Navigation überspringen
Kosmos
Buch

Kosmos

Berlin, 1845
Diese Ausgabe: Die Andere Bibliothek, 2014 Mehr

Literatur­klassiker

  • Naturwissenschaften
  • Moderne

Worum es geht

Das gesamte Wissen über die Welt

Alexander von Humboldts Südamerikareise von 1799–1804 machte ihn in ganz Europa zum Star – auch deshalb, weil er am Anden-Vulkan Chimborasso höher hinaufgelangt war als je ein Mensch zuvor. Es war die größte privat finanzierte Expedition der Geschichte. Die Auswertung der Reise und die Publikation der Ergebnisse beschäftigten Humboldt für den Rest seines Lebens und zehrten sein gesamtes Vermögen auf. Eine Reihe von öffentlichen Vorträgen, die er 1827/28 in Berlin hielt, erwies sich als überraschender Publikumserfolg und bestärkte ihn in der Idee, sein Wissen über die Welt in einem schriftlichen Werk zu versammeln: dem Kosmos. In fünf Bänden, die zwischen 1845 und 1862 erschienen, beschreibt Humboldt für den wissbegierigen Leser alle nur denkbaren Phänomene des Weltraums und der Erde: die Sterne, Planeten und Kometen, die Kontinente, Gebirge, Flüsse, Vulkane, Erdbeben, Gesteinsarten, Fauna und Flora: eine gewaltige Zusammenschau des damaligen geografischen Wissens. Das war durchaus auch ein politisches Signal, galt doch Bildung immer noch als Privileg der Eliten. Der Kosmos ist Ausdruck von Humboldts Überzeugung, dass jedermann ein Recht auf Wissen und Bildung hat – ein Fanal zum Aufbruch in die Wissensgesellschaft.

Zusammenfassung

Über Naturbetrachtung

Das Wesen der Natur kann nur erfassen, wer sie mit allen Sinnen wahrnimmt. Das Messen und Erheben von Fakten ist ebenso bedeutsam wie das Staunen, die Würdigung der Details ebenso wie der Blick für das Ganze: Je intensiver man sich mit den Naturkräften beschäftigt, umso deutlicher erkennt man die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Naturphänomenen. Die Naturwissenschaften haben ein Stadium erreicht, in dem nicht länger isolierte Tatsachen nebeneinanderstehen, sondern Fakten und Daten aus allen Teilen der Welt einander ergänzen und gemeinsam zur Lösung wissenschaftlicher Fragen beitragen. Zur Erkenntnis gehört aber auch das Wissen darüber, wie der derzeitige Erkenntnisstand erlangt wurde. Die Herausbildung systematischen Wissens unterscheidet sich von dem, was man bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als „populäres Wissen“ bezeichnete. Je mehr die Einsicht zunimmt, dass alle Phänomene der Natur miteinander zusammenhängen, umso klarer wird auch, dass für die Kultur und den Wohlstand der Völker alle Zweige des Naturwissens gleich wichtig sind. In der Beobachtung einer anfangs isoliert und fremdartig wirkenden Erscheinung liegt oftmals der Keim einer großen...

Über den Autor

Alexander von Humboldt, geboren am 14. September 1769 auf Schloss Tegel in Berlin, gehört zur preußischen Oberschicht. Der Vater stirbt, als Alexander neun ist und sein (später ebenfalls berühmter) Bruder Wilhelm elf. Die Jungen bekommen einen aufgeklärten Erzieher, der sie mit allen modernen Ideen versorgt, sodass besonders Alexander zum überzeugten Liberalen wird. Nach kurzen Studienzeiten in Frankfurt an der Oder und Göttingen, während derer er von Anatomie über Physik und Chemie bis zur Kameralistik (Verwaltungswissenschaft) in so ziemlich alle Fächer hineinschnuppert, entscheidet Humboldt sich für ein Geologiestudium in Freiberg. Er macht den Abschluss in Rekordzeit und bekommt durch Beziehungen eine Stelle als Bergassessor, die er mit Bravour ausfüllt – um dann jedoch schlagartig den Staatsdienst zu quittieren, als er 26-jährig durch den Tod der Mutter zum Millionär wird. Beharrlich verfolgt er sein Ziel, Naturforscher zu werden und eine große Expedition durchzuführen, was ihm mit seiner berühmten Amerikareise von 1799 bis 1804 auch gelingt. Nach seiner Rückkehr wird er stürmisch gefeiert. Fortan nutzt er den Ruhm, um seine Erkenntnisse auszuwerten und zu publizieren. Er diskutiert mit Koryphäen beinahe sämtlicher Fachgebiete in aller Welt, schreibt rund 35 000 Briefe und erhält etwa dreimal so viele. Humboldt nutzt seinen Einfluss für verschiedenste Projekte, organisiert die ersten wissenschaftlichen Kongresse in Deutschland, unterstützt Nachwuchsforscher, diskutiert mit US-Präsident Roosevelt die Chancen eines Panamakanals und regt ein weltweites Netz geophysikalischer Messstationen an. Als er Mitte der 20er-Jahre so gut wie pleite ist, gibt er schließlich dem Drängen des preußischen Königs nach, der ihm eine Art Kammerherr-Position anbietet, und übersiedelt 1827 nach Berlin. So verbringt er den größten Teil seines Lebens in feindlichem Umfeld: erst als Preuße in Paris, dann – als bekennender Demokrat und Sympathisant der Märzrevolution von 1848 – am preußischen Hof, wo ihn beinahe alle hassen außer dem König; trotzdem steht er stets zu seinen Überzeugungen. Am 6. Mai 1859 stirbt Humboldt, der bis zuletzt an seinem Hauptwerk Kosmos arbeitet, in seiner Wohnung in Berlin, ohne Angehörige zu hinterlassen. Er erhält ein prächtiges Staatsbegräbnis, das er durch seine Kontakte zum Hof rechtzeitig selbst eingefädelt hat.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen

Mehr zum Thema

Vom gleichen Autor