Navigation überspringen
Kulturgeschichte der Neuzeit
Buch

Kulturgeschichte der Neuzeit

Die Krisis der europäischen Seele von der Schwarzen Pest bis zum Ersten Weltkrieg

München, 1927 bis 1931
Diese Ausgabe: C. H. Beck, 2012 Mehr

Literatur­klassiker

  • Geschichte
  • Moderne

Worum es geht

Was ist Geschichte?

Jede Generation hat ihren eigenen Blick auf die Geschichte, die so immer wieder neu erfunden wird. Geschichtsschreibung als Wissenschaft ist deswegen zum Scheitern verurteilt. Wenn man die Historie als Ganzes in den Blick nehmen will, muss man dies als Dilettant, als Journalist und als Legendenerzähler tun. Genau diesen Anspruch verfolgt Egon Friedell mit seiner Kulturgeschichte der Neuzeit. Mit enzyklopädischem Wissen, einem scharfen, aber äußerst subjektiven Blick und viel Sinn für die menschliche Natur nimmt er den Leser mit auf eine unterhaltsame Reise durch die Jahrhunderte. Er nannte sein Werk eine „seelische Kostümgeschichte“, die in jeder Epoche den treibenden Gedanken ausfindig macht und ihn in Beziehung setzt zu Literatur, Philosophie, Naturwissenschaft und Mode. Einige Vorkenntnisse sollte der Leser mitbringen, um den zahlreichen Querverweisen zu folgen, die Friedell zwischen den Epochen zieht. Auch ist ein kritischer Blick auf Friedells Urteile nötig: Nicht immer ist seine absolute Verehrung oder Ablehnung einzelner großer Köpfe gerechtfertigt. Dass Friedell mit seiner Meinung nie hinter dem Berg hält, macht gerade den Reiz seiner Ausführungen aus. Man möchte wissen, was er über uns zu sagen hätte.

Take-aways

  • Die Kulturgeschichte der Neuzeit ist das Hauptwerk des österreichischen Schriftstellers.
  • Inhalt: Egon Friedell zeichnet in seiner Kulturgeschichte der Neuzeit die treibenden Gedanken, großen Zusammenhänge und prägenden Entwicklungen vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg anhand von Anekdoten und Porträts nach.
  • Friedell wollte keine geschichtswissenschaftliche Abhandlung schreiben, sondern eine „seelische Kostümgeschichte“.

Über den Autor

Egon Friedell wird am 21. Januar 1878 in Wien geboren. Sein Vater Moritz Friedmann ist ein vermögender jüdischer Tuchfabrikant. Friedells Mutter verlässt Egon und seine drei Geschwister ein Jahr später. 1891 stirbt Friedells Vater und Friedell wächst fortan bei einer Tante in Frankfurt am Main auf. Sein Abitur legt er erst mit 21 Jahren in Bad Hersfeld ab. Friedell studiert Germanistik und Philosophie in Berlin, Heidelberg und Wien. 1897 tritt er zum evangelisch-lutherischen Glauben über. 1904 erscheint seine Dissertation über Novalis als Philosoph. Nach seiner Promotion arbeitet er – durch sein Erbe finanziell abgesichert – als Schriftsteller und Schauspieler. Nach einigen Kurzgeschichten macht er sich mit dem Einakter Goethe. Eine Groteske in zwei Bildern, den er zusammen mit seinem Freund Alfred Polgar verfasst, im deutschsprachigen Raum einen Namen. Von 1908 bis 1910 ist er künstlerischer Leiter im Kabarett „Fledermaus“ in Wien. Er arbeitet als Journalist und Historiker, Übersetzer und Philosoph. Er pflegt enge Freundschaften zu weiteren Autoren, etwa Peter Altenberg. Friedell ist alkoholabhängig. Ab 1914 lässt er sich deswegen behandeln. Er veröffentlicht zeitweise unter dem Pseudonym „Friedländer“, lässt seinen Namen aber erst 1916 offiziell in Friedell ändern. Max Reinhardt, der Friedell als „genialen Dilettanten“ bezeichnete, lädt ihn nach Berlin ein, wo er zwischen 1919 und 1927 als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg am Deutschen Theater tätig ist. Danach arbeitet er aufgrund gesundheitlicher Probleme ausschließlich als freier Autor und Übersetzer. 1927 bis 1931 verfasst er sein Hauptwerk Die Kulturgeschichte der Neuzeit. Als die Nazis in Deutschland die Macht ergreifen, wird Friedell aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgt. Von seiner Kulturgeschichte des Altertums, an der er seit 1936 arbeitet, vollendet er nur den ersten Band. Die NSDAP beschlagnahmt seine Schriften. Als am 16. März 1938 die Gestapo vor seiner Tür steht, stürzt er sich aus dem Fenster. Friedell wird auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen

Mehr zum Thema