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Klingsors letzter Sommer
Buch

Klingsors letzter Sommer

Berlin, 1919
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 2017 Mehr

Literatur­klassiker

  • Metafiktion
  • Moderne

Worum es geht

Narzisst mit Goldrand

Hesses Erzählung Klingsors letzter Sommer spaltet die Gemüter. Die einen rühmen die Wiederbelebung der deutschen Romantik. Die anderen sehen in dem Text mehr oder weniger gehobenen Kitsch. Klar ist immerhin: Hesse macht es dem heutigen Leser nicht leicht, seinen Protagonisten zu mögen, diesen larmoyanten Hypochonder, eitlen Größenwahnsinnigen und chauvinistischen Prahlhans. Zumal Hesse den Narzissmus seines Helden nur unvollständig reflektiert. Er distanziert sich nicht, im Gegenteil: Er verlangt Empathie. Genau die mag sich heute jedoch kaum noch einstellen. Ein solcher Mittvierziger mit narzisstischer Störung, der den jungen, stets schlanken Damen nachsteigt und mit romantisch-genialischen Gedankenfragmenten um sich wirft, muss heute bestenfalls befremdlich, schlimmstenfalls abstoßend wirken. Betrachtet man jedoch Hesses Klingsor in seinem historischen Zusammenhang, zeigt sich das Bild eines desillusionierten Künstlers, der durch den Krieg all seine kulturellen Zusammenhänge verloren hat und ihnen hilflos nachtrauert. Das Alte ist tot, das Neue noch nicht geboren. Das einzig Gewisse ist der Tod. Und der wird gefeiert.

Zusammenfassung

Klingsor ist tot. Es lebe Klingsor.

Der berühmte Maler Klingsor verbrachte den letzten Sommer seines Lebens im Süden, in der Gegend von Pampambio. Dabei entstanden zahlreiche Bilder, die Kunstliebhaber höher schätzen als seine vorherigen Werke. Als im Herbst dieses Jahres die Nachricht von Klingsors Tod im Alter von nur 42 Jahren die Runde machte, hatten sich bereits Gerüchte über seinen zerrütteten Geisteszustand verbreitet. Richtig ist aber vielmehr, dass er mithilfe seines übermäßigen Alkoholkonsums versucht hat, seine Melancholie und seinen Weltschmerz zu betäuben. Sein Werk bleibt, sein letzter Sommer ist Legende.

Klingsor steht nachts auf dem Balkon seines Arbeitszimmers und blickt in die üppige Vegetation unter sich. Er versagt sich den dringend benötigten Schlaf, weil er den Rausch des Sommers voll ausschöpfen und nichts verpassen will. Er ahnt, dass dies sein letzter Sommer sein könnte, er fühlt sich kraftlos. Doch andererseits hat er solche Phasen in seinem Leben schon häufig durchlaufen, war oft am Boden und ist doch wieder aufgestanden und hat die alte Begeisterung wiedergefunden. Er sinnt einem Abend mit der schönen Gina

Über den Autor

Hermann Hesse wird am 2. Juli 1877 im Schwarzwaldstädtchen Calw als Sohn des Missionars Johannes Hesse und der ebenfalls missionarisch tätigen Marie Gundert geboren. 1881 zieht die Familie nach Basel, wo der Vater die Schweizer Staatsangehörigkeit annimmt. Nach der Rückkehr nach Calw im Jahr 1883 besucht Hesse die Lateinschule in Göppingen. 1891 tritt er in das evangelische Klosterseminar in Maulbronn ein. Ein Jahr später flüchtet er jedoch von dort, um Dichter zu werden. Nach einem Selbstmordversuch besteht er 1893 das Einjährig-Freiwilligen-Examen (mittlere Reife) am Gymnasium in Cannstatt. Im gleichen Jahr beginnt er eine Buchhändlerlehre, die er jedoch nach nur drei Tagen hinwirft. Nach einer Ausbildung zum Mechaniker fühlt er sich wieder bereit für Geistiges und beendet die zweite begonnene Buchhändlerlehre erfolgreich. Nach den Gedichtsammlungen Das deutsche Dichterheim und Romantische Lieder bringt der Roman Peter Camenzind (1904) Hesse den Durchbruch als Autor. In diesem Werk und im zwei Jahre später fertiggestellten Unterm Rad (1906) verarbeitet er seine schlechten Erfahrungen aus der Schulzeit. 1911 unternimmt er die einzige große Reise seines Lebens, die ihn nach Ceylon und Sumatra führt. Die dort empfangenen Eindrücke werden für sein weiteres Werk sehr wichtig. 1916 erleidet er einen Nervenzusammenbruch. Der Grund ist der Tod seines Vaters und die voranschreitende Schizophrenie seiner Frau Maria Bernoulli. Hesse begibt sich in die psychotherapeutische Behandlung eines Schülers von C. G. Jung. Die Beschäftigung mit der Jung’schen Archetypenlehre findet ihren literarischen Niederschlag in der 1919 veröffentlichten Erzählung Demian und im Roman Narziß und Goldmund (1929/30). Hesses Bücher bekommen einen fernöstlich beeinflussten, meditativen Charakter, besonders Siddhartha (1922). 1927, zwischen seiner zweiten und seiner dritten Heirat, erscheint der Roman Der Steppenwolf. Während der NS-Herrschaft werden viele Bücher Hermann Hesses in Deutschland verboten. In dieser Zeit schreibt er sehr lange (1930 bis 1943) an seinem großen Spätwerk Das Glasperlenspiel. 1946 erhält Hesse den Nobelpreis für Literatur, 1955 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Am 9. August 1962 stirbt Hermann Hesse in Montagnola in seiner Wahlheimat, der Schweiz.


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