zusammenfassung

Der Aufstieg des Seidenhändlers Hsi Men

Das väterliche Erbe und der Handel mit Seide haben Hsi Men zu seinem Reichtum verholfen. Durch Bestechung ergattert er zudem einen Militärposten, und die gesamte örtliche Beamtenschaft steht in seiner Schuld. Hsi Mens Einfluss reicht weit hinauf in den Kreis korrupter Hofbeamter. Seine Machtausdehnung im öffentlichen Leben geht einher mit diversen erotischen Abenteuern, obwohl er zu Hause eine Hauptfrau, die tugendsame Mondfrau, sowie zwei Nebenfrauen hat. Am liebsten aber umgibt er sich mit wackeren Trinkkumpanen. Diese wissen allerdings ihren Freund gut auszunutzen und verleiten ihn zu so manchen Zechgelagen und zur Hurerei.

Der Tigertöter

Als die Zechkumpane in einem taoistischen Tempel eine Schwurbruderschaft gründen, erzählt der Priester Wu, dass in einem nahe gelegenen Wald ein Tiger sein Unwesen getrieben habe. Er sei schließlich von einem gewissen Wu Sung mit der bloßen Faust niedergestreckt worden. Der tote Tiger wird alsbald durch die Stadt getragen, und der örtliche Mandarin stellt den wackeren Tigertöter als Wachhauptmann ...

Über den Autor

Der Autor des Romans ist unbekannt, es gibt aber verschiedene Vermutungen, was seine Identität betrifft. So wird etwa dem Schriftsteller Wang Shizhen (1526–1590) die Verfasserschaft zugeschrieben. Dieser brachte es zu hohen Ämtern und Würden, sogar den Posten eines Justizministers hatte er inne. Als Kin Ping Meh erschien, war sich die literarisch kundige Welt einig darin, dass nur Wang Shizhen diesen Sittenroman geschrieben haben konnte. Zur Entstehung des Romans ist ein Hergang überliefert, dessen Wahrheitsgehalt allerdings zweifelhaft ist: Im 16. Jahrhundert herrschte zwischen den Familien Wang und Yen erbitterte Feindschaft. Der Vater des angeblichen Verfassers wurde von seinem Rivalen machtpolitisch ausgehebelt und 1560 hingerichtet. Der berüchtigte Kanzler Yen missbrauchte seine Macht für eine skandalöse Misswirtschaft, was später zu seiner Absetzung und Verbannung führen sollte. Der Sohn seines Gegners, besagter Wang Shizhen, war aufgrund des damaligen Sittenkodexes verpflichtet, den Tod des Vaters zu rächen, und dies tat er mit der Feder. Eines Tages traf er den Sohn des Kanzlers, der ihn nach seinem derzeitigen literarischen Vorhaben fragte. Mit Blick auf eine goldene Vase, in der ein Zweig mit Pflaumenblüten steckte, kam er auf den Titel des Buches. Dieser vom Zufall inspirierte Titel war zugleich eine Anspielung auf schöne Frauen in reichem Haushalt – die Grundsituation des Romans, dessen Protagonist Hsi Men die wesentlichen Charakterzüge des Kanzlers Yen trägt. Da der Sohn des Feindes darum gebeten hatte, den Roman als Erster zu lesen, präparierte der Autor jede Seite mit Gift, sodass der Leser sich beim Umblättern langsam vergiftete und just nach Beendigung der Lektüre starb. Als Autor infrage kommt außerdem der Maler Xu Wei (1521–1593). Doch auch dafür gibt es keine stichhaltigen Beweise, sodass die Verfasserschaft dieses Sittenromans bis heute im Dunkeln geblieben ist.


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