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König Ubu
Buch

König Ubu

Paris, 1896
Diese Ausgabe: Reclam, 2008 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Moderne

Worum es geht

Ein Pennälerscherz als Keimzelle des modernen Theaters

König Ubu war ursprünglich eine Paukersatire – und sie stammte nicht einmal von Alfred Jarry. Den Pennälerscherz aus der Feder eines Mitschülers schrieb er über Jahre hinweg immer weiter um. Schon früh war aus dem verlachten Physiklehrer die groteske Gestalt Ubu geworden, eine Mischung aus Hanswurst und Massenmörder. Und aus Insiderscherzen entstand eine Komik der äußersten Übertreibung, eine groteske Vermengung von Witz und Gewalt. Niederste Impulse wurden ohne jeden Versuch der Verschleierung, ohne irgendein Zugeständnis an Sitte und Anstand direkt auf die Bühne gebracht. Das war neu und wirkt heute immer noch verblüffend unmittelbar. Das Premierenpublikum fühlte sich verhöhnt und abgestoßen; zu Lebzeiten des Autors nahm kaum einer den Bürgerschreck Jarry ernst. Heute gilt König Ubu als Geburtsstunde des modernen Theaters. Dadaisten und Surrealisten und erst recht die Vertreter des absurden Theaters beriefen sich auf Jarry. Seither hat auch die Geschichte dem Ubu-Erfinder Recht gegeben: Seit 1896 gab es eher zu viele als zu wenige ubueske Gestalten, weshalb das Stück immer noch ungebrochen aktuell ist. Ein großer, grober Spaß – aber auch weit mehr als das.

Zusammenfassung

Mutter Ubu will Königin sein

Der dicke, ungepflegte Vater Ubu war einst König von Aragon, bis die Spanier ihn stürzten. Jetzt ist er Dragonerhauptmann und militärischer Berater von König Wenzeslas von Polen und eigentlich ganz zufrieden mit seinem Schicksal. Doch Mutter Ubu will mehr: Sie versucht, ihren Mann zum Königsmord anzustacheln, und lockt ihn mit der Aussicht auf Leberwust und Regenkleidung, die er sich dann in unbegrenzten Mengen kaufen könne. Vater Ubu scheint zuerst anzubeißen, gibt sich dann aber doch moralisch. Mutter Ubu ist dennoch überzeugt, ihn am Haken zu haben.

Mit dem Ziel, eine Verschwörung zu organisieren, laden Mutter und Vater Ubu Hauptmann Bordure und seine Gefolgsleute zu einem opulenten Essen ein. Der verfressene Vater Ubu schafft es allerdings nicht, mit dem Essen zu warten, bis der Besuch da ist. Hauptmann Bordure wird dann mühelos als Komplize für den Plan gewonnen, den König zu töten – er offenbart sich als Todfeind von Wenzeslas. Ubu verspricht Bordure, ihn zum Herzog von Litauen zu machen, sobald er selbst König von Polen sei. Als ein Bote das Treffen stört und Vater...

Über den Autor

Alfred Jarry wird am 8. September 1873 im französischen Laval als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geboren. Bis 1888 geht er in Saint-Brieuc zur Schule, danach besucht er das Gymnasium in Rennes, wo er die Spottschrift eines Mitschülers auf den gemeinsamen Physiklehrer zu dem Stück König Ubu (Ubu roi) umarbeitet. Parallel dazu entsteht auch Ubu Hahnrei (Ubu cocu). 1891 kommt Jarry nach Paris und macht dort sein Abitur. Danach bewirbt er sich mehrmals an der Eliteuniversität Ecole normale supérieure – ohne Erfolg. Er beginnt ein Philologiestudium an der Sorbonne, das er aber abbricht. Es zieht ihn zum Theater und zur Literatur. Er besucht Künstlerkneipen und knüpft wichtige Kontakte, etwa zu den Dichtern Stéphane Mallarmé und Marcel Schwob. Der knapp 20-Jährige veröffentlicht einige lyrische und prosaische Texte, zunächst selbstfinanziert. Damit erntet er freundliche Aufmerksamkeit, vor allem von den Symbolisten. Der Theaterdirektor Aurélien Lugné-Poe holt Jarry in der Spielzeit 1896/97 als Dramaturg an sein Théâtre de l’Œuvre und besorgt selbst die Uraufführung von König Ubu. Nach dem Theaterskandal, den die Aufführung auslöst, ist Jarrys Name in der ganzen Stadt bekannt. Jarry tut ein Übriges, indem er sein Leben zum Kunstwerk erklärt und als Bürgerschreck auftritt. So trägt er in Gesellschaft eine aufgemalte Krawatte, und wenn er Fahrrad fährt, benutzt er keine Klingel, sondern schießt einen Revolver ab. 1899 schreibt er Ubu in Ketten (Ubu enchaîné) als Gegenstück und Fortsetzung von König Ubu. Die Gestalt des Ubu dominiert nicht nur Jarrys Werk, sondern auch sein Leben. Jarry imitiert Ubus Redeweise und unterschreibt Briefe als Ubu. Einige Leute amüsieren sich über seine Streiche, einige Gönner unterstützen ihn, doch wirklich ernst genommen wird sein Werk zu seinen Lebzeiten nicht. Jarry führt das Leben eines hungernden Bohemiens und verfällt dem Alkohol. Am 1. November 1907 stirbt er 34-jährig an den Folgen einer tuberkulösen Hirnhautentzündung.


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