Lehrjahre des Herzens
- Gesellschaftsroman
- Realismus
Worum es geht
Roman der Desillusionierung
Lehrjahre des Herzens erzählt die Geschichte des jungen Frédéric Moreau, der in den 1840er-Jahren mit hochfliegenden Träumen aus der Provinz nach Paris kommt. Hier widmet er sich halbherzig dem Studium und taucht in das brodelnde Stadtleben ein. Frédérics Verhängnis ist die Begegnung mit der verheirateten Madame Arnoux: Er verschreibt sich ganz dieser reinen, aber unmöglichen Liebe und verliert in der Verwirrung seiner Gefühle alle seine Visionen. Diverse Ersatzliebschaften erfüllen ihn nicht: weder die feurige Kurtisane Rosanette noch die reiche Madame Dambreuse und schon gar nicht die naive Nachbarstochter Louise. Schließlich hat Frédéric, wie er am Schluss in einem melancholischen Rückblick feststellt, durch seine schwärmerische Obsession sein ganzes Leben verpfuscht. Gustave Flaubert perfektionierte in diesem Buch, seinem persönlichen Lieblingswerk, den realistischen Erzählstil. Der Roman sorgte zwar für weniger Furore als die berühmte Madame Bovary, sein Einfluss auf die Entwicklung der europäischen Literatur war aber beträchtlich. Mit nüchterner Ironie wird das Scheitern einer ganzen Generation beschrieben. Und unter der deprimierenden Oberfläche der Handlung gibt es in Flauberts antiromantischem Meisterwerk einige sprachliche Kostbarkeiten zu entdecken.
Zusammenfassung
Über den Autor
Gustave Flaubert wird am 12. Dezember 1821 als zweiter Sohn eines Chirurgen in Rouen in der Normandie geboren. Er teilt das Schicksal vieler ungeliebter, weil ungewollter Kinder: Seine Kindheit verläuft eintönig und ist von wenig Zuneigung geprägt. Der Wohnort der Familie, ein Seitenflügel des Krankenhauses, tut ein Übriges, um Flauberts Kindheit düster zu überschatten. Nach der Schule und einem lustlos unternommenen Rechtsstudium in Paris zieht Flaubert sich immer mehr vom öffentlichen Leben zurück. Der Grund für seine Abschottung ist ein rätselhaftes Nervenleiden, das ihn auch zum Abbruch des Studiums zwingt. Auf seinem Landgut in Rouen widmet er sich der Schriftstellerei, die er fast schon asketisch zelebriert. 1846 lernt er Louise Colet kennen, die lange seine Geliebte und zur Zeit ihres Zusammentreffens bereits eine bekannte Schriftstellerin ist. Zwischen 1849 und 1851 unternimmt er mit seinem Freund Maxime Du Camp eine mehrmonatige Reise nach Griechenland, Ägypten und in den Nahen Osten. 1857 gelingt Flaubert mit Madame Bovary der große literarische Durchbruch. Ende der 50er-Jahre treibt es ihn nach Tunesien, wo er sich zu seinem Roman Salammbô (1863) inspirieren lässt. Die Romane L’Education sentimentale (Lehrjahre des Herzens, 1870) und La Tentation de Saint Antoine (Die Versuchung des heiligen Antonius, 1874) fallen beim Publikum durch. Einzig die 1877 erschienenen Meistererzählungen Trois Contes finden starke Beachtung. Die Korrespondenz mit der französischen Schriftstellerin George Sand, dem russischen Schriftsteller Iwan Turgenjew, dem Romancier Théophile Gautier und seinem literarischen Zögling Guy de Maupassant erscheinen postum unter dem Titel Correspondance. Flauberts letzter Roman Bouvard et Pécuchet (Bouvard und Pécuchet) bleibt unvollendet und wird erst im Jahr 1881 veröffentlicht. Am 8. Mai 1880 stirbt Gustave Flaubert in Croisset.
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