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Kratylos
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Kratylos

Athen, viertes Jahrhundert v. Chr.
Diese Ausgabe: Reclam, 2014 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Griechische Antike

Worum es geht

Wörter auf der Goldwaage

„Treffen sich drei Schlaumeier in Athen“ – so könnte Platons Kratylos im Untertitel heißen, womit die Rahmenhandlung des Dialogs bereits vollständig erfasst wäre. Das gesprächige Trio besteht aus Hermogenes, Kratylos und Sokrates. Wie immer bei Platon widmet man sich voller Eifer einem Thema, von dem eigentlich niemand der Anwesenden so recht eine Ahnung hat. Und wie immer ist es der durchtriebene Sokrates, der als Einziger um sein Nichtwissen weiß. Im Kratylos geht es allgemein um Wörter und speziell um die Frage: Wann ist ein Wort „richtig“? Hermogenes meint: Wann immer man sich darauf einigt, dass etwas so oder so heißen soll. Kratylos widerspricht: Die Dinge haben ihre Namen quasi von Natur aus. Die beiden bitten Sokrates, die Frage zu klären. Der demontiert erst die eine, dann die andere Theorie und ergeht sich zwischendurch in etymologischen Belustigungen. Am Ende stellt sich heraus, dass das alles viel zu kompliziert ist, um mal eben bei Ouzo und Oliven ausdiskutiert zu werden. Die Nachwelt hat Platons Herausforderung angenommen: Kratylos markiert den Beginn jenes systematischen Nachdenkens über Sprache, das wir heute Linguistik bzw. Semiotik nennen.

Zusammenfassung

Sokrates als Streitschlichter

Hermogenes und Kratylos unterhalten sich, als Sokrates hinzukommt. Hermogenes bittet ihn, dabei zu helfen, einen strittigen Punkt zu klären: Hermogenes meint, die Benennung eines Dings unterliege der Willkür derjenigen, die sich auf diesen oder jenen Namen einigen. Kratylos sieht es anders: Jedem Ding komme von sich aus ein richtiger Name zu, alle willkürliche Benennung erzeuge bloß Schall und Rauch. Sokrates stellt fest: Die Dinge müssen, unabhängig von unserer Meinung über sie, ein eigenes Wesen haben. Das Benennen muss also auf das Wesen des Benannten eingehen. Sokrates vergleicht das Wort mit einem Weberschiffchen: So wie dieses fachgerecht verwendet werden muss, gelten auch für den Wortgebrauch bestimmte Regeln. Doch nicht der Weber hat das Weberschiffchen hergestellt, sondern der Tischler. Ein entsprechendes Verhältnis besteht zwischen demjenigen, der ein Wort gebraucht, und dem Schöpfer dieses Wortes. Doch selbst dieser kann nicht allein beurteilen, ob das von ihm geprägte Wort seinen Zweck erfüllt. Dazu bedarf es der sprachlichen Kompetenz eines Dialektikers. Wortschöpfung, schließt ...

Über den Autor

Platon gilt als einer der größten philosophischen Denker aller Zeiten. Zusammen mit seinem Lehrer Sokrates und seinem Schüler Aristoteles bildet er das Dreigestirn am Morgenhimmel der westlichen Philosophie. Platon wird 427 v. Chr. in Athen geboren, als Sohn des Ariston, eines Nachfahren des letzten Königs von Athen. Da Platon aus aristokratischen Kreisen stammt, scheint eine politische Laufbahn vorgezeichnet. Doch die Politik verliert für ihn schnell an Reiz, als er sieht, wie die oligarchische Herrschaft der Dreißig im Jahr 404 v. Chr. Athen unterjocht. Platon betrachtet die Politik von nun an mit einem gewissen Abscheu, sie lässt ihn aber nie ganz los. Er wird ein Schüler des Sokrates, dessen ungerechte Hinrichtung im Jahr 399 v. Chr. ihn stark prägen wird. Fortan tritt Sokrates als Hauptdarsteller seiner philosophischen Schriften auf: 13 Briefe und 41 philosophische Dialoge sind überliefert. Nach der Verurteilung des Sokrates flüchtet Platon zu Euklid nach Megara (30 Kilometer westlich von Athen). Er reist weiter in die griechischen Kolonien von Kyrene (im heutigen Libyen), nach Ägypten und Italien. 387 v. Chr. kehrt er nach Athen zurück und gründet hier eine Schule: die Akademie. Deren Studienplan umfasst die Wissensgebiete Astronomie, Biologie, Mathematik, politische Theorie und Philosophie. Ihr berühmtester Schüler wird Aristoteles. 367 v. Chr. ergibt sich für Platon die einmalige Möglichkeit, sein in seinem Hauptwerk Der Staat entworfenes Politikideal in die Praxis umzusetzen: Er wird als politischer Berater an den Hof von Dionysios II., dem Herrscher von Syrakus, gerufen. Seine Hoffnungen, diesen in der Kunst des Regierens zu unterweisen, zerschlagen sich jedoch. Platon stirbt um 347 v. Chr. in Athen.


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