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Kognitive Apokalypse
Buch

Kognitive Apokalypse

Eine Pathologie der digitalen Gesellschaft

C. H. Beck, 2022 Mehr

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Bewertung der Redaktion

8

Qualitäten

  • Analytisch
  • Hintergrund
  • Unterhaltsam

Rezension

Swipen, liken und daddeln wir uns als Gesellschaft zu Tode? Nein, bemerkt Gérald Bronner in der Mitte des Buchs süffisant. Wer diesen Schluss ziehe, habe wie so viele Nutzer sozialer Netzwerke nur den Titel gelesen. Er versteht die Apokalypse in ihrem ursprünglichen Wortsinn als Enthüllung. Sie bringt eine realistischere Natur des Menschen ans Licht: Das digitale Junkfood macht uns evolutionsbedingt süchtig, streitlustig, denkfaul und leichtgläubig. Doch trotz dieser düsteren Analyse bleibt der Soziologe zuversichtlich. Die menschliche Innovationskraft hält er für unermesslich – wenn wir Aufmerksamkeitsdiebe unschädlich machen und unseren Geist vernünftig nutzen.

Zusammenfassung

Der wissenschaftliche Fortschritt hat die Freisetzung wertvoller Gehirnzeit ermöglicht.

Der französische Physiker Jean Perrin prophezeite 1930: Schon bald würden die durch die Wissenschaft befreiten Menschen „froh und gesund leben und sich bis an die Grenzen der Möglichkeiten ihres Gehirns entwickeln.“ Heute erscheint uns diese Aussage naiv. Dennoch: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung weltweit mehr als verdoppelt. Mangelernährung, Kinderarbeit und -sterblichkeit gingen dramatisch zurück. Inzwischen verwenden wir deutlich weniger Zeit auf die Befriedigung unserer biologischen Grundbedürfnisse als noch vor wenigen Generationen. Und in den Industrieländern arbeiteten die Menschen vor 200 Jahren rund doppelt so lange wie heute.

Mithilfe des technischen Fortschritts hat der Mensch die Naturgewalten beherrschbar gemacht. So wurde immer mehr Gehirnzeit für Kunst und technische Innovationen freigesetzt. Entlastet vom Nötigsten konnte der Mensch sich der Erforschung des Möglichen zuwenden.

Auf diesem Forschungsweg kam es am 11. Mai 1997 zu einer Zäsur: Vor den Augen der Weltöffentlichkeit gewann eine künstliche Intelligenz...

Über den Autor

Gérald Bronner ist Professor für kognitive Soziologie an der Universität Paris-Diderot. Er forscht über Fanatismus, Radikalisierung und Verschwörungstheorien und berät die französische Regierung zu diesen Themen.


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